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# taz.de -- Zappa-Witwe klagt gegen deutsches Festival: Ausschlachtung eines Id…
> Frank Zappas Witwe klagt gegen ein Festival zu Ehren des Musikers: die
> Zappanale in Bad Doberan. Reine Geldgier oder pietätvoller Ahnen-Umgang?
Bild: Musikerlegende Frank Zappa (1940 bis 1993) mit Klopapier.
Frank Zappa war einer der großen Erneuerer und Avantgardisten der Rockmusik
und genießt als neodadaistischer Großmeister des Pop Weltruhm. Trotz über
50 veröffentlichten Alben landete er aber nie einen Top-Ten-Hit, seine
Stücke wurden im prüden US-Radio nie gespielt und einen Grammy bekam er
erst 1988, als er seine anarchisch-obszönen Texte wegließ und "Jazz from
Hell" spielte. Die Beatles, die mit ihren Pilzfrisuren schockten und die
Stones mit ihrem unerhörten Ruf nach sexueller "Satisfaction", wirkten
geradezu klosterschülerhaft gegen Zappas zotige Allüren und die Mähne, mit
der er sich - als Poster-Ikone der Gegenkultur - auf dem Klo ablichten
ließ. Und Jimi Hendrix, der gerade mit kreischenden Feedbacks und
elektrischem Lärm das E-Gitarren-Spiel revolutioniert hatte, erfuhr in den
akustischen Müllskulpturen der Zappa-Band "Mothers of Invention" eine
erfinderische Fortsetzung.
Der Synergetiker Zappa war für den kulturellen Kommerz in jeder Hinsicht zu
viel - und gerade deshalb verfügte er vor allem in Europa über eine
hartgesottene Fangemeinde. In der DDR waren seine Scheiben natürlich nicht
im Handel, was schon im Westen als Underground galt, war im Osten noch viel
untergründiger. Da wundert es nicht, dass nach der Wende ein paar
Zappa-Freaks in Mecklenburg-Vorpommern auf die Idee kamen, ihren
Lieblingsmusiker endlich auch einmal live und open air zu würdigen.
Was damals klein und quasi privat begann - auf einem Treckeranhänger
spielte 1990 eine Cover-Band vor etwa 50 Zuschauern die Stücke des Meisters
- hat sich mittlerweile zum weltgrößten Festival zappaesker Musik
entwickelt. Doch ob diese Veranstaltung, die vom 15. bis 18. August 2008
zum 19. Mal in Bad Doberan stattfinden wird, weiterhin "Zappanale" heißen
darf, darüber wird seit Mittwoch vor dem Landgericht Düsseldorf verhandelt.
Gail Zappa, die Witwe des Musikers, verlangt nicht nur 250.000 Euro, damit
die Zappanale ihren Namen behalten darf, auch auf dem Logo des Festivals
sieht sie ihre Rechte verletzt. Es zeigt Zappas markanten Schnauzer mit dem
Unterlippenbärtchen und diesen Bart hat sich die Witwe markenrechtlich
schützen lassen.
Die streitenden Parteien sind der von der Witwe 2002 gegründete "Zappa
Family Trust" und der gemeinnützige Verein "ARF Society", der 1993 zur
"Förderung der zeitgenössischen Musik der 60er-Jahre ins Leben gerufen
wurde. Schon 1990 - noch zu Lebzeiten Frank Zappas - haben die Veranstalter
die erste "Zappanale" durchgeführt und sich den Namen schützen lassen. Sie
sehen deshalb gute Chancen vor Gericht: "Wir sind der Meinung, dass wir die
älteren Namensrechte besitzen", so der Präsident und Sprecher der "ARF
Society", Thomas Dippel. Mit zwei Widersprüchen beim Bundespatentamt ist
Gail Zappa in der Vergangenheit bereits gescheitert.
Mit einer Entscheidung des Gerichts, ob es sich bei der Zappanale um die
erlaubte Huldigung eines Idols oder um kommerzielle Ausschlachtung zur
Gewinnerzielung handelt, ist so rasch allerdings nicht zu rechnen. Ein
Urteil wird es nach Gerichtsangaben voraussichtlich erst in einigen Monaten
geben. Das Gericht ließ in einer ersten Stellungnahme zu Prozessbeginn aber
durchblicken, dass es der Klage kaum Chancen einräume.
"Were only in it for the money" - diesen Titel eines Zappa-Albums von 1968
hat die Witwe Gail wohl so sehr verinnerlicht, dass sie sich
nichtkommerziell ausgerichtete Würdigungen gar nicht mehr vorstellen kann.
Die "Zappanale" unterdessen hat noch nie Gewinne erzielt, wird von
ehrenamtlichen Helfern organisiert und fuhr 2002 sogar einen Verlust von
150.000 Euro ein, der nur durch Privatspenden der Vereinsmitglieder
aufgefangen werden konnte. Einladungen zum Festival hat die Witwe bis dato
stets ausgeschlagen, auch zur Aufstellung einer Zappa-Büste auf dem
Marktplatz von Bad Doberan erschien sie, anders als zwei Geschwister des
Musikers, nicht. Da ihr die Büste nicht gefällt, verlangt sie vor Gericht
auch deren Entfernung; beim Line-up der Bands, die auf dem Festival
spielen, verlangt sie ebenfalls Mitspracherecht.
Kein Wunder also, das von den tausenden Zappatisten, die zur "Zappanale"
anreisen, einige gegen eine Witwenverbrennung nichts wirklich einzuwenden
hätten. Eine Petition im Internet, die den "Zappa Family Trust" zum Rückzug
seiner Klagen und Schikanen auffordert, wurde mittlerweile von knapp 2.500
Unterzeichnern signiert.
10 Apr 2008
## AUTOREN
Mathias Bröckers
## TAGS
Rock
Frank Zappa
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