# taz.de -- Grüne Gentechnik: Grüne nennen Gentech-Gesetz "miesen Deal" | |
> Landwirtschaftsminister Seehofer kündigt für Herbst eine | |
> Kennzeichnungsverordnung "ohne Gentechnik". | |
Bild: Bei der Haftungsregelung nicht auf einer Linie mit Seehofer: die ehemalig… | |
BERLIN taz | "Wir haben bei dem neuen Gentechnikgesetz alles rausgeholt, | |
was nach EU-Recht möglich ist", sagte der SPD-Fraktionsvize Ulrich Kelber | |
am Dienstag in Berlin. Gemeinsam mit Bundeslandwirtschaftsminister Horst | |
Seehofer (CDU) und dem Leiter der CDU/CSU-Arbeitsgruppe Verbraucherschutz | |
und Landwirtschaft, Peter Bleser, stellte Kelber gestern den ausgehandelten | |
Kompromiss für ein neues Gentechnikgesetz vor. Seehofer kündigte an, dass | |
er spätestens im Herbst auch eine Verordnung für die Kennzeichnung "ohne | |
Gentechnik" vorlegen will, die weitgehende Erleichterungen für die Nutzer | |
dieses Labels bringen werden. | |
Während die drei Politiker sich überzeugt zeigten, dass die neuen Regeln | |
nicht nur ausreichend Schutz vor den unerwünschten Nebenwirkungen des | |
Gentech-Anbau gewährleisten, bezeichnete die Grünen das vorgestellte Gesetz | |
als "miesen Deal", der dem Gentechnik-Anbau ein "Hintertürchen öffnet". | |
Geregelt wird in dem Gesetzesentwurf unter anderem, zu welchen Bedingungen | |
Gentech-Pflanzen angebaut werden dürfen und wer schadensersatzpflichtig | |
ist, wenn ein Nachbarfeld gentechnisch kontaminiert wird. Ursprünglich | |
hatte Seehofer die Absicht, einen von der Gentech-Industrie finanzierten | |
Haftungsfond für Gentech-Schäden einzurichten. Seehofer bekam jedoch von | |
den Gentech-Anwendern eine Abfuhr. | |
Jetzt bleibt die alte, noch von seiner Vorgängerin Renate Künast (Grüne) | |
eingeführte Haftungsregelung bestehen. Danach sind alle Nachbarn, die | |
gentechnisch veränderte Pflanzen anbauen, gemeinsam für Gentech-Schäden | |
haftbar. Indirekt lobte Seehofer sogar seine Vorgängerin: "Die Fachexperten | |
haben mich davon überzeugt, dass diese Haftungsregelung die beste Lösung | |
ist." | |
Anders als Künast ist Seehofer jedoch der Ansicht, dass die | |
Haftungsregelungen nur greifen, wenn die gentechnische Verschmutzung des | |
Nachbarfeldes die Kennzeichnungsschwelle von 0,9 Prozent überschreitet. | |
Auch wenn der betroffene Nachbar seine Ernte unter Preis verkaufen muss, | |
weil sie etwa einen Gentech-Anteil von 0,4 Prozent enthält, wird somit kein | |
Schadensersatz fällig. | |
Für besonders problematisch hält die grüne Bundestagsabgeordente Ulrike | |
Höfken, dass künftig für als besonders sicher geltende Gentech-Pflanzen, | |
die zu Forschungszwecken in Gewächshäusern gehalten werden, "wesentliche | |
Schutz- und Kennzeichnungsvorschriften völlig außer Kraft gesetzt" werden. | |
Damit bestehe die Gefahr, dass künftig aus dem Gewächshaus Gentech-Pflanzen | |
unkontrolliert auskreuzen und ohne Kennzeichnung in Umlauf kommen. Bei | |
näherer Prüfung entpuppt sich der Gesetzentwurf "als noch viel schlimmer | |
als erwartet", meint Höfken dazu. | |
24 Jul 2007 | |
## AUTOREN | |
Wolfgang Löhr | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Gentechnik: "100-Prozent-Garantie gibt es nicht" | |
Schon heute können Gen-Spuren im Essen stecken, sagt Michael Warburg vom | |
Unilever. Das von der Regierung neu geplante Label "Ohne Gentechnik" lehne | |
der Konzern ab. | |
Gentechnik-Gesetz: Ein fauler Kompromiss | |
Experten begrüßen die Haftungsregelungen im Gentechnikgesetz-Entwurf. Doch | |
sie fürchten Klagen wegen unpräziser Paragrafen. |