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# taz.de -- Japan schottet G-8-Gipfel ab: Festnahmen und Einreiseverbote
> Vor dem Weltwirtschaftsgipfel 2008 sortiert die japanische Polizei
> mutmaßliche Aktivisten schon mal aus. Drei Protestcamps soll es trotzdem
> geben.
Bild: Die Gipfelgegner wollen sich nicht einschüchtern lassen
SAPPORO taz Um den G-8-Gipfel ungestört über die Bühne zu bringen, hat die
japanische Regierung auf Hokkaido mehr als 21.000 Polizisten aus ganz Japan
zusammengezogen. Noch einmal so viele halten sich in Tokio bereit. Die
Maßnahmen entsprechen dem, was für Gipfeltreffen inzwischen üblich ist:
höchste Sicherheitsstufe, eine Flugverbotszone mit einem Radius von 46
Kilometern, Kriegsschiffe vor der Küste Hokkaidos. Zudem hat die Regierung
im Frühjahr die Einreisebestimmungen verschärft. Unliebsame Gäste aus dem
Ausland müssen nun einen detaillierten Reiseplan vorlegen.
Mindestens 18 globalisierungskritische Aktivisten seien bei der Einreise am
Flughafen oder schon beim Abflug nach Japan aufgehalten worden, berichtet
eine japanische Anwaltsorganisation, die den G-8-Protest unterstützt. Auch
Susan George, 74-jährige Gründerin von Attac Frankreich, wurde in Japan am
Flughafen über vier Stunden lang verhört. Mitglieder der südkoreanischen
Gewerkschaft Confederation of Trade Unions wurden gar mit einem generellen
Einreiseverbot belegt.
Die Daten von deutschen Globalisierungskritikern hatte das
Bundeskriminalamt schon nach dem G-8-Gipfel in Heiligendamm an die
japanischen Behörden weitergeleitet. Von einer Behinderung deutscher
Gipfelaktivisten ist bisher jedoch nichts bekannt.
Bis zu 23 Tage können Personen in Japan in Gewahrsam genommen werden - und
dies schon dann, wenn der Verdacht besteht, sie könnten an einer nicht
genehmigten Aktion teilnehmen. Allerdings kommt dies nicht sehr häufig vor,
berichtet der globalisierungskritische Filmdozent Go Hirasawa. Die Polizei
meide offene Konfrontationen und gehe eher subtil vor. Sie suche zum
Beispiel politische Aktivisten im Vorfeld zu Hause auf und versuche, sie
auf diesem Weg einzuschüchtern.
Damit hat man bereits begonnen. Wie japanische Aktivisten berichten, wurden
vor zwei Wochen mehr als 40 Personen im Raum Tokio und Osaka festgenommen
und ihre Häuser und Büros durchsucht. Auch Greenpeace berichtet von
vermehrtem Druck: Dass zwei japanische Mitarbeiter, die einen
Walfleischskandal aufdeckten, seit drei Wochen in Untersuchungshaft sitzen,
sei "ein eindeutiger Versuch, die Aktivitäten im Vorfeld des G-8-Gipfels
einzuschränken", sagt Sprecherin Cornelia Deppe-Burghardt.
Insgesamt rechnen die japanischen Behörden mit weit weniger Demonstranten
als sonst auf G-8-Gipfeln üblich. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die
Staats- und Regierungschefs noch weiter von der Außenwelt abgeschirmt sind
als vergangenes Jahr in Heiligendamm. Ihr Luxushotel liegt auf einem 620
Meter hohen Berg an einem Kratersee, etwa 150 Kilometer von Sapporo, der
nächsten großen Stadt, entfernt.
Die Demonstranten haben zwar trotzdem drei Protestcamps in unmittelbarer
Nähe geplant, zwischen ihnen und den G-8-Teilnehmern liegt jedoch der
Vulkan. Die einzige Gefahr, so ein zuversichtlich wirkender
Behördensprecher, sei denn auch der Vulkan, "der ab und zu Glut und Asche
spuckt". FELIX LEE
5 Jul 2008
## AUTOREN
Felix Lee
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