# taz.de -- UN-Resolution zur Todesstrafe: Im Ausschuss zur Ächtung | |
> Am Mittwoch stimmt der Menschenrechtsausschuss der UN-Generalversammlung | |
> über eine Resolution zur weltweiten Abschaffung der Todesstrafe ab. | |
Bild: "Entschiedener Widerstand" der USA gegen den Antrag: Todeszelle in Texas | |
In der UNO fällt an diesem Mittwoch eine wichtige Vorentscheidung zur | |
weltweiten Ächtung der Todesstrafe, eines der Kernziele der internationalen | |
Menschenrechtsbewegung. Genauer: Es fällt eine wichtige Vorentscheidung für | |
eine entsprechende Resolution der UNO. Der UN-Menschenrechtsausschuss, ein | |
Unterausschuss der Generalversammlung, stimmt über einen Resolutionsantrag | |
ab, der die Aussetzung aller gefällten, aber bislang noch nicht | |
vollstreckten Todesurteile verlangt. | |
Die Initiatoren des Antrages - das sind Italien sowie die "Weltkoalition | |
gegen die Todesstrafe", der neben amnesty international und anderen | |
Nichtregierungsorganisationen auch zahlreiche Nobelpreisträger und | |
Religionsführer angehören - hoffen, dass ein solches Moratorium ein | |
wichtiger Schritt zur völligen Abschaffung der Todesstrafe bedeuten könnte. | |
Am 2. November hatten amnesty international und die italienische | |
katholische Menschenrechtsorganisation Sant Egidio dem Präsidenten der | |
UN-Generalversammlung über fünf Millionen Unterschriften gegen die | |
Todesstrafe und für ein Vollstreckungsmoratorium übergeben. Am selben Tag | |
brachten 72 Staaten - darunter sämtliche 27 EU-Mitglieder - gemeinsam den | |
Resolutionsantrag für ein Moratorium in der Generalversammlung ein. Dort | |
wurde der Antrag zunächst an den Menschenrechtsausschuss verwiesen. | |
Initiiert hatte den Antrag Italien, das sich seit Ende des Kalten Krieges | |
für ein Verbot der Todesstrafe engagiert. Auf Antrag der Regierung in Rom | |
hatte sich 1994 die Genfer UNO-Menschenrechtskommission, der heutige | |
Menschenrechtsrat, erstmals mehrheitlich gegen die Todesstrafe | |
ausgesprochen. Das Bemühen Italiens um einen entsprechenden Beschluss der | |
Generalversammlung scheiterte damals jedoch ebenso wie bei einem zweiten | |
Versuch im Jahr 1999 an einer recht deutlichen Mehrheit in der | |
Generalversammlung. | |
Laut den Angaben von amnesty international ist die Todesstrafe inzwischen | |
in 128 Mitgliedsstaaten der UN sowie in fünf nicht zur UN gehörenden | |
Ländern offiziell abgeschafft oder wird nicht mehr vollstreckt. Lediglich | |
in 69 Staaten und Gebieten wird die Todesstrafe weiterhin praktiziert, | |
wobei im Jahr 2.006 neun von zehn aller Exekutionen in nur sechs Staaten | |
vollzogen wurden, und zwar in China, Iran, Irak, Pakistan, Sudan und den | |
USA. | |
Dennoch ist unsicher, ob der Resolutionsantrag bei der heutigen Abstimmung | |
im Menschenrechtsausschuss die für eine Annahme erforderliche einfache | |
Mehrheit von 97 der 192 UN-Staaten erhält. Bis Montag hatten die 72 | |
Antragsteller erst 11 weitere Staaten als Unterstützer gewinnen können. | |
Mindestens weitere 14 Stimmen wären erforderlich. | |
Vor allem die USA und China wollen die Resolution verhindern. Die | |
Bush-Regierung hatte am Tag der Einbringung des Antrages ihren | |
"entschiedenen Widerstand" angekündigt. Ob in den USA die Todesstrafe | |
praktiziert werde, hätten die Bürger der USA zu entscheiden, und in einigen | |
Bundesstaaten hätten sie sich dafür ausgesprochen. | |
Für die chinesische Führung wäre eine Entscheidung der | |
UN-Generalversammlung für ein Vollstreckungsmoratorium eine diplomatische | |
Ohrfeige. Denn weit über die Hälfte aller Exekutionen, die amnesty | |
international in den letzten Jahren in aller Welt registriert hat (1.591 im | |
Jahr 2.006; 2.148 im Jahr 2.005), fanden in China statt. Und bei dieser | |
Statistik handelt es sich allein um die von den Behörden offiziell | |
mitgeteilten, nach einem "ordentlichen" Verfahren verhängten und | |
vollstreckten Todesurteile. Andere Menschenrechtsorganisationen wie Hands | |
off Cain oder Human Rights Watch gehen davon aus, dass die Zahl der | |
Menschen, die im vorigen Jahr in China tatsächlich hingerichtet wurden, bei | |
mindestens 5.000, wenn nicht gar bei bei 7.500 liegt. | |
Sollte der Antrag im Menschenrechtsausschuss eine Mehrheit erhalten, käme | |
er im Dezember zur endgültigen Verabschiedung vor die Generalversammlung. | |
Schafft der Antrag auch diese Hürde, gäbe es erstmals in der Geschichte der | |
UN eine Resolution für ein weltweites Todesstrafenmoratorium. Allerdings | |
hätte diese Resolution ein politisches und moralisches Gewicht. | |
Völkerrechtlich verbindlich wäre sie nicht. | |
14 Nov 2007 | |
## AUTOREN | |
Andreas Zumach | |
## TAGS | |
Todesstrafe | |
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