# taz.de -- Kommentar Altersarmut: Extrasteuer für Wohlhabende | |
> Die drohende Altersarmut verlangt nach neuen Verteilungsideen. Das | |
> Schweizer Modell könnte ein Vorbild sein. Dort zahlen die Reichen eine | |
> Art Extrasteuer für die ärmeren Alten. | |
Die Sache ist einfach: Die Probleme der Alterssicherung werden sich in | |
Deutschland zur entscheidenden Verteilungsfrage entwickeln. Dabei geht es | |
nicht in erster Linie um die Verteilung zwischen Alt und Jung. Diese | |
Polarisierung ist schon deswegen unzulänglich, weil jeder junge Mensch mal | |
alt wird und dann auch jede Rentenkürzung zu spüren bekommt. Die | |
entscheidende Frage lautet: Mit welcher Arbeits- und Beitragsleistung | |
erwerbe ich einen Anspruch auf ein würdiges Altersruhegeld? | |
Die Frage stellt sich den Jüngeren, denen allmählich dämmert, dass vor | |
allem sie es sind, die Spätwirkungen der Rentenreform zu tragen haben. Im | |
Jahre 2030 werden Leute, die heute 2000 Euro brutto verdienen, nach 37 | |
Einzahlungsjahren rechnerisch nur gerade mal dasselbe gesetzliche Ruhegeld | |
zur Verfügung haben wie Menschen, die nie Rentenbeiträge entrichtet haben | |
und daher nur die Sozialhilfe im Alter, die Grundsicherung beziehen. Ist es | |
also wurscht, ob ich arbeite und einzahle oder nicht? Diese Frage hat etwas | |
Zerstörerisches. Deswegen hatte die CDU auf ihrem Parteitag in Leipzig | |
schon vor Jahren einen Vorschlag gemacht: Dauereinzahler mit Kleinrente | |
sollen 15 Prozent mehr Rente bekommen als die Sozialhilfe im Alter beträgt. | |
Dabei soll aber das Ersparte der Kleinrentner gegengerechnet werden. Erst | |
das Sparbuch plündern zu müssen, bevor man die Aufstockung kriegt - dieser | |
Vorschlag befriedet nicht. | |
Man muss also eine breitere Verteilungsdebatte anstoßen und dabei sollte | |
das Prinzip der Äquivalenz, also der Entsprechung von Ein- und Auszahlung, | |
in Frage gestellt werden. Es führt kein Weg daran vorbei. Im oft zitierten | |
Schweizer Modell etwa zahlen alle Verdienenden inklusive Arbeitgeberanteil | |
rund zehn Prozent ein in die Rente, auch die Selbstständigen. Am Ende gibt | |
es aber nur ein Ruhegeld bis zu einer bestimmten Maximalhöhe. Die Reichen | |
zahlen somit eine Art Extrasteuer für die ärmeren Alten. In zwei | |
Jahrzehnten droht vielen heute jungen Einzahlern in unserem Rentensystem | |
die Altersarmut. Über solche Umverteilungen muss daher jetzt diskutiert | |
werden. Nicht, um neue Sozialutopien an die Wand zu malen. Sondern um das | |
Vertrauen der Jüngeren in unser Sozialsystem zu retten. | |
26 Apr 2008 | |
## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
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