# taz.de -- Zukunft des Mauerparks: Rot und Rot streiten im Grünen | |
> Der Mauerpark soll vergrößert werden. Die SPD will den bisherigen Eigner | |
> durch Teilbebauung entschädigen. Die Linke besteht auf der geplanten | |
> Parkgröße. Anwohner stöhnen über das Patt. | |
Bild: Rund um die Uhr bevölkert: Die Walpurgisnacht im Mauerpark | |
Frisbees fliegen, Hunde tollen, am Hang spielt jemand Gitarre. Gewöhnlich | |
herrscht Trubel im Mauerpark. Nur wenn es um den Ausbau der viel genutzten | |
Grünfläche zwischen Prenzlauer Berg und Wedding geht, bewegt sich nichts. | |
Der Grund dafür: "Eine klassische Blockade", sagt Thomas Flierl (Linke). | |
"Ja", stimmt Ralf Wieland (SPD) zu, "es ist ein Patt". In allen anderen | |
Punkten aber sind sich die beiden Abgeordneten der rot-roten Koalition | |
nicht grün. Die SPD will einen Teil der ursprünglich für den Park | |
vorgesehenen Fläche zur Bebauung freigeben, um den Erwerb der Restfläche zu | |
finanzieren. Die Linke will auf jeden Fall den ganzen Park - so wie er vor | |
fast 15 Jahren geplant wurde. | |
Gleich nach der Wende hatten sich Anwohner für den Park entlang der frisch | |
gefallenen Mauer engagiert - mit Erfolg. 1994 wurde der Mauerpark im | |
Flächennutzungsplan festgeschrieben. Tatsächlich wurde jedoch nur der | |
ehemalige Mauerstreifen begrünt. Die alte Grenze kennzeichnet bis heute ein | |
Zaun. Die Westzone dahinter wird als Gewerbefläche genutzt. So lagert in | |
der oberen Hälfte ein Gerüstbauer seine Stangen, in der unteren Hälfte | |
haben sich der sonntägliche Flohmarkt etabliert - und einige | |
Gastronomiebetriebe. | |
Dazu gehört auch der "Mauersegler", in dessen Biergarten der Bürgerverein | |
Gleimviertel am Montagabend zur Diskussion geladen hatte. Denn die Anwohner | |
sind nichts mehr leid als das jahrelange Patt. "Der Flächennutzungsplan war | |
ein Versprechen", sagt eine der gut 100 Besucherinnen. "Es geht nicht um | |
die Erweiterung des Mauerparks, sondern um seine Fertigstellung", ergänzt | |
Heiner Funken, der den Bürgerverein auf dem Podium vertritt. | |
Als der Park geplant wurde, gehörte das Areal noch einem Staatsbetrieb | |
namens Deutsche Bundesbahn. Der wurde mittlerweile in eine | |
Aktiengesellschaft verwandelt, ihre Grundstücke wurden an die Firma Vivico | |
ausgegliedert, die wiederum Ende 2007 an die österreichische Immo AG | |
verkauft wurde. Geld wollten sie alle sehen. Auf neun Millionen Euro hat | |
der Senat den Kaufpreis geschätzt. Fünf bis sechs Millionen würden auch | |
reichen, meint der Grünen-Abgeordnete Andreas Otto. Aber selbst die müssen | |
irgendwo herkommen. | |
Der Baustadtrat von Mitte, Ephraim Gothe (SPD), will am westlichen Rand den | |
Bau von Stadtvillen genehmigen, wenn der Eigentümer dafür die Restfläche | |
für den Park hergibt. Zwar sieht sein Plan Durchgänge zum Park zwischen den | |
Villen vor, die Diskussionsbesucher jedoch fürchten lautstark eine neue | |
trennende Mauer. Bürgervertreter Funken verweist auf ein anderes Detail. | |
Dort, wo im Gothe-Plan Häuser eingezeichnet sind, waren ursprünglich | |
Baumreihen vorgesehen. "Die brauchen wir dringender", meint Funken. Dem | |
Park fehle nichts mehr als eine Ruhezone mit Bäumen. | |
Ralf Wieland aber fehlt vor allem das Geld. Damit kennt er sich aus. Der | |
Weddinger SPD-Politiker ist Vorsitzender des Hauptausschusses, der im | |
Abgeordnetenhaus für die Landeskasse zuständig ist. Die ist bekanntlich | |
leer. Für den Ankauf gebe es daher keine finanziellen Mittel, betont | |
Wieland. Das aber sei kein Fakt, sondern eine politische Entscheidung, | |
entgegnet Flierl. Schließlich würden etwa für den Ausbau der | |
Mauergedenkstätte in der Bernauer Straße auch gerade Grundstücke gekauft. | |
So bleibt es beim Patt zwischen Rot und Rot. Und im Sommer 2009 wird der | |
Bürgerverein wieder zur Diskussion laden müssen. Im Sommer 2010 wird sich | |
das Thema dann von allein erledigen. Denn dann muss das Land gut zwei | |
Millionen Euro zahlen an die Allianz-Umweltstiftung. Die hatte das Geld | |
einst für den Park gegeben unter der Bedingung, dass der Park bis zum Jahr | |
2010 auf mindestens zehn Hektar ausgebaut wird. Jetzt hat er erst acht | |
Hektar. | |
24 Jun 2008 | |
## AUTOREN | |
Gereon Asmuth | |
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