# taz.de -- Sinkende Mitgliederzahlen: CDU feiert langsames Schrumpfen | |
> Weil die Mitgliederzahlen nicht ganz so schnell sinken wie bei der SPD, | |
> sind die Christdemokraten jetzt größte Partei. Generalsekretär Pofalla | |
> kündigt für nächstes Jahr sogar einen Zuwachs an. | |
Bild: Weil die Zahl der Parteibücher bei der SPD noch schneller zurückgeht al… | |
BERLIN taz Trotz anhaltenden Mitgliederschwunds ist die CDU jetzt die | |
größte deutsche Partei. Weil die Zahl der Parteibücher bei der SPD noch | |
schneller zurückgeht als bei der Konkurrenz, liegt die CDU mit ihren nur | |
noch 530.755 Mitgliedern erstmals knapp vorn. "Heute ist ein historischer | |
Tag in der Geschichte Deutschlands", sagte CDU-Generalsekretär Ronald | |
Pofalla am Montag bei der Vorstellung der Zahlen. "Zur ehrlichen Analyse | |
gehört allerdings auch, dass die großen Parteien seit vielen Jahren im | |
Saldo Mitglieder verlieren, auch wir." | |
Den Höchststand hatte die CDU 1983 mit 735.000 Mitgliedern erreicht, die | |
SPD bereits 1976 mit rund einer Million Mitgliedern. Seitdem geht es, von | |
einem sehr kurzen Aufschwung nach der Wiedervereinigung abgesehen, | |
kontinuierlich bergab. Das galt vor der Fusion mit der WASG auch für die | |
PDS. Bei CSU, FDP und Grünen stagnieren die Zahlen. Rechnet man CDU und CSU | |
zusammen, liegen sie schon seit 1995 vor der SPD. | |
Die CDU habe bereits seit zwei Jahren ihre Bemühungen um Neumitglieder | |
verstärkt, sagte Pofalla. "Im Wahljahr 2009 wollen wir als erste | |
Volkspartei wieder mehr Mitglieder gewinnen, als wir durch Austritt oder | |
Tod verlieren." Allerdings räumte der Generalsekretär ein, dass 54 Prozent | |
der Neumitglieder bereits das 40. Lebensjahr überschritten haben. Auch | |
treten der CDU noch immer doppelt so viele Männer bei als Frauen - was | |
immerhin ein Fortschritt ist, weil unter den Altmitgliedern auf eine Frau | |
drei Männer kommen. Unterrepräsentiert ist die Partei immer noch in den | |
Großstädten. So liegt sie in den drei Stadtstaaten Berlin, Bremen und | |
Hamburg noch immer hinter den Sozialdemokraten. | |
Werben will die Partei nun mit Fotos, die prominente CDU-Politiker zum | |
Zeitpunkt ihres Eintritts zeigen - etwa die heutige Bundeskanzlerin mit | |
einem riesenhaften Mobiltelefon der ersten Generation im Jahr 1990 oder | |
Pofalla mit Langhaarfrisur und Baskenmütze im Jahr 1975. Als Vorbild | |
dargestellt wird auch Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus, den ein | |
Bild aus dem Jahr 1982 als Aktivisten der DDR-Blockpartei zeigt. | |
Der Berliner Parteienforscher Oskar Niedermayer sagte am Montag der taz, | |
die CDU habe angesichts ihrer ebenfalls schwindenden Mitgliederzahl keinen | |
wirklichen Anlass zum Feiern. "Feiern würde ich dann, wenn ich selbst | |
Mitglieder gewinnen würde." Das Ziel, die Mitgliederzahl wieder zu | |
steigern, hält Niedermayer er für wenig realistisch. "Die Parteien sollten | |
alles tun, um den Mitgliederschwund zu stoppen. Sie sollten aber nicht | |
glauben, dass sie den Trend damit umkehren können." Immerhin sei das Tempo | |
des Rückgangs inzwischen gebremst, selbst bei der SPD. | |
Auch die kleinen Parteien seien von dem Trend nicht ausgenommen, betonte | |
Niedermayer. So habe etwa die Linkspartei durch den Zusammenschluss mit der | |
WASG zuletzt zwar um knapp 20 Prozent zugelegt, im Osten aber weiterhin | |
Mitglieder verloren. Beigetreten seien überwiegend "nicht extrem junge | |
Leute, sondern eher gestandene Gewerkschafter". Daher habe sich die | |
Mitgliederstruktur der am stärksten überalterten Partei durch den | |
Zusammenschluss nicht wesentlich verändert. | |
28 Jul 2008 | |
## AUTOREN | |
Ralph Bollmann | |
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