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# taz.de -- Zoodirektor: Auftritt eines Dickhäuters
> Zoo- und Tierpark-Chef Bernhard Blaszkiewitz weist im Umweltausschuss des
> Parlaments alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück.
Bild: Unter Beschuss: Bernhard Blaszkiewitz im Umweltausschuss
Wie eine Bugwelle schiebt Bernhard Blaszkiewitz - 1,90 Meter groß und 130
Kilo Lebendgewicht - die Jounalistenschar auf dem Flur des
Abgeordnetenhauses vor sich her. Seit Wochen steht der Direktor von Zoo und
Tierpark unter Beschuss der Medien. Die Liste der Vorwürfe, die vor allem
Grüne und der Tierschutzbund gegen ihn erheben, ist lang. Doch stoisch wie
Dickhäuter, Blaszkiewitz Lieblingstiere, hat er bisher alles an sich
abprallen lassen. Nun, an diesem Montag, ist der Tag gekommen, an dem er
sich in einer Anhörung vor dem parlamentarischen Umweltausschuss
verantworten muss.
Das Interesse der Öffentlichkeit vornehmlich fortgeschrittenen Alters ist
so groß, dass die Anhörung per Video in einen Nebenraum übertragen werden
muss. Solch ein Interesse würde er sich auch wünschen, wenn über
Kinderschutz diskutiert werde, mokiert sich ein Abgeordneter der
Linkspartei. Als der Direktor den Saal betritt, brandet im Zuschauerraum
Applaus aus. Andere gucken so, als würden sie Blaszkiewitz am liebsten auf
der Stelle das Genick brechen - so wie der es 1991 bei vier verwilderten
Katzenbabys im Tierpark getan hatte.
Bei den einen beliebt, bei den anderen verhasst - die Breite, in der sich
die Diskussion bewegt, macht ratlos. Kann ein Mensch zugleich ein toller
Zoo-Direktor und ein böser Tierpark-Diktator sein, fragte die Berliner
Zeitung am Montag in einem ganzseitigen Artikel, in dem das Szenario der
Vorwürfe um weitere Behauptungen angereichert wird.
Blaszkiewitz zeigt sich davon im Ausschuss unberührt. Der einzige Punkt, in
dem er sich etwas vorzuwerfen habe, sei die Tötung der vier jungen Katzen
im Tierpark. "Es ist nicht mehr zu ändern, ich würde es nicht mehr tun."
Aber das sei kein Grund, ihn als Killer und Mörder zu bezeichnen. Zwischen
Mensch und Tier gebe es in diesem Punkt einen gewaltigen Unterschied.
Zum erhofften Showdown zwischen Blaszkiewitz und seinen Kritikern kommt es
nicht. Seine größte Widersacherin Claudia Hämmerling, die tierpolitische
Sprecherin der Grünen, ist seit geraumer Zeit schwer krank und kann nicht
an der Sitzung teilnehmen. Sie hatte Blaszkiewitz Rücktritt gefordert.
Hämmerling wirft ihm vor, für das Verschwinden zahlreicher Zootiere
verantwortlich zu sein und vorsätzlich Inzest- und Hydridpaarungen zu
initiieren. Die Jungtiere wiederum sollen an zwielichtige Tierhändler
verkauft worden oder auf der Schlachtbank geendet sein.
Michael Schäfer, der Hämmerling vertritt, muss sich den Spott der Kollegen
gefallen lassen. Vom SPD-Abgeordneten Daniel Buchholz wird er mit den
Worten abgeklanzelt: "Frau Hämmerling ist nicht die Schutzheilige der
Zootiere - und Sie werden es auch nicht."
Zoo-Chef Blaszkiewitz gibt sich als die Unschuld in Person. Sein Tonfall
und Haltung, mit denen er zu den Vorwürfen eine persönliche Stellungnahme
abgibt und später Fragen beantwort, sagen: Ich habe mir nichts vorzuwerfen.
"Zoo und Tierpark fühlen sich dem Tier- und Artenschutz verpflichtet", sagt
er. "Es wird nichts unter den Teppich gekehrt. Die Zuchtbücher wurden
korrekt geführt." Kein einziges Tier, außer vielleicht einer Ameise und
einer Honigbiene, seien verschwunden. Die Forderung von Schäfer, den
Nachweis durch Offenlegung der Bücher zu erbringen, pariert Blaszkiewitz
mit den Worten: Er sei bereit, die Bücher zu öffnen, aber nur für die
Behörden, die dafür zuständig seien. "Es gibt keine mysteriösen Umstände."
Beistand bekommen die Grünen immerhin vom Präsidenten des Deutschen
Tierschutzbundes, Wolfgang Apel, und dem Tier-Ethiker Jörg Luy vom Institut
für Tierverhalten an der Freien Universität. In Bezug auf die Tötung der
Katzen sagt Luy, es habe dafür "keinen vernünftigen Grund" gegeben.
Nach zwei Stunden Befragung darf Blaszkiewitz in den Zoo zurück - zwar
nicht ganz entlastet, aber mit Rückendeckung der meisten Abgeordneten.
14 Apr 2008
## AUTOREN
Plutonia Plarre
Plutonia Plarre
## TAGS
Tierversuche
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