# taz.de -- "Made in China": Westliche Pressekritik erwünscht | |
> Die Rückrufaktionen für Produkte und Spielsachen aus China hören nicht | |
> auf. Während deutsche Verbraucherschützer drohen, lobt Peking die Kritik | |
> als "hilfreich". | |
Bild: TÜV-leidgeprüft: Spielzeugpuppe aus China | |
Der außenpolitische Sprecher des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei | |
Chinas, Guo Yezhou, hat die ausländische Presse für ihre kritische | |
Berichterstattung über fehlerhafte Produkte aus China gelobt. "Die | |
ausländischen Berichte sind hilfreich, um China auf die Probleme aufmerksam | |
zu machen", sagte Guo am Montag im Interview mit der taz. Zugleich äußerte | |
Guo Verständnis für die Empörung westlicher Verbraucher über den zu hohen | |
Bleigehalt von Babylätzchen und Autospielzeug. "Ich kann die Aufregung | |
verstehen. Aber die Politik hat jetzt die Aufgabe, die Aufregung zu | |
besänftigen". | |
Guo kündigte an, dass die Regierung einen neuen Schwerpunkt auf die | |
Industriekontrolle legen werde. Vom Einkauf über die Fertigung bis zum Zoll | |
werde die Kontrolle verstärkt, so Guo. "Wir wollen erst die Großen | |
bestrafen, um damit auch die Kleinen besser abzuschrecken." | |
Fabrikschließungen und Produkteinstellungen seien nicht auszuschließen. | |
Zugleich forderte Guo westliche Politiker auf, die Probleme nicht zu | |
skandalisieren, sondern an ihrer Aufklärung mitzuwirken. Bei den | |
aufgetretenen Problemen gehe es in der Regel um Einzelfälle. Im sensiblen | |
Lebensmittelbereich seien bereits 99 Prozent aller Exporte sicher. Zudem | |
habe ein japanischer Forschungsbericht gerade erst chinesische | |
Lebensmittelimporte für sicherer befunden als die gleichen Importe aus | |
Kanada und Europa. | |
Mit Guo äußerte sich erstmals ein chinesischer Parteisprecher | |
verständnisvoll zu der westlichen Kritik über unsichere Produkte aus China. | |
Zuvor hatten das Pekinger Handelsministerium und ein Washingtoner | |
Botschaftssprecher die Vorwürfe zurückgewiesen. | |
Unterdessen hat ein weiterer großer Spielwarenhändler "Made in | |
China"-Produkte aus den Regalen genommen. Nachdem der | |
Barbie-Puppen-Vertrieb Mattel vorige Woche eine weltweite Rückrufaktion | |
gestartet hatte, weil Spielsachen mit bleihaltiger Farbe angemalt waren, | |
gab Toys"R"Us gestern bekannt, Babylätzchen bereits am Freitag vorsorglich | |
aus dem Verkauf genommen zu haben. Auch Zahnpasta und Tierfutter aus China | |
waren in den vergangenen Wochen aus dem Verkehr gezogen worden, weil sie | |
mit giftigen Substanzen belastet waren. | |
Nach Angaben des TÜV Süd stammt jedes zweite fehlerhafte Produkt, das in | |
Deutschland bei Qualitätsprüfungen beanstandet wird, aus China. Die Mängel | |
bei importierten Spielwaren, Elektrogeräten und Werkzeugen hätten 2006 | |
stark zugenommen, sagte der TÜV-Süd-Geschäftsführer Joachim Birnthaler, der | |
Süddeutschen Zeitung. | |
Deutsche Verbraucherschützer forderten von der EU-Kommission einen | |
Einfuhrstopp für Spielwaren aus China, wenn weiter gesundheitsgefährdendes | |
Spielzeug auf den Markt kommt. "Das wäre ein Signal, das Peking sofort | |
verstünde", sagte der Vorstand des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen | |
(VZBV), Gerd Billen. | |
Bereits am Sonntag nahm das chinesische Fernsehen das Thema ins Programm. | |
In einer Talkshow verteidigte der Leiter der staatlichen Qualitätsaufsicht, | |
Li Changjiang, das Label "Made in China". Auch der Industrie machen die | |
zahlreichen Rückrufaktionen im Ausland Sorgen. Ein Unternehmer hat bereits | |
Selbstmord begangen. Der Verband der Spielwarenhersteller befürchtet eine | |
große Entlassungswelle. "Glaubt an Made in China" wird noch die ganze Woche | |
Titel einer neuen Serie auf den staatlichen Kanälen sein. Das Thema am | |
gestrigen Abend: Grüner Tee, eines der Markenzeichen des Landes. | |
21 Aug 2007 | |
## AUTOREN | |
Georg Blume | |
Jörn Kabisch | |
## TAGS | |
Spielzeug | |
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