# taz.de -- Übernahme: VW- und Porsche-Betriebsräte zanken | |
> Wegen der Mitbestimmung bei der neuen Porsche Holding ist zwischen den | |
> Arbeitnehmervertretern ein handfester Krach ausgebrochen. | |
Bild: Ist das Demokratie? - fragt sich VW-Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh. | |
BERLIN taz Die erwartete Übernahme der VW-Aktienmehrheit durch Porsche wird | |
zum Präzedenzfall für die Mitbestimmung in den neuen Europäischen | |
Aktiengesellschaften - und sie sorgt für heftigen Streit innerhalb der IG | |
Metall: Deren Vorstand unterstützt nämlich den VW-Betriebsrat, der gegen | |
eine Mitbestimmungsvereinbarung von Porsche-Vorstand und | |
Porsche-Betriebsrat klagt. Sie wurde für die neue Porsche Holding | |
ausgehandelt. | |
Bei VW steht ein Mitbestimmungssystem auf dem Spiel, das über einen | |
Weltbetriebsrat die VW-Arbeitnehmer aller Standorte beteiligt. Und es geht | |
um die Interessen des deutschen VW-Personals, gegen deren Vertreter in | |
Europas größten Autokonzern bislang kaum etwas lief. | |
Die Kritik an den Mitbestimmungsregeln, die künftig bei der neuen Holding | |
"Porsche Automobil SE" gelten sollen, fasst VW-Betriebsratschef Bernd | |
Osterloh so zusammen: "Dass 324.000 VW-Mitarbeiter genauso viel zählen wie | |
12.000 Porsche-Mitarbeiter - ist das Demokratie?" Denn laut Osterloh sieht | |
der von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und dem Betriebsratsvorsitzenden | |
Uwe Hück ausgehandelte Vertrag eine gleichstarke Vertretung von VW- und | |
Porsche-Arbeitnehmern im Betriebsrat und auch im Aufsichtsrat der künftigen | |
VW-Muttergesellschaft vor. Demnach soll jeder der künftigen Teilkonzerne 20 | |
Arbeitnehmervertreter in den Konzernbetriebsrat der Porsche Holding | |
europäischen Rechts entsenden. | |
Bislang hat die Holding nur die Porsche AG als Teilkonzern und einen | |
20-köpfigen Betriebsrat. Im Herbst wird Porsche voraussichtlich den Anteil | |
an VW von derzeit 31 Prozent auf mehr als 50 Prozent aufstocken. Danach | |
soll der gesamte VW-Konzern als zweiter Teilkonzern in die Porsche | |
Automobil SE eingliedert werden. Die 342.000 VW-Mitarbeiter hätten in den | |
Betriebsrat der Holding weiter 20 Arbeitnehmervertreter zu entsenden. Im | |
12-köpfigen Aufsichtsrat der Holding würden jeweils drei Vertreter der VW- | |
und der 12.000 Porsche-Mitarbeiter mitbestimmen dürfen. Osterloh hält | |
Porsche-Betriebsratschef Hück vor, bei den Verhandlungen die Interessen der | |
VW-Belegschaft nicht ausreichend berücksichtigt zu haben. Huck weist die | |
Vorwürfe zurück. | |
Doch der VW-Betriebsrat reichte nun eine Klage beim Arbeitsgericht | |
Stuttgart gegen die Mitbestimmungsvereinbarung ein und beantragte eine | |
einstweilige Anordnung. Diese soll eine Eintragung der Porsche Automobil SE | |
im Handelsregister unterbinden. Denn die Vereinbarung würde erst nach zehn | |
Jahren gekündigt werden können - und würde jeweils einer | |
Zwei-Drittel-Mehrheit der Arbeitnehmervertreter der Teilkonzerne bedürfen. | |
Gegen die offenbar erwartete Klage hat Porsche eine Schutzschrift bei dem | |
Arbeitsgericht eingereicht. | |
Der VW-Betriebsrat will gemeinsam mit der IG Metall die Klage durch alle | |
Instanzen treiben. Osterloh kündigte bereits an, bei der Übernahme der | |
VW-Mehrheit durch Porsche eine zweite Klage nachzuschieben, falls die erste | |
scheitern sollte. | |
21 Sep 2007 | |
## AUTOREN | |
Jürgen Voges | |
## TAGS | |
Behindertenpolitik | |
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