# taz.de -- Feinstaub: Forscher wollen Autobahnen bemoosen | |
> Um giftigen Feinstaub zu binden, bringen Bonner Forscher eine neue Idee | |
> ins Spiel: Moosbepflanzungen an Straßen sollen den Staub binden - und | |
> verdauen. | |
Bild: Ein Mittelstreifen voller Moos, so stellen sich Forscher die saubere Auto… | |
Seit einiger Zeit rätseln Bürgermeister und Umweltdezernenten, wie man dem | |
wachsenden Feinstaubproblem zu Leibe rücken kann. Die Ideen reichen von | |
Feinstaubfiltern über Straßenbewässerungen bis zu Fahrverboten. Forscher | |
der Universität Bonn bringen nun eine ganz andere Idee vor: Sie wollen | |
staubschluckende Moose pflanzen. Sie wirkten, so erklären die Forscher | |
ihren Vorschlag, wie ein "Mikrofaser-Staubtuch". Dem Bonner Moosforscher | |
Jan-Peter Frahm schwebt vor, ganze Autobahnen mit Moosen zu begrünen. | |
Gleich mehrere Besonderheiten machen Moose zu wahren Feinstaub-Killern, | |
meint der Forscher. Zum einen die enorme Oberfläche: "Ein Moospolster von | |
einem Quadratmeter Größe hat fünf Millionen kleinste Blättchen", sagt | |
Frahm. Viele Abgas-Bestandteile dienten den Moosen gar als Nahrung, andere | |
würden durch Bakterien abgebaut, die auf den Moosen leben. "Der Feinstaub | |
wird so zur Biomasse." | |
Außerdem würden die Moose manche Mikropartikel aus der Luft elektrostatisch | |
anziehen, etwa die Ammoniumionen, die durchschnittlich 40 Prozent des | |
Feinstaubes ausmachten. "Die Moosoberfläche ist negativ geladen", erklärt | |
Frahm, "ein Ammoniumion dagegen positiv". Nun muss sich die Idee freilich | |
noch im Freien bewähren. Im Labor aber funktioniere es schon, sagen die | |
Forscher. Dazu kippten Frahm und sein Kollege Marko Sabovljevic Blei- und | |
Bariumstaub auf verschiedene Moospolster. Nach einigen Stunden Wartezeit | |
wurden die Pflanzen gewaschen. Aus der Staubmenge im Waschwasser konnten | |
die Forscher so das Bindevermögen der Pflanzen berechnen. "Bis zu 20 Gramm | |
Feinstaub nahmen Moospolster von einem Quadratmeter Größe bei dieser | |
Prozedur auf", erklärt Sabovljevic. Zum Vergleich: An einer viel befahrenen | |
Straße rieseln jährlich nur 14 Gramm Feinstaub pro Quadratmeter zu Boden. | |
Doch es gibt auch Probleme. Das Moos muss feucht sein, um Feinstaub binden | |
zu können - zu nass ist aber auch nicht gut. Für weitere Test wollen die | |
Forscher ein Anschlussstück zur Autobahn A 562 demnächst mit Moosen | |
begrünen. | |
3 Aug 2007 | |
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Feinstaub | |
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