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# taz.de -- Psychologe zu Empathie: Spielen soll schlau machen
> Pädagogikexperten fordern ein bundesweites Bildungscurriculum für
> Kleinkinder und eine bessere Ausbildung des Erziehungspersonals.
Bild: Deutschland gibt weniger Geld für frühkindliche Erziehung aus als seine…
Während der von der großen Koalition beschlossene Ausbau der
Kinderbetreuung im föderalen Gemenge der Bundesrepublik steckt, machen
ExpertInnen Druck: Gestern stellte die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung
eine Expertise zu notwendigen Reformen in der frühkindlichen Bildung vor.
Dem parlamentarischen Staatssekretär im Familienministerium, Herman Kues,
blieb dabei nur die unliebsame Rolle des Bundespolitikers, der immer wieder
auf die Zuständigkeit der Länder verweisen muss.
So etwas lässt Ilse Wehrmann allerdings nicht gelten. Die Sozialpädagogin
hat lange die evangelischen Kindergärten in Deutschland geleitet und
veröffentlicht gerade ihre Promotion zum Reformbedarf in der frühkindlichen
Bildung. Sie rief gestern in Erinnerung, dass die Bundesrepublik bei diesem
Thema 15 bis 20 Jahre hinter ihren Nachbarn zurückliegt. Nicht nur die
geringe Anzahl der Einrichtungen sei das Problem, sondern auch, dass die
ErzieherInnen schlecht ausgebildet seien: Deutsche ErzieherInnen dürfen
deshalb in den meisten europäischen Ländern nicht arbeiten. Die
PädagogInnen kämen oft aus bildungsfernen Schichten. Dazu werde die
Entwicklung der Kinder von 0 bis 3 Jahren in der Ausbildung nur gestreift.
"Diese ErzieherInnen können Entwicklungsstörungen von Kleinkindern nicht
diagnostizieren", erklärte Wehrmann. "Eigentlich", so ihre Forderung,
"müssten alle 325.000 ErzieherInnen nun fortgebildet werden."
Damit etwa die Bildung der sozialen Fähigkeiten der Kleinsten gelinge,
brauche es nationale Bildungsstandards. Bund und Länder müssten sich
schnell auf ein einheitliches Curriculum einigen, so Wehrmann. Auch dafür
müsste mehr Geld in die frühkindliche Bildung fließen. Deutschland gebe nur
0,5 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für die unter Dreijährigen aus, in
anderen Ländern seien es 1 bis 2 Prozent. "Man könnte etwa einen
Soli-Beitrag für die Bildung erheben", schlägt Wehrmann vor. Schweden habe
seine Betreuungseinrichtungen auch nur mittels einer Mehrwertsteuererhöhung
ausbauen können.
Staatssekretär Kues verwies auf die 3 Milliarden Euro, die der Bund für den
Betreuungsausbau zur Verfügung stellen wird. Über Bildungsstandards sei man
mit Ländern und Kommunen im Gespräch. Mit dem Vorschlag, die BürgerInnen
für mehr Bildung zur Kasse zu bitten, wollte er nicht in Verbindung
gebracht werden: "Das ist nicht Meinung der Bundesregierung", so Kues. Er
sehe auch, dass Fortbildungen von ErzieherInnen bereits in Angriff genommen
würden. In seinem Wahlkreis im Emsland etwa übernehme das die Caritas. Er
setze auf die breite gesellschaftliche Debatte, die nun glücklicherweise
stattfinde: "Eine Bewusstseinsänderung können Sie nicht von oben anordnen",
antwortete er Wehrmann. Die bemängelte dennoch: "Es kann doch nicht von
einem Bürgermeister oder einem Ministerpräsidenten abhängen, ob
Deutschlands Kinder gebildet werden oder nicht!"
1 Aug 2007
## AUTOREN
Heide Oestreich
Heide Oestreich
## TAGS
Intelligenz
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