# taz.de -- Kommentar FDLR-Führung: Terror made in Germany | |
> Die ruandische FDLR hetzt beinahe täglich im Internet. Dass ihre Führung | |
> seit Jahren unbehelligt aus Deutschland heraus ihren Krieg in Ruanda | |
> organisieren kann, ist ein Skandal. | |
Bild: Rwabukombe muss sich nun vor einem ruandischen Gericht zu seiner Rolle be… | |
Die Grenze zwischen legitimen politischen Aktivitäten und "Terrorismus" ist | |
immer eine heikle Angelegenheit. Was die Organisation der in Zentralafrika | |
kämpfenden ruandischen Hutu-Miliz Demokratische Kräfte zur Befreiung | |
Ruandas (FDLR) politisch zu vertreten angibt, klingt auf den ersten Blick | |
legitim: mehr Demokratie in Ruanda. Aber tatsächlich organisiert sie | |
blanken Terror gegen die Zivilbevölkerung des Kongo. | |
Dort hat sie Truppen stationiert und unterhält einen starken Militärapparat | |
möglichst nahe an Ruandas Grenze. Dies dient nur einem Ziel: Ruanda | |
irgendwann wieder mit Krieg zu überziehen und die Regierung von Präsident | |
Paul Kagame zu stürzen, die das geschundene Land seit dem Völkermord von | |
1994 mit beachtlichen Erfolgen, wenn auch mit harter Hand, wieder aufbaut. | |
Die Hetze, die die FDLR im Internet beinahe täglich verbreitet, spricht | |
jedenfalls nicht für die friedlichen Absichten dieser Organisation, wie | |
nachdrücklich auch immer sie diese beteuern mag. | |
Dass die Führung der FDLR seit Jahren unbehelligt aus Deutschland heraus | |
ihren Krieg organisieren kann, ist ein Skandal. Er muss endlich | |
thematisiert werden, wenn die Bekenntnisse der Bundesregierung ernst | |
genommen werden sollen, sich für Stabilität und Aufschwung in Afrika | |
einzusetzen. Noch nachdem es längst Reiseverbote von EU und UNO gegen | |
FDLR-Präsident Ignace Murwanashyaka gab, konnte dieser problemlos aus | |
Deutschland nach Kongo in die Stellungen seiner Soldaten fahren - und | |
zurückkehren, zuletzt 2006. Ein Ermittlungsverfahren gegen ihn wegen des | |
Verdachts auf Verbrechen gegen die Menschlichkeit wurde letztes Jahr | |
mangels Beweisen eingestellt. Man fragt sich, wo die deutschen Ermittler | |
ihre Beweise gesucht haben. Im FDLR-Einflussgebiet jedenfalls wurden sie | |
nicht gesichtet. | |
Es wird Zeit, dass Deutschland sich mit seiner Rolle in den schwelenden | |
Konflikten im Afrika der Großen Seen auseinandersetzt und zu ihrer | |
Befriedung beiträgt. Die Entsendung der Bundeswehr in den Kongo zur | |
Absicherung der Wahlen 2006 zeugte immerhin vom Willen, die Region zu | |
stabilisieren. Dieser Wille muss auch in Deutschland selbst wirksam werden. | |
23 Apr 2008 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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