# taz.de -- Debatte im Umweltausschuss: Druckerstaub erreicht Bundestag | |
> Seit 25 Jahren gibt es Hinweise auf Risiken - jetzt debattiert der | |
> Umweltausschuss über die Gesundheitsgefahr durch Laserdrucker. Auf Antrag | |
> der Oppostion. | |
Bild: Auch das Passformular produziert Feinstaub. | |
Machen Laserdrucker krank? Wirklich eindeutig lässt sich die Frage bis | |
heute nicht beantworten. Immerhin hat die unklare Faktenlage nun dafür | |
gesorgt, dass sich der Umweltausschuss des Bundestages heute mit dem Thema | |
beschäftigt. Auf Antrag der Grünen und der Linksfraktion will der Ausschuss | |
den Abschlussbericht des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zum | |
Thema Laserdrucker debattieren. | |
Ob und wie Laserdrucker krank machen können, darauf gibt auch die | |
BfR-Studie keine Antwort. "Es ging lediglich darum, Messverfahren für die | |
Emissionen von Laserdruckern zu entwickeln", sagt BfR-Sprecherin Irene | |
Lukassowitz. Umwelttoxikologen von der Universität Gießen, die die | |
Untersuchung für das BfR durchführten, haben erforscht, welche Emissionen | |
sich unter Alltagsbedingungen überhaupt messen lassen. Die Pionierarbeit | |
war nötig, weil es bis heute weltweit keine Studie gibt, die mögliche | |
Gesundheitsgefahren durch Laserdrucker systematisch untersucht. Vorläufig | |
geben die Forscher im Abschlussbericht Entwarnung: Nach Messungen in 63 | |
Büros haben sie keine Erkrankungen nachweisen können, die unmittelbar durch | |
Laserdrucker verursacht werden. "Es gibt aber Irritationen der Haut und | |
Schleimhäute", sagt Studienleiter Volker Mersch-Sundermann der taz. | |
Kritiker halten das für untertrieben. "Es gibt massive Hinweise auf | |
Schädigungen durch Laserstaub", sagt Achim Stelting von der Initiative | |
Tonergeschädigter. Seine Vereinigung dokumentiert seit Jahren | |
gesundheitliche Probleme. "Der eigentliche Skandal ist, dass mögliche | |
Belastungen auch nach 25 Jahren wissenschaftlich nicht geklärt sind", sagt | |
Stelting. | |
Erwiesen ist, dass Laserdrucker große Mengen Feinstaub verursachen, die | |
Atemwegserkrankungen erklären könnten. Das Feinstaubpotenzial wurde auch im | |
Rahmen der BfR-Studie festgestellt. Besonders viel Druckerstaub entsteht | |
jedes Mal, wenn der Druckervorgang startet - die Konzentration steigt im | |
Büro bis zum Fünffachen des EU-Außengrenzwertes. Je nach Tonerpulver kann | |
der Druckerstaub zudem krebserregendes Benzol oder giftige Schwermetalle | |
enthalten. Doch auch nach der BfR-Studie ist über die Wirkung der | |
ultrafeinen Partikel bis heute so gut wie nichts bekannt. Das | |
Bundesinstitut für Risikobewertung hält sich mit einer Bewertung zurück. | |
Sie wird erst im April folgen. Ursprünglich sollte die Bewertung Teil des | |
Abschlussberichts sein, der eigentlich auch schon im Sommer 2006 hätte | |
vorliegen sollen. | |
"Solche gesundheitsgefährdenden Stoffe haben im Tonerpulver nichts zu | |
suchen", sagt Sylvia Kotting-Uhl, umweltpolitische Sprecherin der Grünen im | |
Bundestag. "Die Studie zeigt, dass es beunruhigende Zusammenhänge gibt. | |
Insbesondere die Wirkung ultrafeiner Partikel muss genauer untersucht | |
werden", sagt Kotting-Uhl. Und Lutz Hallmann, Umweltexperte der | |
Linksfraktion, sagt: "Ähnlich wie beim Dieselruß scheut sich die Regierung, | |
der Industrie auf die Füße zu treten." Die nämlich bewertet das Problem so: | |
"Solange die abschließende Bewertung des BfR aussteht, fällt uns ein Urteil | |
über die Ergebnisse schwer", sagt Philipp Karch, Bereichsleiter für Umwelt | |
und Nachhaltigkeit beim Branchenverband Bitkom. "Der Abschlussbericht | |
liefert bisher keine belastbaren Hinweise auf gesundheitliche | |
Beeinträchtigungen. Wir wollen dazu beitragen, alle denkbaren Risiken zu | |
minimieren", sagt Karch. Dazu könnte in Zukunft etwa gehören, die | |
Feinstpartikel genauer zu erforschen. | |
Trotz vieler offener Fragen sieht das Bundesinstitut für Risikobewertung | |
keinen weiteren Forschungsbedarf. "Von uns wird es keine Anschlussstudie | |
geben", sagte BfR-Sprecherin Irene Lukassowitz. Begründung: Es handelt sich | |
um eine Problematik am Arbeitsplatz. "Für solche Fragen ist das | |
Arbeitsministerium zuständig", sagt Lukassowitz. | |
16 Jan 2008 | |
## AUTOREN | |
Tarik Ahmia | |
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