# taz.de -- Komödie: Leroy "Atompilz" | |
> Leroy kommt aus Berlin Schöneberg, hat einen überdimensionalen Afro - | |
> aber keine Ahnung von "Black Power". Bis er eines Tags mit "Nigger" | |
> begrüßt wird. | |
Bild: Black Power? Leroy (r.) hat keinen Schimmer. Ob Afrob (m.) helfen kann? | |
Abgesehen von einem überdimensionierten Afro, der ihm den Spitznamen | |
"Atompilz" eingebracht hat, entspricht Leroy (Alain Morel) so gar nicht dem | |
Klischee vom coolen Schwarzen: Denn Leroy spielt Cello, hält "Black Power" | |
für einen Schallplattentitel und liest Bücher wie "Der kleine Prinz". Der | |
Siebzehnjährige wächst als Sohn einer weißen Mutter und eines schwarzen | |
Vaters im linksliberalen Milieu von Berlin-Schöneberg auf. Von Rassismus | |
ist der Protagonist von Armin Völckers gleichnamigem Film bisher verschont | |
geblieben. | |
Das ändert sich ausgerechnet in dem Moment, als sich Leroy zum ersten Mal | |
verliebt hat. Denn der Vater seiner Freundin Eva (Anna Hausburg) ist | |
Abgeordneter einer Rechtspartei, und ihre Brüder sind dumpfe Nazischläger, | |
die Leroy an der Haustür mit "Hey, hier ist ein Nigger!" begrüßen. Solche | |
Anfeindungen führen dazu, dass sich Leroy für seine afroamerikanischen | |
Wurzeln zu interessieren beginnt. Er setzt sich mit der | |
Bürgerrechtsbewegung auseinander, sieht sich Filme wie "Blacula" an und | |
eifert bald im schwarzen Ledermantel seinem neuen Idol John Shaft nach. | |
Außer Leroy und Eva sind beinahe alle Figuren in diesem Film extrem | |
überzeichnet: Leroys Vater (Günther Kaufmann) ist ein Daniel Düsentrieb, | |
der in seiner Wohnung im Heliumanzug herumläuft und seine Blumen mit einem | |
Vakuumdispenser gießt. Evas Brüder sind eine moderne Version der "Three | |
Stooges", die sich ständig gegenseitig schlagen, pieksen oder sonstwie | |
malträtieren. Die Dissonanzen, die aus der irrealen Umgebung und der | |
realistischen Darstellung der Liebesbeziehung entstehen, machen die | |
spezielle Atmosphäre von "Leroy" aus. | |
Auch wenn es zum Schluss hin - wenn Leroy seine Freunde zur entscheidenden | |
Schlacht gegen die Nazis zusammentrommelt - doch recht langatmig wird, ist | |
Armin Völckers Kinodebüt dank skurriler Charaktere, zahlreicher | |
Blaxploitation-Zitate sowie eines stimmigen Soundtracks durchaus | |
unterhaltsam. Zudem zeigt ein Videoclip-Abspann der fiktiven Boygroup "Skin | |
Sync" einen möglichen Weg auf, wie man dem Rechtsradikalismus in Zukunft | |
entgegentreten könnte: Anstatt ihn zu tabuisieren - so wird hier humorvoll | |
nahegelegt -, sollte man ihn vielmehr radikal kommerzialisieren. Den | |
Gesetzen der Marktwirtschaft folgend wäre er dann irgendwann so uncool, | |
dass niemand mehr Nazi sein wollte. | |
"Leroy". Regie: Armin Völckers. Mit Alain Morel, Anna Hausburg u. a. | |
Deutschland 2007, 89 Min. | |
28 Sep 2007 | |
## AUTOREN | |
Andreas Resch | |
## TAGS | |
Politische Kunst | |
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