# taz.de -- Bionade in den USA: It's bio, stupid! | |
> Der bayerische Getränkehersteller Bionade will den US-amerikanischen | |
> Markt erobern. Logisch. Denn dort zählt sein Bio-Image noch etwas. | |
Bild: Cool, its "Beyonähd"! | |
Während die Bionade-Flaschen hierzulande mittlerweile in jedem | |
Bahnhofskioskkühlschrank stehen, warten US-Regale noch auf das | |
Fermentationsgetränk aus der bayerischen Rhön. Aber nicht mehr lange: | |
Bionade-Geschäftsführer Peter Kowalsky kündigte in der Financial Times | |
Deutschland vom 11. September an, den US-amerikanischen Markt mit Holunder, | |
Litschi, Kräuter und Co. beglücken zu wollen. 20 bis 30 Prozent des | |
Gesamtvolumens sollen in den USA abgesetzt werden, Vertriebspartner werden | |
zur Zeit noch gesucht. | |
Dabei schwebt dem Unternehmer eine Art Zwei-Fronten-Strategie vor. Auf der | |
einen Seite soll der Markt von der Ostküste her unter Ausnutzung der | |
öko-affinen Studentendschaften an den Uni-Hochburgen aufgerollt werden, auf | |
der anderen Seite soll San Fransisco als Tor zum kalifornischen Kunden | |
dienen. Alles unter maximaler Ausnutzung des Bio-Images bitteschön. | |
Bei uns hat die Bionade ihren ideologischen Zenit längst überschritten, man | |
trinkt Bionade weil sie da ist, nicht um das Öko-Gewissen zu befrieden. Den | |
US-Amerikanern steht das Auf und Ab zwischen Nische und Masse noch bevor. | |
Trotz aller wirtschaftlichen Erfolge ist dem Unternehmen nämlich nicht | |
nachhaltig gelungen, in den milieuspezifischen Habitus der Öko-Gemeinschaft | |
einzugehen. Eher funktioniert sie als Erinnerungsgenerator an den Sommer | |
2006, als man das Getränk noch als kongruent mit dem eigenen | |
Identitätsentwurf sah. Im Sommer 2007 wurde Bionade zwar mehr denn je | |
getrunken, mit Weltanschauung aber hatte das nichts mehr zu tun. Zu sehr | |
hatte das einheimische Ansehen unter Plastikflaschen, Lieferengpässen und | |
vor allem der McDonalds-Kooperation zu leiden. Bionade, so der Schluss, ist | |
ein Getränk wie jedes andere. Eine besonderes Statement über die eigene | |
Persönlichkeit liefert ihr Konsum nicht, er kommuniziert nichts über die | |
eigene Weltanschauung. Folglich wird der Markteintritt in den USA dem auf | |
ideologischer Ebene ramponierten Unternehmen helfen, die Wunden zu lecken: | |
Wir sind eben doch die Guten, wenn auch nur in Kalifornien. | |
Dort wird die Dr. Hauschka-cremende Birkenstockträgerinnen noch freudig den | |
klirrenden Kasten in den VW-Bully, ach nein, das war mal, also in den | |
Toyota Prius hieven und sich dabei ganz, ganz gut fühlen. | |
12 Sep 2007 | |
## AUTOREN | |
Natalie Tenberg | |
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