# taz.de -- Biobauer als Filmstar: "Bio im Supermarkt ist ein Attentat" | |
> John Peterson ist der bekannteste Biobauer der USA. In einem Film über | |
> sein Leben wirbt er für ein neues Lebensmittelhandels-Modell. Dabei hat | |
> der Kunde keine Wahl - kann aber viel lernen | |
Bild: Farmer John mit seinem Traktor | |
taz: Herr Peterson, in Deutschland steigen konventionelle | |
Lebensmittelmultis ins Biogeschäft ein. Gibt es so eine Tendenz auch in den | |
USA? | |
John Peterson: Es gibt mehr und mehr Großkunden, die bei den großen | |
Produzenten kaufen - etwa die konventionelle Supermarktkette Wal-Mart. | |
Deren Richtlinie ist: Wir verkaufen Bioware nicht mehr als 10 Prozent | |
teurer als konventionelle Produkte. Die Folge ist ein Attentat auf das | |
Land, bei dem alles aus dem Boden und dem Bauern herausgepresst werden | |
soll. Das ist kein gesundes System. | |
Aber ist es nicht gut, wenn Discounter wie Wal-Mart Bio anbieten und mehr | |
Leute diese Produkte bekommen? | |
Je mehr Bio gekauft wird, desto besser, weil das weniger Gift, weniger | |
Verschmutzung der Erde bedeutet. Aber das wird nicht verändern, was die | |
Leute wirklich von unserem Planeten halten und wie sie mit ihm | |
zusammenwirken. Dafür ist eine innige, tiefe Beziehung zur Erde nötig. | |
Sie schlagen "Community Supported Agriculture" als Alternative vor. Warum? | |
Mit CSA umgehen wir dieses massive System und die Infrastruktur der | |
Agrarindustrie. Man hat Leute in der Nähe einer Farm, und die | |
unterschreiben einen Vertrag für die ganze Saison und bekommen das Gemüse | |
von diesem Hof. Und dann hat man die Regionalität, die begrenzte Größe, die | |
Verbindung mit dem Land, mit der Landwirtschaft. Und ich als Bauer bekomme | |
das Kapital nicht von der Bank, sondern von den Kunden. | |
Wie viele Menschen nutzen dieses Modell? | |
Es sind wohl inzwischen in den USA fast eine Million Leute, die ihr Gemüse | |
von einer CSA-Farm bekommen. Das ist eine große Entwicklung, und sie | |
verbreitet sich sehr, sehr schnell. | |
Aber der Kunde bekommt weniger Gemüse, wenn die Ernte schlecht ausfällt. | |
Wirtschaftlich gesehen ist das schlecht, aber um eine Verbindung zur Erde | |
zu bekommen, ist das eine sehr gute Lektion über das Leben. Die Leute | |
können auch nicht auswählen, welche Gemüse sie erhalten. So bekommen sie | |
aber ein Bild von der Jahreszeit, jedes Mal, wenn sie die Kiste öffnen. Und | |
sie kommen auf den Hof, und vielleicht helfen sie auch mit, und ihre Kinder | |
können sehen, wie das Gemüse angebaut wird. Das ist fantastisch! | |
Warum suchen ihre Kunden denn diese Verbindung zum Land? | |
Weil die jetzige Generation in den USA isoliert ist und nun eine Art von | |
Gefühl erwacht, dass ihnen etwas fehlt und sie über die Beziehung zum Land | |
nachdenken, die gekappt wurde? Es gibt ein unterbewusstes Verlangen, das | |
die Menschen entdecken, das sie generationenlang nicht hatten. Oder weil | |
die Leute die Erde besser schützen wollen? CSA ist eine sehr soziale, | |
wirtschaftliche und ökologische Art, den Planeten zu unterstützen, während | |
man gute und frische Lebensmittel bekommt. | |
Was empfehlen Sie den Kunden in Deutschland: Wie sollen wir auf den | |
Einstieg der Agrarindustrie in die Ökobranche reagieren? | |
Die Leute müssen nicht das Billigste kaufen. Sie können ihr Geld anders | |
ausgeben. Aber Tatsache ist: Die meisten Menschen werden das nicht tun, | |
wenn sie sich nicht dessen bewusster werden, dass diese Extraausgabe einen | |
großen Unterschied macht. Was ihr braucht, sind Systeme, die wirtschaftlich | |
wettbewerbsfähig und gleichzeitig gesünder sind. Und CSA ist so ein System. | |
12 Sep 2007 | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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