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# taz.de -- Londoner U-Bahnansagerin gekündigt: Stimme aus dem Untergrund vers…
> Die Schauspielerin Emma Clarke war die nette Stimme der Londoner U-Bahn.
> Jetzt wurde ihr gekündigt, weil sie auf ihrer Website über die "Tube"
> gelästert hat.
Bild: "Mind the gap" darf Clarke zwar auch weiterhin sagen - für neue Ansagen …
Ihre Stimme kennt in London jeder. Die Schauspielerin Emma Clarke warnt die
Passagiere der "Tube", wie die Londoner ihre U-Bahn nennen, auf den
Zwischenraum zwischen Bahn und Bahnsteig zu achten: "Mind the gap!"
Außerdem sagt sie Zugverspätungen an und weist auf das Rauchverbot hin. Nun
hat ihr der städtische Betreiber der U-Bahn, "Transport for London" (TfL),
nach acht Jahren fristlos gekündigt. Ein Sprecher versuchte auch, witzig zu
sein: "Es tut uns leid, melden zu müssen, dass weitere Aufträge für Frau
Clarke überaus verspätet sind."
Die 36-jährige Clarke hatte auf ihrer Internetseite ihre eigenen Ansagen
parodiert. "Hier sind wir wieder in eine verschwitzte U-Bahn
zusammengepfercht", heißt es da. "Falls du eine Frau bist, lächle den Typen
neben dir an und rette ihm den Tag. Er hat wahrscheinlich seit Monaten
keinen Sex mehr gehabt." Oder: "Würde der Passagier mit dem roten Hemd, der
so tut, als ob er Zeitung liest, aber in Wirklichkeit auf die Brüste seiner
Nachbarin starrt, bitte damit aufhören? Du kannst niemandem was vormachen,
du dreckiger Perversling."
Eine andere Ansage nimmt die Hauptstädter auf die Schippe: "Die Bewohner
von London seien daran erinnert, dass es außer ihrer stinkenden Stadt auch
andere Orte in Großbritannien gibt. Falls sie sich dazu bequemen, für ein
paar Minuten ihre Köpfe aus dem Hintern zu ziehen, merken sie vielleicht,
dass die Welt nicht an der Ringautobahn endet."
Der TfL-Sprecher behauptet, seine Firma habe durchaus Humor. "Einige der
Ansagen sind sehr komisch", sagte er. Clarke sei auch nicht deshalb
hinausgeworfen worden, sondern wegen ihrer Kritik an der U-Bahn, die sie in
einem Interview mit der Mail on Sunday geäußert habe. "Emma ist ziemlich
töricht, wenn sie über ihre eigene Kundschaft herzieht", sagte der
Sprecher. "Wenn wir jemanden einstellen, um unser Unternehmen zu
repräsentieren und die Stelle aus Steuergeldern bezahlen, erwarten wir im
Gegenzug, dass sich diese Person davor hütet, unseren Service öffentlich zu
kritisieren."
In dem Interview soll Clarke gesagt haben, sie benutze die U-Bahn nicht
mehr, weil sie grässlich sei. Sie ist nicht die Erste, die sich beklagt.
Die "Tube" steht schon lange in der öffentlichen Kritik. Immer überfüllt
oder verspätet und überhaupt viel zu teuer, das sind die häufigsten
Vorwürfe.
Doch Clark lenkt nun ein und meint, ihr Zitat sei aus dem Zusammenhang
gerissen: "Ich habe gesagt, dass es grässlich sei, in einer U-Bahn zu
sitzen und die eigene Stimme über Lautsprecher zu hören." Die
Schauspielerin, die seit 1999 für TfL arbeitet, hat versucht, das
Missverständnis aufzuklären, konnte bei dem Unternehmen bisher aber
niemanden erreichen. Von ihrer Kündigung habe sie aus der Zeitung erfahren,
sagt sie.
Clarkes "Mind the gap" wird zwar weiterhin vom Band laufen - aber für
künftige Ansagen sucht man nach einem Ersatz. "London ist eine ziemlich
große Stadt", sagte der Sprecher. "Wir sind zuversichtlich, dass wir eine
passende Alternative als Stimme finden können."
3 Dec 2007
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
Ralf Sotscheck
## TAGS
London
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