# taz.de -- Kommentar tierische Fette im Tierfutter: Verbot aus Mangel an Kontr… | |
> Das Fütterungsverbot von Schlachtabfällen war die notwendige und | |
> vernünftige Einsicht in die Unzulänglichkeit der Kontrollsysteme. | |
Bild: Tiermehlverladung in thüringischen Eixleben. | |
Es gibt gute ökologische und ethische Gründe, aus Schlachtabfällen | |
gewonnene tierische Fette wieder zur Fütterung an Schweine und Hühner | |
zuzulassen. Öl ist ein notwendiger Bestandteil von Tierfutter, es bindet | |
Staub und liefert Energie. Stammt es nicht von Tieren, wird meist Palmöl | |
verwendet - für das etwa in Indonesien Urwälder gerodet werden. Außerdem | |
ist es sinnvoll, so viele Bestandteile eines Tieres wie möglich zu | |
verwerten, mögen sie auch etwas unappetitlich sein. Wäre der Plan der | |
Bundesregierung, das Fütterungsverbot für tierische Fette aufzuheben, also | |
Teil eines Gesamtkonzepts für einen ethisch begründeten Umgang mit | |
Nutztieren und einer ökologischen Landwirtschaft, könnte man ihn gutheißen. | |
Aber wir müssen uns nicht dümmer stellen als wir sind. Mit der | |
Gesetzesvorlage, die am Mittwoch in den Bundestag eingebracht werden soll, | |
kommt die Bundesregierung zunächst einmal einer Forderung der Bauernlobby | |
nach. Sie sieht für deutsche Bauern in der Europäischen Union einen | |
Wettbewerbsnachteil, weil nur sie die teurere pflanzliche Alternative zum | |
tierischen Fett bezahlen müssen. EU-weit gilt seit dem BSE-Skandal nur das | |
Verbot, Tiermehl zu verfüttern. | |
Nur hat sich an den Gründen für die Verbote nichts geändert: Nicht nur | |
während der BSE-Krise, sondern auch beispielsweise während des | |
Gammelfleischskandals haben sich die Kontrolleure von Futtermittel- und | |
Fleischindustrie als hoffnungslos überfordert erwiesen. Die zuständigen | |
Behörden sind unzureichend ausgestattet, die Kontrolleure besitzen selten | |
genug Distanz zu den Betrieben, die sie überwachen sollen. Dass sie nicht | |
in der Lage sind zu verhindern, dass Tiermehl an Wiederkäuer verfüttert | |
wird oder ungeeignete Schlachtabfälle ins Futter gelangen, müssen sie nicht | |
noch einmal beweisen. Das Fütterungsverbot von Schlachtabfällen war sicher | |
eine Maßnahme, die verunsicherten Verbraucher davon zu überzeugen, dass ihr | |
Fleisch sicher sei. Es war aber auch die notwendige und vernünftige | |
Einsicht in die Unzulänglichkeit der Kontrollsysteme. Und an der hat sich | |
nichts geändert. HEIKE HOLDINGHAUSEN | |
11 Mar 2008 | |
## AUTOREN | |
Heike Holdinghausen | |
## TAGS | |
EU-Kommission | |
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