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# taz.de -- Kommentar Zyklon: Das Dilemma der Birma-Hilfe
> Die Geschichte zeigt, dass Naturkatastrophen politische Folgen haben
> können. In Birma will die Junta nach dem Zyklon verhindern, dass
> ausländische Hilfe Öffnung bringt.
Bild: Was aussieht wie aus Wattewölkchen kann uns durchaus gefährlich werden:…
Der Zyklon "Nargis" hat die schwerste Naturkatastrophe mit sich gebracht,
die Südostasien seit dem Tsunami im Dezember 2004 heimgesucht hat. Birmas
Militärjunta hat nun erklärt, sie "akzeptiere" internationale Hilfe. Das
klingt nicht, als würde sie diese mit offenen Armen empfangen. Aber
immerhin scheint die verstockte Generalskaste einzusehen, dass sie allein
mit der Aufgabe überfordert wäre.
Die Junta knüpft die Annahme von Hilfe an enge Auflagen, die diese
verzögert: So will sie verhindern, dass die ausländische Hilfe zum
trojanischen Pferd wird, das eine politische Öffnung mit sich bringt. Genau
darauf wiederum hoffen viele Oppositionelle und Exilbirmesen, die dem
Regime ein baldiges Ende wünschen.
Die Geschichte zeigt, dass Naturkatastrophen politische Folgen haben
können: So hat der Tsunami dazu beigetragen, dass in der indonesischen
Krisenprovinz Aceh der Konflikt zwischen Separatisten und Zentralregierung
beigelegt werden konnte: Erst die Katastrophe ließ die Kontrahenten
kompromissbereit werden. In Sri Lanka dagegen hat das gleiche Unglück den
Konflikt zwischen Regierung und tamilischen Rebellen verschärft, weil es
zum Streit über die Verteilung der Hilfe führte. Und in Nordkorea ließ das
Regime während der Hungersnot in den Neunzigerjahren zwar ausländische
Hilfe ins Land, aber es nahm lieber den Hungertod von bis zu zwei Millionen
Menschen in Kauf, als seinen eisernen Griff etwas zu lockern.
Hilfsorganisationen stecken in einem Dilemma: Einerseits verpflichtet sie
die Humanität zu neutraler Hilfe; andererseits dürften sich die meisten
Helfer für Birma ein Ende des Regimes wünschen - auch, weil das die Hilfe
erleichtern oder weniger notwendig machen würde. Eine bewusste Parteinahme
aber müssen sie vermeiden.
Deshalb bleibt den Hilfsorganisationen nichts anderes übrig, als sich den
Auflagen der Machthaber in Birma zu fügen, wollen sie den Menschen vor Ort
schnell helfen. Sie müssen sogar in Kauf nehmen, damit die Herrschaft des
Militärs zu stabilisieren. Trotzdem könnte die Katastrophe, auch wegen des
zögerlichen Krisenmanagements, noch zum Ende des Regimes führen - den
Birmesen wäre es zu wünschen.
6 May 2008
## AUTOREN
Sven Hansen
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