# taz.de -- Tatort G-8-Gipfel 2001 in Genua: In der "roten Zone" | |
> Als einige Militante Anti-G-8-Demonstranten versuchten, in den | |
> Sicherheitsbereich einzudringen, begann die Polizei ihre Prügelorgie. | |
Bild: Randale statt auf symbolisches Gerangel. | |
ROM taz "Un altro mondo è possibile" - "Eine andere Welt ist möglich". | |
Hunderttausende Menschen strömten am 20. und 21. Juli 2001 nach Genua, um | |
gegen den G-8-Gipfel zu protestieren, dessen Gastgeber der damals gerade | |
frisch gewählte Ministerpräsident Silvio Berlusconi war. | |
In eine Festung hatte sich die Stadt verwandelt; fast das gesamte Zentrum | |
war zur "roten Zone" erklärt und mit hohen Barrieren abgesperrt worden; | |
etwa 20.000 Beamte wurden aufgeboten, um den Protest in Schach zu halten. | |
Denn schließlich zeichnete sich ab, dass die zwei Jahre zuvor in Seattle | |
entstandene globalisierungskritische Bewegung in Genua einen erneuten | |
Beweis ihrer Stärke abliefern würde. | |
Ein Bündnis von nie da gewesener Breite hatte sich im "Genoa Social Forum" | |
zusammengefunden: Katholische Schwestern und Pfadfinder waren ebenso | |
vertreten wie Gewerkschafter und die radikal linken "Ungehorsamen". | |
Gemeinsam wollten sie den Protest gegen die Mächtigen - "Ihr seid acht, wir | |
sechs Milliarden" - organisieren und die "rote Zone" belagern, ja womöglich | |
symbolisch in sie eindringen. Fröhlich sollte der Protest werden, ein | |
bisschen Gerangel mit der Polizei war eingeplant - mehr aber auch nicht. | |
Es kam anders. Einige hundert Militante des "schwarzen Blocks" setzten auf | |
Randale statt auf symbolisches Gerangel - und die Polizei nutzte ihre | |
Aktionen als Vorwand, um unterschiedslos mit größter Brutalität alle | |
Demonstrationen rund um den Gipfel zu attackieren, mit Tränengas- und | |
Schlagstockeinsätzen. Genua verwandelte sich in ein Schlachtfeld, und am | |
Rande der Demonstration der "Ungehorsamen" erschoss schließlich ein | |
Carabiniere den 20-jährigen Carlo Giuliani. Der Schütze wurde nie vor | |
Gericht gestellt, da er aus Notwehr gehandelt habe. Vor Gericht standen | |
dagegen 25 Demonstranten; sie wurden im Dezember 2007 zu teils sehr hohen | |
Haftstrafen verurteilt. Bis zu elf Jahre gab es für sie; und anders als die | |
jetzt abgeurteilten Beamten dürfen sie nicht auf rasche Verjährung ihrer | |
Straftaten hoffen. | |
Auf die können dagegen jene 28 Polizisten setzen, gegen die noch der | |
Prozess wegen des Sturms auf die Scuola Diaz läuft. Im Herbst wird dort das | |
Urteil erwartet. MICHAEL BRAUN | |
16 Jul 2008 | |
## AUTOREN | |
Michael Braun | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
10 Jahre nach dem G-8-Gipfel in Genua: Autonome wollen Rache | |
Zum 10. Jahrestag des G-8-Gipfels von Genua sind bundesweit Veranstaltungen | |
geplant. Für Samstagnacht rufen Autonome in Berlin zur Militanz. | |
Kommentar G 8 in Genua: Pontius Pilatus und die Brutalo-Beamten | |
Die systematische Gewalt der Polizei gegen Demonstranten bei G8 in Genua | |
schockierte - genau wie das Urteil: Straflosigkeit für alle. Eine | |
Justizfarce. | |
Genua-Schläger müssen nicht ins Gefängnis: Verurteilte Polizisten zufrieden | |
Sieben Jahre nach G8 in Genua werden in Italien 15 Sicherheitskräfte wegen | |
schikanöser Behandlung von Demonstranten verurteilt. Doch werden sie nicht | |
in Gefängnis müssen - die Taten sind verjährt. |