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# taz.de -- Missernte: Bauern betteln um Hilfe
> Brandenburger Obstbauern beklagen hohe Ernteverluste aufgrund des milden
> Winters. Für manchen ist es schon die zweite Missernte - jetzt soll das
> Ministerium eingreifen.
Bild: Maehmaschine in Storkow: In diesem Jahr gibt's wenig zu drischen.
Eigentlich müssten sich die Äste der Bäume in Brandenburg zu dieser
Jahreszeit biegen unter der Last des reifen Obstes. Doch dieses Jahr
bleiben ganze Plantagen leer. Viele Bauern im Land stöhnen über die
schlechte Ernte - manch einer sieht sich sogar in seiner Existenz bedroht.
Bei der Pflaumenernte wird der Ertrag nach Angaben des Landesamtes für
Statistik Berlin Brandenburg bis auf die Hälfte sinken. Wurden im Vorjahr
noch 9,6 Tonnen Pflaumen pro Hektar gepflückt, werden es dieses Jahr nur
noch 4,7 Tonnen sein. Auch bei den Äpfeln müssen die Obstbauern
beträchtliche Verluste hinnehmen. Den Prognosen zufolge wird die Apfelernte
um 56 Prozent geringer ausfallen als zum Vorjahr, als noch 24 Tonnen Äpfel
erwirtschaftet worden. Gerade mal 10,6 Tonnen erwarten die Bauern für die
Apfelernte, die im September beginnt. Ähnlich schlecht sieht es auch bei
den Süßkirschen aus. Nur 37 Prozent des gesamten Ertrages konnten im
Vergleich zum Vorjahr eingefahren werden.
Das liegt nach Andreas Jende, Geschäftsführer des Landesverbandes Gartenbau
Brandenburg vor allem an der warmen Witterung und dem späten Einbruch von
Minusgraden. "Der überraschende Frosteinfall hat im April und Mai die
Blüten der Bäume stark geschädigt und damit zu hohen Ertragsverlusten bei
Pflaumen, Kirschen und Äpfeln geführt." Das einzige, was gegen solch einen
Frost getan werden könne, sei Frostschutzberegnung. "Aufgrund der hohen
Kosten wird die aber nicht angewendet", sagt Jörg Lübcke, Referatsleiter
Gartenbau im Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und
Flurneuordnung.
Die Erntebilanz fällt allerdings sehr unterschiedlich aus: Bauern im Alten
Land bei Hamburg oder in Baden rechnen für dieses Jahr mit Rekordernten.
Und auch nicht alle Gebiete in Brandenburg sind gleich stark betroffen.
"Der angeführte Mittelwert fällt dabei im Havelland deutlich ungünstiger
aus als in den Gebieten um Frankfurt Oder." Dabei können auch bei Bauern
aus demselben Ort - je nach Höhe der Anbaugebiete - unterschiedlich starke
Frostschäden auftreten.
Während so manch Bauernkollege nicht weiß wohin mit den vielen Äpfeln, hat
es Manfred Kleinert vom Obstgut Marquardt im Havelland dieses Jahr
besonders schlecht getroffen. Er rechnet mit Ertragsausfällen bis zu 70
Prozent. "Wir werden trotz der schwierigen Lage noch genügend Äpfel und
Pflaumen für unsere Kunden bereit stellen können", sagt er. Sein Obst
verkauft er direkt, seine Kunden kommen meist extra aus Potsdam oder aus
Berlin angereist. Für sie, so vermutet Kleinert, wird das Obst dieses Jahr
teurer. "In diesem Jahr müssen wir aufgrund der schwierigen Situation
Abstriche bei den Exporten machen. Normalerweise haben wir unsere Ware bis
nach Holland oder Dänemark gefahren. Jetzt halten wir das Obst für unsere
eigenen Kunden zurück".
Für andere Brandenburger Bauern kommt es noch schlimmer: "Einige Obstbauern
sind in ihrer Existenz bedroht", beklagt Jürgen Hellwig vom Vorstand der
Genossenschaft Bochower Havelobst. "Jetzt haben wir schon die zweite
Missernte in Folge und die Finanzdecke wird langsam dünn." In ihrer Not hat
sich die Genossenschaft Bochower Havelobst an das zuständige Ministerium
gewandt, um auf die katastrophalen Zustände aufmerksam zu machen. Denn "
bei fehlenden Einnahmen wird es für uns auch schwierig, die entsprechenden
Erntehelfer zu finanzieren."
Für diejenigen, die ihr Obst im Supermarkt kaufen, werden nach Angaben der
Zentralen Markt und Preisberichtstelle (ZMP) aber keine Preiserhöhungen zu
befürchten sein. "Brandenburg ist nur ein kleiner Apfelanbieter auf dem
großen Markt", so Ebert vom ZMP. "Die Großhändler beziehen ihre Obstwaren
aus den verschiedensten Regionen und Ländern. Brandenburgs Obsteinbußen
fallen dabei gesamtwirschaftlich kaum ins Gewicht."
20 Aug 2007
## AUTOREN
Klaudija Sabo
## TAGS
Landwirtschaft
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