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# taz.de -- Kunst: Dem Festival Rohkunstbau fehlt der Bau
> Das brandenburgische Kunstfestival Rohkunstbau muss das Schloss Sacrow
> verlassen. Ein Ausweichort fehlt bislang, dem Projekt droht nun das Ende.
Bild: Bis zum Mauerfall stand die Heilandskirche mitten im DDR-Sperrgebiet
Das größte Kunstfestival Brandenburgs ist in Gefahr. Das Projekt
Rohkunstbau, das seit 14 Jahren jeden Sommer zeitgenössische Kunst in der
Provinz ausstellt, steht vorerst ohne Raum da. Denn die Stiftung
Preußischer Schlösser und Gärten (SPSG) will das Schloss Sacrow, in dem das
Festival letztes Jahr stattfand, nicht mehr zur Verfügung stellen.
Letztes Jahr musste Rohkunstbau nach dem Verkauf des langjährig genutzten
Schlosses Groß Leuthen nach Sacrow umziehen. Mit der Eigentümerin SPSG habe
man sich auf eine mögliche Nutzung für die Jahre 2007 und 2008 verständigt,
sagt Rohkunstbau-Gründer Arvid Boellert. "Die plötzliche Absage Anfang
Dezember kam für uns völlig unvermutet", so Boellert weiter. "Wir hatten
fest damit gerechnet, Sacrow auch dieses Jahr bespielen zu können." Auch
das brandenburgische Kulturministerium sei von der Entscheidung der SPSG
überrascht worden, müsse die Entscheidung der Stiftung aber respektieren,
sagte ein Sprecher.
Einen Ersatzort für Rohkunstbau zu finden, ist nach Ansicht Boellerts
nahezu unmöglich - die Ausstellungen stünden in engem Zusammenhang mit dem
Ort, die ersten Künstler hätten den Ort schon gesichtet. Einen neuen habe
man bisher auch nicht finden können.
Für das Festival, das ausschließlich von projektbezogenen Fördergeldern
lebt, wäre ein Nichtstattfinden in diesem Sommer das Aus. "Wir haben vier
feste und viele freie Mitarbeiter, die bereits das nächste Festival
planen", sagt Boellert, "Die können wir dann nicht mehr bezahlen. Damit ist
Rohkunstbau tot." Das wäre ein harter Schlag, schließlich hat sich das
Festival durch renommierte Kuratoren und international bekannte
KünstlerInnen einen Namen gemacht und jedes Jahr viele BesucherInnen nach
Brandenburg gelockt.
Das erkennt man auch in der SPSG an: "Der Rohkunstbau ist ohne Frage ein
wichtiges Kulturereignis mit überregionaler Bedeutung", sagt Sprecher
Ulrich Henze. Trotzdem will sich die Stiftung nicht die Schuld an dessen
Scheitern zuschieben lassen: "Wir erlaubten die Nutzung von Schloss Sacrow
nur unter Vorbehalt", sagt Sprecher Ulrich Henze. "Das wusste Rohkunstbau."
Nach dem "Testballon 2007" habe man festgestellt, dass das Schloss
"aufgrund seines Denkmalcharakters und gewisser Nutzungskonflikte" für eine
Ausstellung in dieser Größenordnung ungeeignet sei.
Seit August 2006 mietet die Filmproduktionsfirma Grundy Ufa Sacrow als
Schauplatz der ZDF-Telenovela "Wege zum Glück". Die Vermietung für mehrere
Außendrehs pro Woche beschert der Stiftung beträchtliche Einnahmen.
"Rohkunstbau ist ohne Frage ein wichtiges Kulturereignis mit überregionaler
Bedeutung", sagt Henze. "Doch die Stiftung ist verpflichtet, mit ihren
Objekten Einnahmen zu erzielen."
Nach Darstellung von Rohkunstbau sei man sich mit der Filmcrew nicht in die
Quere gekommen, auch mit dem lokalen Kunstverein Ars Sacrow habe man sich
arrangiert. Arved Boellert hofft nun auf ein Telefonat mit SPSG-Chef
Hartmut Dorgerlow am Mittwoch. "Vielleicht war alles ja nur ein
Missverständnis."
NINA APIN
12 Jan 2008
## AUTOREN
Nina Apin
Nina Apin
## TAGS
Potsdam
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