# taz.de -- Transgene Pflanzen in der Landwirtschaft: Gentechnik-Vorteile nicht… | |
> Der angebliche wirtschaftliche Nutzen transgener Pflanzen ist nicht | |
> erwiesen, sagen Bundestags-Wissenschaftler. Denn zuverlässige Daten | |
> fehlen. | |
Bild: Transgene Pflanzen sind kein Garant für sichere Ernten. | |
Wenn Konzerne wie Monsanto, Bayer oder BASF ihr gentechnisch verändertes | |
Saatgut verkaufen wollen, argumentieren sie vor allem mit Geld: Sie | |
versprechen den Bauern eine höhere Produktivität und damit mehr Gewinn. Von | |
der Industrie unabhängige Wissenschaftler aber bezweifeln die These von der | |
Wirtschaftlichkeit transgener Pflanzen zunehmend. Nun sind auch Forscher | |
des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) zu | |
dem Schluss gekommen, dass ein Nutzen nicht erwiesen sei. Zuverlässige | |
Daten fehlten, obwohl die Saaten schon seit 12 Jahren kommerziell genutzt | |
werden. | |
Besonderes Gewicht haben die Ergebnisse vor allem wegen des | |
überparteilichen Auftraggebers der Wissenschaftler: Es handelt sich um den | |
Bundestags-Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. | |
Im Rahmen eines Projektes zum Einsatz transgenen Saatguts in | |
Entwicklungsländern hat der Biologe Arnold Sauter Studien zu den bisherigen | |
wirtschaftlichen Resultaten analysiert. | |
Die meisten Untersuchungen seien extrem unsicher, schreibt Sauter in einem | |
Rundbrief des TAB. Zum Beispiel experimentelle Anbauvergleiche: Dabei | |
sprießen gentechnisch veränderte Saaten auf einem Acker und herkömmliche | |
Pflanzen auf einem anderen Feld in der Nähe. Am Ende zählen die | |
Wissenschaftler, wie viel Weizen, Soja oder Mais auf beiden Feldern | |
gewachsen ist. "Aber dabei kann man nicht alle Böden, Klimabedingungen und | |
andere regionale Unterschiede erfassen", erklärt der Biologe. | |
Deshalb seien die Ergebnisse nicht beliebig übertragbar. Auch Zahlen aus | |
dem kommerziellen Anbau sind Sauter zufolge mit Vorsicht zu genießen. Er | |
hält die meisten Stichproben für zu klein, um die Daten zu verallgemeinern. | |
Immer wieder zitierte Studien zum Baumwollanbau im Riesenland China | |
beispielsweise würden sich nur auf wenige hundert Hektar beziehen. | |
Aber warum säen Bauern weltweit dennoch immer mehr genveränderte Pflanzen? | |
Dafür, so Sauter, könne es viele Ursachen geben: Er nennt den Einfluss der | |
Werbung auf die Bauern etwa in Indien. "Wie wichtig welcher Faktor ist, | |
lässt sich wissenschaftlich kaum nachweisen." | |
Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) nutzt die Forschungsergebnisse für | |
seinen Kampf gegen Gentechnik in der Landwirtschaft. "Das bestätigt das, | |
was wir schon immer sagen: Es gibt überhaupt keine belastbaren Daten", | |
erklärt die Nabu-Gentechnikexpertin Steffi Ober. "In bestimmten Fällen | |
können Bauern mit transgenem Saatgut vielleicht mehr ernten, aber die | |
Kosten sind ja auch höher." Monsantos Genmais etwa koste in den USA ein | |
Drittel mehr als konventioneller. | |
Die Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie ging in ihrer Antwort auf | |
die Bitte der taz um eine Stellungnahme nicht ausdrücklich auf die | |
Forschungsergebnisse der Bundestagsforscher ein. Dafür schickte der | |
Lobbyverband der Branche Broschüren: Sie versprechen weiter "sichere | |
Ernten" durch "insektenresistente Pflanzen" bei verringertem Aufwand an | |
Gift. | |
29 Apr 2008 | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
Jost Maurin | |
## TAGS | |
Argentinien | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Argentinien plant Zulassung: Bald Gentech-Weizen auf dem Feld | |
Als einer der größten Weizenexporteure will Argentinien eine Weizensorte | |
erlauben, die trockenresistenter ist. Es gibt nur einen Vorbehalt. |