# taz.de -- Pro: Symbolpolitik ist nicht alles | |
> Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit will zu den olympischen | |
> Spielen in Peking. Zu recht. Denn wer boykottiert, hat sein Pulver | |
> verschossen. | |
Bild: Wowereit startet durch: Nächtes Jahr ist die Leichtathletik-WM in Berlin | |
Müssen die Menschenrechtsverletzungen in Tibet und China enden? Ja. Braucht | |
es dafür internationalen Druck auf Chinas Regime? Natürlich. Aber was hilft | |
es den Menschen am anderen Ende der Welt, wenn vor Berliner Behörden | |
tibetische Flaggen wehen? Und was bringt es, den Regierenden von seiner | |
Pekingreise abzuhalten, wenn er die symbolbeladene Eröffnungsfeier ohnehin | |
meiden wird? Nichts. | |
Die wichtigste Frage lautet nämlich: Bringt ein Boykott den Benachteiligten | |
etwas? Und nicht: Lässt uns ein Boykott daheim gut aussehen? Meinten die | |
China-Gegner es ernst, hätten sie die seit 1994 bestehende | |
Städtepartnerschaft mit Peking längst aufkündigen müssen. | |
Gesprächen mit Funktionären fehlt der verführerische Gestus der | |
Verweigerung. Aber auch im Umgang mit den chinesischen Machthabern gilt die | |
alte Formel: Wandel durch Annäherung. Wer auf eine Mischung von Warnungen - | |
Nein zum Besuch der Eröffnungsfeier - und Verhandlungen setzt, kann länger | |
und effektiver Einfluss nehmen. Wer hingegen boykottiert, hat sein Pulver | |
verschossen. Zugegeben: Der Gedanke, wie Wowereit chinesische Politiker um | |
Mäßigung bittet, ist gewöhnungsbedürftig. Sein Erfolg ist ungewiss. Die | |
Nutzlosigkeit eines Boykotts aber ist sicher. | |
10 Apr 2008 | |
## AUTOREN | |
Matthias Lohre | |
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