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# taz.de -- Irland gegen Deutschland: Achtung! Schweinehund!
> Eine ersatzgeschwächte deutsche Mannschaft quält sich in Irland zum 0:0.
> Dass die EM-Qualifikation nun gesichert ist, verdankt sie dem Versagen
> der gegnerischen Stürmer.
Bild: Zweikampf zwischen dem Iren Reid Andrew und Piotr Trochowski
"Der Kreis hat sich heute geschlossen", stellte der Trainer der deutschen
Fußball-Nationalmannschaft, Joachim Löw, am Samstag fest. "Im September
2006 sind wir im ersten Spiel gegen Irland mit einem Sieg in die
EM-Qualifikation gestartet, und heute haben wir in Dublin alles
klargemacht." Nach dem 0:0-Unentschieden gegen Irland im Dubliner Croke
Park sind die Deutschen das erste Team, das sich - neben den beiden
Gastgebern Österreich und Schweiz - für die Europameisterschaft im nächsten
Jahr qualifizieren konnte.
Es war allerdings knapper als erwartet. Deutschland trat - wie von den
letzten Spielen bereits gewohnt - wieder einmal mit einer
ersatzgeschwächten Mannschaft an, die Iren waren noch stärker von
Verletzungen geplagt. Aber sie legten energisch los, weil es um ihre
letzte, wenn auch nur mehr sehr theoretische Chance für die Qualifikation
ging. Sie dominierten das Spiel - bis auf die letzten zehn Minuten der
ersten Halbzeit, als Steve Finnan einen Kopfball von Christoph Metzelder
auf der Linie stoppte. Die größeren Chancen aber hatten die Iren. Nur:
Arsenals Ersatztorwart Jens Lehmann, der laut Löw eine "tadellose Leistung"
bot, machte sie alle zunichte.
Am Mittwoch beim Spiel gegen Tschechien in München wird Lehmann allerdings
fehlen, weil er ohne zwingenden Grund weit aus seinem Tor herausgelaufen
war, einen Einwurf für die Iren verursachte und dann in Anbetracht seines
leeren Tores den Ball nicht herausrückte. Dafür bekam er die gelbe Karte,
und weil es seine zweite im Turnier war, ist er nun gesperrt. Löw, der für
Mittwoch flugs Robert Enke von Hannover 96 nachnominierte, befand, die
Sperre von Lehmann sei schade, denn der sei am Samstag ein großer Rückhalt
gewesen.
Die irischen Stürmer hatten es ihm aber auch ziemlich leicht gemacht. Als
es ihnen einmal gelang, die Abseitsfalle zu überlisten, stand Mittelstürmer
Robbie Keane allein vor Lehmann. Selten hat ein Stürmer eine solche Chance
dermaßen kläglich vergeben: Er lupfte den Ball in Lehmanns Arme. Keane habe
einen Abseitspfiff erwartet, erklärte Irlands Trainer Steve Staunton nach
dem Spiel: "Das war eine Todsünde." Die Boulevardpresse höhnte gestern,
Keane solle statt der "number ten" lieber die "number nein" auf dem Trikot
tragen. Vor fünf Jahren bei der Weltmeisterschaft in Japan und Korea hatte
er in der Nachspielzeit noch den 1:1-Ausgleich gegen Deutschland erzielt.
Am Samstag lautete die Quizfrage im Croke Park, wer damals sein 100.
Länderspiel für Irland absolvierte. In der Halbzeitpause gab es die
Auflösung: Es war Steve Staunton, sagte der Stadionsprecher, und die
Zuschauer pfiffen den Trainer aus. Er steht erheblich in der Kritik, weil
sich seine Mannschaft schon wieder einmal nicht für ein großes Turnier
qualifizieren konnte, auch wenn sie gegen die deutsche Mannschaft ihr
bestes Spiel seit langem ablieferte.
Staunton hatte bereits vor dem Spiel für einige Verblüffung gesorgt, als er
den deutschen Funktionären unterstellte, sie hätten sich über das Dubliner
Stadion lustig gemacht: Die Zuschauer seien viel zu weit weg, als dass sie
dem Team Auftrieb geben könnten. Die Deutschen bestritten, irgendetwas zu
dem Thema gesagt zu haben, und es wäre auch Unsinn. Neben Torwart Shay
Given, der am Samstag eher unterbeschäftigt war, gehören lediglich die
Zuschauer international zur Spitzenklasse. Sie sorgten für eine großartige
Atmosphäre im Croke Park und hätten eigentlich ein erfolgreicheres Team
verdient. Das Stadion, das sonst den traditionellen irischen Sportarten
vorbehalten ist, verfügt jetzt über 67.500 Sitzplätze, und die waren am
Samstag auch gefüllt.
Bei den Stadionsprechern ließe sich allerdings einiges verbessern. Als
Sebastian Schweinsteiger nach einem Zusammenprall mit Kevin Kilbane gleich
zu Beginn den Platz verlassen musste, tönte es aus dem Lautsprecher:
"Westdeutschland wechselt aus " Und kurz vor Schluss wurde der Busfahrer
der deutschen Mannschaft auf Deutsch mit dem bellenden Befehl zu seinem
Arbeitsgerät gerufen: "Achtung!" Die irischen Zuschauer konnten es kaum
glauben, klang der Sprecher doch wie die deutschen Offiziere in englischen
Spielfilmen über den Zweiten Weltkrieg. Es fehlte lediglich der Zusatz:
"Schweinehund!" Aber der saß nach Meinung der Zuschauer ja auf der irischen
Trainerbank.
15 Oct 2007
## AUTOREN
Ralf Sotschek
## TAGS
Irland
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