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# taz.de -- Mit Schwefelgeruch: Heiße Quellen und erkaltete Lava
> Eine Stadt der Elemente: Baños in Ecuador lädt zwischen über 5.000 Meter
> hohen Vulkanen zum Baden ein. Ob Wildwasser-Rafting, Trecking oder auf
> dem Pferderücken - Touristen wird in dem belebten Ort viel geboten
Bild: Thermal-Schwimmbad in Banos, Ecuador
Das Schwimmbad dampft. Es riecht leicht nach Schwefel, und über den
Reisenden, die draußen zwischen den Ecuadorianern in den Bädern entspannen,
schweben vor dunklem Fels kleine orange Wolken im Sonnenuntergang. Baños
ist nur runde drei Busstunden von der Hauptstadt Quito entfernt, so dass
auch für die Hauptstädter ein Wochenendausflug lohnt. Mit Kindern sind die
Pools neben dem Wasserfall direkt im Ort zu empfehlen. Ruhe liebende
Frühaufsteher sollten besser an das Westende fahren, leicht den Berg
hinauf, rät uns ein Baños-Bewohner. Dort werde das wohltuende Quellwasser
in Zuber und Wannen gefüllt. Damit es dann auch schön warm bleibt, werden
die Wannen mit Holztüren zugeklappt, so dass nur noch der Kopf
herausschaut.
Farbenfrohe kleine Läden prägen die Straßen von Baños. Kaum ein Gebäude hat
mehr als zwei Stockwerke. Sehenswert ist auch die "Basílica de Nuestra
Señora de Agua". Innen sind bizarre Malereien von Menschen, die Unfälle und
Naturkatastrophen überlebt haben, ausgestellt. In den Cafés und Bars rundum
fachsimpeln Bergsteiger und Gletscherspezialisten über die besten
Steigeisen und Pickel. Alpinisten aus der ganzen Welt besteigen die
Schneekuppen der über 5.000 Meter hohen Vulkane in den umliegenden
Nationalparks. Aber nicht alle Vulkane schlafen ruhig.
Alfonso Oparces Freundin ist gerade schwanger, er selbst ein schlaksiger
Typ mit langen Haaren. Gemeinsam fahren wir auf den Vulkan direkt oberhalb
von Baños. Staub und Asche. Er deutet auf das Dach eines ehemaligen Hotels,
auf dem wir jetzt stehen, und daneben die Ruinen eines Gehöfts. Hier floss
der gewaltige Lavastrom hinunter in den Fluss Pastaza. Seit 1999 spuckt der
Tungurahua in unregelmäßigen Abständen. "Als der Vulkan das letzte Mal
ausgebrochen ist, bin ich einfach gerannt - alle sind gerannt." Oparce
blickt etwas beschämt zu Boden. "Natürlich habe ich Angst gehabt!"
Jederzeit kann der Berg wieder anfangen zu speien. Mir ist ein wenig
unheimlich zumute, auch wenn das "Instituto Geofísico" am Morgen
bestätigte, alles sei ruhig. Reisende sollten sich vorab über die aktuelle
Lage informieren.
Jetzt wirbelt Staub durch die Luft. Windhosen bilden sich. Die Oberfläche
der erkalteten Lava ist wie eine dünne Kruste, jeder Tritt rutscht im
darunterliegenden grauen, feinen Sand ab. Schwarzes, weißes und rotes
Lavagestein liegt überall herum. Das Weiße ist auch als Bimsstein bekannt,
die rote Färbung entsteht durch einen Erzanteil. Das Gestein ist sehr
leicht im Gegensatz zu den herumliegenden Granitblöcken. Einzelne haben die
Größe eines Kleinwagens. Schwer ist die Vorstellung, welche Kräfte wirken,
damit solche Felsen in Bewegung geraten. Innerhalb von zwei Stunden sind
sie von der über 5.000 Meter hohen Vulkankante herabgerollt.
Aus der erkalteten Lava weiter oben ragen Gerippe der abgebrannten und
jetzt vom Regen weißgewaschenen Bäume und Gebüsche empor. Es riecht nach
Schwefel. Leise ist das tiefe Dröhnen des Tungurahua zu hören. Eine
gespenstische Stimmung. Über allem raucht der Berg wie eine Dampflok. Der
Vulkan hat trotz alledem eine magische Anziehungskraft. Mancher, wie
Oparce, hat diese Energie zwischen Leben und Tod schätzen gelernt. "Jeder
Tag ist etwas Besonderes, ein Fest." Abends fährt er mit Freunden auf einen
vorgelagerten Hügel. Dort machen sie Feuer, tanzen mit Fackeln und trommeln
dazu.
Natur pur. Auch der Regenwald ist nicht weit entfernt. Egal ob
Dschungeltouren, Wildwasser-Rafting, Trecking oder auf dem Pferderücken,
alles ist möglich - nicht billig, aber durchaus bezahlbar. Ein weiteres
Plus: die Kinderfreundlichkeit. Es gibt einen Zoo mit
Galápagos-Schildkröten und vielen bunten Papageien. Affen, Puma und
Leoparden leben auf der Zoo-Insel. Tief hat sich das wirbelnde Wasser um
sie herum in den Fels gegraben. Ein steiler Weg führt hinab zum Ufersand.
Das Wasser grollt unheimlich und laut. Es drückt sich gewaltig durch die
großen, dunkel glänzenden Steine von der Größe einer Gartenlaube und wirft
sich dann hinunter.
Der Rio Pastaza rauscht weiter durch die schroffe, märchenhafte Schlucht,
an der Baños liegt. Riesige Hängebrücken führen auf die andere Seite. Auf
dem Dach eines Busses folgen wir dem Wasserlauf, von Wasserfall zu
Wasserfall. Steil hinab, in den Stein gefressen oder kaskadiert sprudelt
das Nass. Die Vegetation ist subtropisch, meterhohe Farne stehen am Weg.
Mit Seilbahnen oder besser gesagt Drahtkörben an einem Seil überqueren
Mutige die Schlucht. Eine der Bahnen stoppt senkrecht über einem
Wasserfall. Weiß schäumen die herunterstürzenden Wassermassen. Dann wackelt
und schaukelt die Bahn wieder und erreicht doch die andere Seite.
29 Dec 2007
## AUTOREN
Meike Kloiber
## TAGS
Reiseland Ecuador
Ölpest
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