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# taz.de -- "Ohne Gentechnik"-Label: Biotechlobby gegen Kennzeichnung
> Die Abstimmung im Bundestagsausschuss wurde spontan auf Mittwoch
> verschoben. Die Industrie spricht von "Verbrauchertäuschung".
Bild: Das kommt uns nicht in die Tüte: Genfood.
BERLIN taz | Beim Streit über die neuen Gentechnikregelungen sind die
politischen Koordinaten auf den Kopf gestellt. Der Deutsche Bauernverband,
Tierfutterhersteller und die Lebensmittelwirtschaft blasen zum Sturm gegen
das neue Gentechnikgesetz und das neue "Ohne Gentechnik"-Label, die unter
der Regie von Landwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) noch diesen
Monat im Bundestag verabschiedet werden sollen.
Die "Ohne Gentechnik"-Kennzeichnung sei eine "klare Verbrauchertäuschung",
sagte Marcus Girnau, Geschäftsführer beim Bund für Lebensmittelrecht und
Lebensmittelkunde (BLL), am Mittwoch auf einer Expertenanhörung im
Bundestag. Verbraucher- und Umweltverbände dagegen loben Seehofer für seine
Kennzeichnungsregelung.
"Mit der Gentechfrei-Kennzeichnung werde überhaupt erst Wahlfreiheit für
den Verbraucher hergestellt", so Gerd Billen von der Verbraucherzentrale
Bundesverband (vzbv). Auch der Deutsche Raiffeisen Verband (DRV), einer der
großen Futtermittellieferanten hierzulande, ist gegen die neue
Kennzeichnungsregelung.
Eine Kennzeichnung, die durch die Aussage "Ohne Gentechnik" oder
"gentechnikfrei" eine "vollständige Abwesenheit von Gentechnik-Anwendungen"
suggeriere, aber trotzdem gentechnisch hergestellte Zutaten zulasse, sei
eine "massive Irreführung des Verbrauchers", heißt es.
Die DRV-Vertreterin Claudia Döring plädierte dafür, die derzeit gültige
strenge Kennzeichnungsverordnung beizubehalten. Nach dieser Regelung darf
ein "Ohne Gentechnik"-Produkt überhaupt nicht mit Gentechnik in Berührung
gekommen sein - was aber sehr schwierig und aufwändig nachzuweisen ist.
Während die Experten sich in der Anhörung noch stritten, hielten vor dem
Reichstagsgebäude rund 50 Demonstranten Transparente mit
Anti-Gentech-Parolen hoch. Sie demonstrieren gegen das neue Gentechgesetz,
das ihrer Meinung nach nur der Gentech-Industrie diene. Heiner Petersen,
Biobauer vom Gut Willmersdorf und Mitglied der "Gentechfreien Region
Barnim", will, "dass überhaupt keine Gentech-Pflanzen angebaut werden".
Er weist darauf hin, dass es eine Koexistenz zwischen gentechfrei
wirtschaftenden und Gentech-Bauern nicht geben könne.
Eigentlich wollte der Landwirtschaftsausschuss sich nach der Anhörung am
Mittwochmorgen noch abschließend mit dem neuen Kennzeichnungsgesetz
beschäftigen. Doch dieser Punkt wurde kurzfristig von der Tagesordnung
gestrichen - er ist verschoben worden auf nächsten Mittwoch. Schon zwei
Tage später sollen die Gesetze dann endgültig im Bundestag beschlossen
werden.
17 Jan 2008
## AUTOREN
Wolfgang Löhr
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