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# taz.de -- Karikaturenstreit: Künstler auf der Abschussliste
> Lars Vilks zeichnet sich um Kopf und Kragen: Sein "Mohammed-Hund" brachte
> dem Schweden Todesdrohungen. Nun ist ein sogar Kopfgeld ausgesetzt.
Bild: Lars Vilks und seine Skulptur "Nimis"
Lars Vilks ist nicht verrückt. Er will die Grenzen der Kunst erweitern.
Sozial und juristisch." So schrieb neulich eine Kunstkritikerin über den
61-jährigen, dessen Skizzen eines "Mohammed-Hundes" jetzt zu Todesdrohungen
geführt haben. Zudem hat eine Organisation, die sich "irakische al-Qaida"
nennt, 100.000 Dollar Kopfgeld auf den schwedischen Künstler, ausgesetzt,
150.000 Dollar gar, wenn "er geschlachtet wird wie ein Schaf".
Vilks ordnet das Ganze als "Komödie" ein und nimmt die Aufregung eher
gelassen hin. Ähnlich wie die "nicht enden wollenden Telefonanrufe von
empörten muslimischen Frauen, die mit mir die Kränkung des heiligen
Propheten diskutieren wollen". Vilks: "Nun ist eben auch "al-Qaida Teil
dieses Kunstprojekts geworden."
Für Vilks ist Kunst nicht beendet, wenn das Objekt in die Welt gesetzt
wird, sondern beginnt da erst. Das gilt jetzt für seinen "Mohammed-Hund"
ebenso wie für die Skulptur "Nimis", die als sein Hauptwerk gilt. 1980
hatte er an einem abgelegenen Strand in Südwestschweden mit dem Bau eines
Objekts aus Treibholz begonnen - natürlich ohne eine Genehmigung
einzuholen. Seit 27 Jahren baut er dort munter vor sich hin. Mittlerweile
besteht "Nimis" aus 75 Tonnen Holz, zusammengehalten von 160.000 Nägeln und
ist eine Touristenattraktion geworden, die jährlich Zehntausende anlockt.
Die bis heute fruchtlosen Versuche von Behörden und Justiz Vilks zu stoppen
und zum Abriss zu veranlassen, dokumentiert, kommentiert und persifliert er
fein säuberlich. 1996 rief er an diesem Strand auch seinen eigenen Staat
Ladonia aus, der mittlerweile mehr als 12.000 StaatsbürgerInnen hat, eine
Regierung mit sehr eigenwilligen Kabinettsposten, Hymne, Flagge und ein
eigenes Postleitzahlensystem.
Die Aufregung über seine "Mohammed-Hunde" kam für den Kunsttheorieprofessor
unerwartet. Eigentlich sollten sie nur Skizzen für den Bau von
"Rondellhunden" darstellen. Dies sind selbst zusammengezimmerte "Hunde" in
allen Formen und Farben, die eine Laienkunstbewegung seit ein paar Monaten
in Schweden landesweit auf Verkehrsinseln installiert. Nach anfänglichen
Zweifeln der Straßenverkehrsbehörde werden die "Rondellhunde" nun geduldet.
Als eine Ausstellung seiner Zeichnungen von Galerien wegen angeblicher
Sicherheitsrisiken abgelehnt wurde und eine Debatte in den Feuilletons
losbrach, setzte eine Ereigniskette ein, wie Vilks sie schätzt. Das jetzt
ausgelobte "Kopfgeld" findet er allerdings etwas bescheiden: "Was kann man
sich bei dem aktuellen Dollarkurs denn davon schon groß kaufen?"
17 Sep 2007
## AUTOREN
Reinhard Wolff
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