Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Giftiges Spielzeug: Lego statt Barbie
> Die chinesische Spielwarenindustrie gibt den Importeuren eine Mitschuld
> an den Produkt-Rückrufen. Die Händler setzen nun auf "sichere" Marken -
> und füllen ihre Regale mit Lego.
Bild: Die Nummer Sicher: Legoklötze.
Die Pannenserie bei chinesischen Produkten reißt nicht ab. Nach der
Aufregung um bleihaltige Barbie-Puppen und Baby-Lätzchen rief eine
Großhandelsfirma jetzt chinesische Decken in Neuseeland und Australien
zurück. Die hohe Belastung mit der Chemikalie Formaldehyd könne Haut und
Atemwege reizen, so die Begründung.
Ein Vertreter der chinesischen Spielzeugindustrie gab nun den Importeuren
eine Mitschuld am Rückruf. Der stellvertretende Vorsitzende der
Herstellervereinigung in der Provinz Guangdon, Li Zhuoming, sagte der, der
Importeur und Barbie-Markeninhaber Mattel habe die Qualitätskontrolle
vernachlässigt. "Auch der Käufer Mattel kann seiner Verantwortung nicht
entgehen", so Li. Wenn es ein Problem mit den Spielwaren gebe, müsse der
Importeur eingreifen.
Bei den deutschen Importeuren steigt derweil die Nachfrage nach
unabhängiger Kontrolle. Wie der TÜV Rheinland berichtet, sind in den
vergangenen Tagen mehrere Dutzend Prüfaufträge bei ihm eingegangen. Auch
der TÜV Süd erwartet einen Anstieg der Nachfrage. Der TÜV und andere
akkreditierte Prüfstellen vergeben das so genannte GS-Siegel für "geprüfte
Sicherheit" für technische Produkte.
Silvia Maurer vom Bundesverband der Verbraucherzentralen empfiehlt
Konsumenten, auf das GS-Zeichen zu achten. "Das CE-Prüfzeichen sollte man
dagegen gleich ignorieren", so Maurer. CE steht für Communauté Européenne
(französisch für "Europäische Gemeinschaft") und gilt als "Reisepass" für
Produkte im europäischen Binnenmarkt. Mit der Kennzeichung signalisieren
Hersteller oder Importeure ihren Kunden, dass sie die EU-Richtlinien zu
Gesundheitsschutz Sicherheits einhalten. Das Prinzip basiert jedoch bei den
meisten Produkten auf Selbstkontrolle. Eine externe Überprüfung ist nicht
vorgeschrieben.
Das Europaparlament verhandelt derzeit eine Reform der Prüfbestimmungen.
Die EU-Kommission will das CE-Zeichen als einzige Kennzeichnung etablieren
- zu Lasten der kontrollierten nationalen Siegel wie GS in Deutschland.
Europaparlamentarier laufen dagegen Sturm: "Die Staaten müssen zu stärkeren
Kontrollen verpflichtet werden", sagt Peter Wiese von der konservativen
EVP-Fraktion. Einen entsprechenden Vorschlag gäbe es bereits. Auch
Verbraucherschützer Patrick von Braunmühl fordert von der EU, die
Kontrollen zu harmonisieren und zu intensivieren: "Die jüngsten
Rückrufaktionen zeigen, dass die Marktüberwachung in der EU bisher nicht
funktioniert."
Auf dem Spielzeugmarkt scheinen die Käufer die Sache jetzt selbst in die
Hand zu nehmen: Die Regale, die die Spielzeughändler nach den
Rückrufaktionen von Matell leerräumen mussten, werden vor dem
Weihnachtsgeschäft offenbar verstärkt mit Lego-Produkten aufgefüllt. "Es
ist noch zu früh, dezidierte Angaben zu machen, aber es hat eine sichtbare
außerplanmäßige Nachfrage eingesetzt", freut sich Lego-Informationschefin
Charlotte Simonsen. Offenbar gilt Händlern wie Eltern nach den
Giftskandalen der letzten Monate Lego als eine relativ "sichere" Marke.
Zwar lässt auch Lego Teile seiner Produkte in China produzieren, "doch das
sind nur wenige Prozent, wir haben eine gute Kontrolle darüber und noch nie
Probleme gehabt", so Simonsen.
22 Aug 2007
## AUTOREN
P. Scheidt
R. Wolff
## ARTIKEL ZUM THEMA
Hunderte Exportlizenzen entzogen: China behält Gift-Spielzeug
Nach Beschwerden über Qualitäts-Mängel entzieht China gut 760
Spielwaren-Fabriken die Exporterlaubnis. Ob Peking so den Ruf von "Made in
China" verbessert?
Test von Spielzeug: Giftige Puppen
Mattel war nur der Anfang: Beim Test von 150 Spielzeugen auf krebserregende
Stoffe erhielt mehr als ein Drittel die Note "ungenügend".
"Made in China": Westliche Pressekritik erwünscht
Die Rückrufaktionen für Produkte und Spielsachen aus China hören nicht auf.
Während deutsche Verbraucherschützer drohen, lobt Peking die Kritik als
"hilfreich".
Mattel-Panne: Giftiges Spielzeug ruiniert Chinas Ruf
Nachdem Mattel 18 Millionen Spielzeuge zurückrufen musste, soll jetzt der
Konsumentenschutz verbessert werden. China will mit den USA über Kontrollen
reden.
Kommentar: Ungiftig ist teurer
Mattel musste Spielzeug zurückrufen, weil die Kontrollen der China-Exporte
zu lax waren. Wer sein Kind vor giftigem Billigspielzeug schützen will,
muss mehr bezahlen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.