# taz.de -- Druckeremissionen: Berufsunfähig durch Laserstaub | |
> Obwohl Laserdrucker Gifte und Feinstaub emittieren, ist über die Gefahren | |
> durch Tonerstaub kaum etwas bekannt | |
Bild: Noch nicht in die Kritik geraten: der Tintenstrahldrucker. | |
BERLIN taz Seit Jahren recherchiert Kriminalhauptkommissar Achim Stelting | |
aus Hamburg in eigener Sache. Stelting steckt das Ermitteln sprichwörtlich | |
im Blut, denn die Laserdrucker seiner Arbeitsstelle haben seinen Körper | |
krank gemacht. So krank, dass Stelting 1997 offiziell wegen der Folgen des | |
Laserstaubs frühpensioniert wurde. Bis heute reagiert sein Körper massiv | |
auf den feinen Staub, der beim Betrieb von Laserdruckern entsteht: Kommt er | |
in ihre Nähe, entzünden sich Steltings Bronchien und er bekommt schwere | |
Atemnot. Die Entzündungen halten oft sechs Wochen an. | |
Egal ob im Blumengeschäft oder am Flughafen, Laserdrucker finden sich heute | |
überall. "Einmal landete ich nach einem Unfall in einem Krankenhaus und lag | |
direkt neben einem Laserdrucker", sagt Stelting. Regelmäßig muss er | |
Kortisontabletten nehmen und sich notfalls zusätzlich mit Feinstaubmasken | |
schützen. | |
Als Betroffener trägt Stelting Indizien über die gesundheitlichen | |
Belastungen auf seiner Internet-Seite [1][www.krank-durch-toner.de] | |
zusammen. Hinweise hat Steltings "Interessengemeinschaft Tonergeschädigter" | |
viele. Immer wieder werden in den Emissionen von Laserdruckern Krebs | |
erregendes Benzol, Styrol, Schwermetalle oder Zinnverbindungen gefunden, | |
die das Immunsystem schädigen können. "Uns sind etwa 130 Fälle bekannt, in | |
denen Fachärzte einen Zusammenhang zwischen den Laserdruckern und | |
Gesundheitsbeschwerden festgestellt haben", sagt Stelting. | |
Doch welche exakten Belastungen von Laserdruckern ausgehen, ist den | |
Wissenschaftlern bislang ein Rätsel. "Kein Land hat bisher eine große | |
Untersuchung dazu gemacht", sagt Richard Gminski, Umwelttoxikologe von der | |
Universität Gießen. Dabei wird die Technik seit 25 Jahren an Konsumenten | |
verkauft. | |
Gminskis Universität hat in einer Pilotstudie weltweit erstmals die | |
Emissionen von Laserdruckern und die Gesundheit von Bürobeschäftigten unter | |
realen Bedingungen untersucht. "Erkrankungen durch Laserdrucker haben wir | |
nicht gefunden", sagt der Studienleiter Volker Mersch-Sundermann. Wohl aber | |
Irritationen der Haut und Schleimhäute. Ob diese wirklich von den | |
Laserdruckern verursacht werden, muss jedoch eine sehr viel größer | |
angelegte Studie mit etwa 2.000 Probanden klären, die frühestens in drei | |
Jahren fertig gestellt sein könnte. In der Pilotstudie wurden nur 68 | |
Personen untersucht. Klar wurde hier aber bereits, dass die Büroluft schon | |
durch einen einzelnen Drucker bis zum Fünffachen des EU-Außengrenzwerts mit | |
Feinstaub belastet wurde. "Gerade beim Beginn des Druckens verursachen die | |
meisten Geräte Belastungsspitzen mit ultrafeinem Feinstaub", sagt | |
Mersch-Sundermann. Welche Gesundheitsfolgen diese Emissionen haben, ist | |
unbekannt. "Wir haben aber festgestellt, dass es Menschen gibt, deren Lunge | |
überdurchschnittlich empfindlich auf Außenreize reagiert", sagt der | |
Studienleiter. | |
Immerhin geht das Bundesumweltministerium das Problem nun an. Nach einem | |
Treffen mit der Industrie sollen die Hersteller binnen drei Monaten | |
Vorschläge für weniger Laser-Emissionen machen. Dabei ist erste Selbsthilfe | |
schon möglich. Für etwa 50 Euro gibt es im Handel Staubfilter für viele | |
Laserdrucker. Als Soforthilfe empfehlen die Toxikologen aus Gießen, sich | |
nicht direkt vor die Hauptentlüftung des Laserdrucker zu setzen und die | |
Geräte regelmäßig warten zu lassen. | |
8 Aug 2007 | |
## LINKS | |
[1] http://www.krank-durch-toner.de/ | |
## AUTOREN | |
Tarik Ahmia | |
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