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# taz.de -- Biokette Basic: Lidl? Lieber nicht!
> Der Basic-Vorstand stoppt nach Protesten von Kunden und Lieferanten den
> Verkauf weiterer Aktien an Lidl. Erledigt ist die Übernahme damit aber
> nicht.
Bild: Bioprodukte im Basic-Einkaufswagen. Mehr Lidl kommt nicht in die Tüte - …
BERLIN/MÜNCHEN taz Die Proteste von Kunden und Lieferanten zeigen Wirkung:
Die Biosupermarktkette Basic wird bis auf weiteres keine weiteren Aktien an
die Lidl-Schwarz-Gruppe verkaufen. Das bestätigte Basic-Sprecherin Sylvia
Raabe der taz. Die Schwarz-Gruppe, zu der Discounter Lidl gehört, der wegen
seiner Arbeitsbedingungen und Einkaufspolitik in der Kritik steht, hatte im
Juli einen Anteil von 23 Prozent an Basic erworben. Im August folgte ein
Angebot für eine komplette Übernahme.
Aus dem Kauf wird nun vorerst nichts. Weil es sich bei Basic um sogenannte
vinkulierte Namensaktien handelt, muss der Vorstand jeden Verkauf
genehmigen. "Aktuell" werde er einem "Verkauf weiterer Aktien nicht
zustimmen", sagte Raabe. Grund sei der enorme öffentliche Druck gewesen.
Nicht nur mehrere Gründer und Miteigentümer von Basic hatten gegen den
Einstieg von Lidl protestiert. Auch Kunden beschwerten sich energisch, und
mehrere große Lieferanten kündigten ihre Verträge. Mit der Geschäftspolitik
von Lidl wolle man nichts zu tun haben, hieß es etwa beim Großhändler
Dennree, der rund die Hälfte des Sortiments der zweitgrößten deutschen
Biosupermarktkette liefert.
Das Veto gegen den Verkauf weiterer Aktien kommt von den gleichen
Basic-Vorstandsmitgliedern, die den Lidl-Deal eingefädelt hatten, allen
voran dem Vorstandsvorsitzenden Josef Spanrunft und dem Finanzvorstand
Johann Priemeier. Erledigt hat sich die Übernahme mit dem
Vorstandsbeschluss allerdings nicht. Lidl behält seine 23 Prozent - und
Priemeier bleibt im taz-Interview dabei: "Die Schwarz-Gruppe ist der
richtige Partner." Die Schwarz-Gruppe, die Basic eigentlich komplett
übernehmen möchte, wollte das Veto des Vorstands und ihre weiteren Pläne
auf Anfrage nicht kommentieren.
Weiterhin heftige Kritik kommt vom Basic-Mitgründer Richard Müller, der
noch zehn Prozent das Anteile hält. "Die Entscheidung ist nur ein
taktisches Manöver, um Zeit zu gewinnen", sagte er der taz. Gefragt sei
eine ehrliche Entscheidung: "Entweder Lidl zieht die Übernahme durch, oder
sie steigen komplett wieder aus." Für den Fall, dass Lidl sich von den
bereits erworbenen Aktien wieder trennen würde, seien er und andere
Teilhaber bereit, sich stärker zu engagieren - also ihre Anteile nicht nur
zu behalten, sondern auszuweiten.
Wenig Hoffnung auf eine wirkliche Änderung hat hingegen der Großhändler
Dennree. "Wir bleiben bei unserer Entscheidung, Basic nicht mehr zu
beliefern", sagte die Firmensprecherin Maren Schimanski. "Schließlich ist
Lidl ja bereits beteiligt." Wegen der großen Expansion der Biobranche habe
der Großhändler auch keine Probleme, die Waren bei anderen Kunden
abzusetzen.
Die bayerische Erzeugergenossenschaft Tagwerk bezweifelt ebenfalls, dass
Basic seine Pläne aufgegeben hat. Genau wie Dennree hat Tagwerk seine
Lieferverträge mit dem Biodiscounter aus Protest gekündigt und hält daran
fest. "Die aktuelle Entscheidung von Basic ändert ja nichts an der
generellen Lidl-Beteiligung", meint Vorstand Manfred Schüchter. "Ich
glaube, dass Basic letztlich doch auf die Lidl-Investitionen angewiesen
ist, wenn sie so expandieren wollen wie geplant." Rund 100 Biobauern und
Erzeuger im Münchner Umland haben bislang die Münchner Basic-Läden
beliefert, etwa fünf Prozent des Umsatzes hat das ausgemacht. "Wir merken
unseren Rückzug natürlich", so Schüchter. "Aber schon jetzt laufen
Gespräche mit Basic immer auf die Frage hinaus: Welchen Preis könnt ihr uns
machen?" Auf so einer Grundlage sei ein Handel mit regional erzeugten
Qualitätsprodukten schwierig.
Ob sich die KundInnen des Biohändlers vom Einspruch des Vorstands
überzeugen lassen, ist offen. An den Pinnwänden der Basic-Märkte fanden
sich in den letzten Wochen reichlich Proteste. Die Globalisierungskritiker
von Attac, die das Geschäft ebenfalls heftig kritisiert hatten, wollen
weiter protestieren. Die Entscheidung sei "ein wichtiger Teilerfolg", sagte
Hagen Pfaff von Attac München. "Es zeigt sich, dass öffentlicher Druck
etwas bewegen kann."
4 Sep 2007
## AUTOREN
M. Hägler
M. Kreutzfeldt
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