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# taz.de -- Strategische Ölverknappung: Lukoil drosselt Exporte
> Der russische Ölkonzern will mehr Geld von seinem deutschen Abnehmer. Der
> Preis für Rohöl erreicht derweil eine neue Rekordmarke.
Bild: Russland verringert Ölexporte - aus wirtschaftlichen Gründen.
BERLIN taz Deutschland geht das Öl nicht aus: Am Mittwochmorgen gab die
deutsche Mineralölindustrie Entwarnung, nachdem am Abend zuvor bekannt
geworden war, dass der russische Erdölkonzern Lukoil seine Lieferungen
stark einschränkt. "Die Raffinerie erhält auch gegenwärtig die für die
Produktion benötigte Rohölmenge", sagte ein Sprecher der Total Raffinerie
Mitteldeutschland.
Immer wieder nutzt Moskau seine Öl- und Gasexporte, um Politik zu machen.
So geschehen etwa Anfang vergangenen Jahres, als russische Unternehmen die
Öl- und Gaslieferungen an Weißrussland stoppten. Oder ein Jahr zuvor an die
Ukraine. Die Stopps galten damals als Bestrafungen dafür, dass sich Minsk
und Kiew von Moskau distanziert hatten.
Diesmal könne man dem offiziellen Argument für die Liefereinschränkungen
aber trauen, meinen Ölexperten. Und das lautet: Lukoil will beim deutschen
Importeur Sunimex höhere Preise durchsetzen oder direkt an die Raffinerien
liefern. "An eine Retourkutsche, etwa für die politische Position
Deutschlands in der Kosovo-Frage, glaube ich nicht", meint Ölhändler Ehsan
ul-Haq.
Strategisch ist das Vorgehen Lukoils nachzuvollziehen. Generell sind
russische Unternehmen stark am europäischen Markt interessiert, an seinen
Raffinerien und Gasversorgern. Direktverträge könnten dabei der erste
Schritt für Beteiligungen oder Übernahmen sein.
Im vergangenen Jahr importierte Deutschland 106 Millionen Tonnen Rohöl,
knapp 34 Millionen davon kamen aus Russland, 21 Millionen flossen durch die
Druschba-Pipeline.
Bislang kümmerte sich Zwischenhändler Sunimex um das Öl, das durch die
Druschba-Leitung nach Deutschland kam. Die nun fehlenden Mengen könnten
über andere Quellen ausgeglichen werden, sagten die Sprecher der
betroffenen Raffinerien in Leuna und Schwedt. Man greife auf Vorräte
zurück, fehlende Mengen würden per Schiff über Rostock geliefert. Für März
ist laut Lukoil wieder die vereinbarte Exportmenge für Deutschland
eingeplant.
Unabhängig davon stieg der Ölpreis Dienstagabend auf ein neues Rekordhoch:
Bis zu 100,10 Dollar kostete ein Fass (159 Liter). Der Markt sei
angespannt, sagte Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für
Wirtschaftsforschung und sprach von "Hysterie". Den Ausschlag für den
Anstieg hatte die Aussage des iranischen Ölministers gegeben, die
Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) könnte bei ihrem Treffen am
5. März beschließen, die Fördermenge zurückzufahren. CHRISTINE ZEINER
21 Feb 2008
## AUTOREN
Christine Zeiner
## TAGS
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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