# taz.de -- Wolfsburg gegen Hertha: Rückkehr ins Mittelfeld der Liga | |
> Der VfL Wolfsburg ist nach dem 0:0 gegen Hertha immer noch eine | |
> Erfolgsmannschaft - und sollte in seiner aktuellen Form wieder das | |
> Mittelfeld der Liga erreichen können. | |
Bild: Konzentriert am Werk: Wolfsburgs Torhüter Diego Benaglio und sein Team. | |
Während die Welt ansonsten von Gott erschaffen wurde, war für die | |
Erschaffung von Wolfsburg bekanntlich ein anderer verantwortlich. Das hängt | |
der Stadt immer noch nach und selbst dem nach dem Zweiten Weltkrieg | |
gegründeten Klub. Seit seinem Urknall hat der VfL Wolfsburg außerdem noch | |
nie einen Titel gewonnen. Insofern ist das Viertelfinale im DFB-Pokal am | |
Mittwoch gegen den Hamburger SV von dreifacher Bedeutung: Man verdient | |
Geld. Man kann mit nur noch drei Siegen bleibenden Ruhm und einen | |
Uefa-Cup-Platz gewinnen. Und es ist eine der raren Gelegenheiten, live und | |
öffentlich- rechtlich (ARD, 17.45 Uhr) Imagepflege für Klub und Standort zu | |
betreiben. Zum ersten Mal kann sich auch eine breitere Öffentlichkeit | |
zumindest ein Fernsehbild machen von Felix Magaths work in progress. | |
Das 0:0 gegen Hertha BSC Berlin hat zwei Annahmen über den VfL erhärtet. | |
Erstens: Da wächst mit Hilfe von VW ein interessantes Fußballteam heran. | |
Zweitens: Nach zwei Jahren Abstiegskampf wird diese Saison wohl mit der | |
Rückkehr ins gepflegte, aber unspektakuläre Mittelfeld der Bundesliga | |
enden. Was ja nicht wenig ist. Der Pokal aber könnte den zusätzlichen Kick | |
bringen. Er könnte Magaths erstes Arbeitsjahr vergolden und als sichtbarer | |
Beweis herhalten, dass Klubbesitzer VW mit der Installation des vormaligen | |
Bayern-Trainers als omnipotentem Sportdirektor und Trainer endlich richtig | |
liegt. | |
Selbstverständlich deuten beide Seiten das 0:0 vom Samstag als Ausweis für | |
Fortschritt: Der VfL bleibt in der Rückrunde ungeschlagen (zehn Punkte aus | |
vier Spielen), Hertha verbucht sieben Punkte aus drei Partien. Es war | |
tatsächlich ein Spiel mit Niveau. Der VfL (4-3-1-2) spielte die vielleicht | |
beste Halbzeit, seit Magath hier ist, die erste nämlich: Da agierte das | |
Team richtig stark, war kollektiv zweikampfstark, schaffte Ballpassagen, | |
wie man sie hier selten sah, und hatte drei gute Chancen (Madlung, Dzeko, | |
Costa). Selbst die Anhänger waren in Form ("Wir holen den DFB-Pokal"). Die | |
zweite Hälfte ging dann klar an Hertha (4-4-1-1). Trainer Lucien Favre | |
stabilisierte durch einen Wechsel (van Bergen für Fathi) die gut arbeitende | |
Defensive, Neuzugang Raffael wurde ein bisschen ins Spiel integriert, und | |
am Ende war es Wolfsburgs neuer Liebling Diego Benaglio, der in zwei | |
Eins-zu-eins-Situationen einen Sieg der Hertha verhinderte. | |
Man habe, das sah auch Magath, "Glück gehabt und einen Torhüter, bei dem | |
wir uns bedanken können". Wie der Schweizer Nationalkeeper gegen Pantelic | |
weit vor dem eigenen Tor per Seitfallzieher klärte, war spektakulär, gehört | |
aber zu seinem Repertoire. So sicher, schnell und entschlossen jenseits der | |
Linie war Vorgänger Simon Jentzsch definitiv nicht. Auch der Japaner | |
Hasebe, ein weiterer Winterzugang, machte im zentralen Mittelfeld ein | |
ansprechendes Spiel. "Laufstark, am Ball geschickt und mit viel | |
Spielübersicht", so charakterisiert ihn Magath. Man wird sehen, ob Hasebe | |
auch mittelfristig die funktionierende Doppelsechs (Josue/Gentner) zu einer | |
Dreier-Kette erweitert. Vorn sah man ein weiteres Mal, was für ein Talent | |
der Bosnier Edin Dzeko, 21, ist. Ein großer Keilstürmer, der nicht nur | |
Flugbälle ablegen kann, sondern Speed hat und trotz langer Hebel | |
erstaunlich filigran mit dem Ball umgeht. Zusammengefasst: Die Qualität im | |
Kader ist sichtbar gestiegen gegenüber dem Vorjahr, als man immerhin im | |
Pokalhalbfinale stand, dort gegen den VfB Stuttgart verlor (0:1) und eine | |
bis dahin okaye Saison in Abstiegsnähe und der Entlassung von Trainer Klaus | |
Augenthaler endete. Damit ist dieses Jahr nicht mehr zu rechnen. | |
Magath hat einen Vertrag bis 2010. Bis dahin will er den VfL "in der | |
Bundesligaspitze" etablieren - also etwas schaffen, was dem nächsten Gegner | |
HSV in den letzten drei Jahren gelungen ist. Bis auf Weiteres aber gilt, | |
sagt Magath: "Wir werden nicht jedes Spiel gewinnen." Vermutlich sind die | |
Wolfsburger Ergebnisse derzeit tatsächlich besser als die Leistungen. Es | |
gibt Schlimmeres. | |
25 Feb 2008 | |
## AUTOREN | |
Peter Unfried | |
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