| # taz.de -- Kaukasus-Krieg: Russlands Liberale gespalten | |
| > Russische Menschenrechtler reagieren auf den Krieg sowohl mit massiver | |
| > Moskaukritik als auch mit Verständnis. | |
| Bild: Ein Georgier vor seinem zerstörten Haus in der Stadt Gori. | |
| BERLIN taz Als eine der ersten russischen Menschenrechtsorganisationen | |
| hatte Memorial auf die Kriegshandlungen im südossetischen Zchinwali | |
| reagiert und die sofortige Einstellung der Kampfhandlungen gefordert. In | |
| Anspielung auf das gerade mal 200 Kilometer von Zchinwali entfernte Grosny | |
| und die offizielle Begründung der georgischen Regierung, Georgien setze | |
| seine Truppen zur Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung ein, | |
| schreibt Memorial, auch Russland habe 1994 die "verfassungsmäßige Ordnung" | |
| wiederherstellen wollen. Doch aus der versprochenen blitzschnellen | |
| Operation sei ein langer und blutiger Krieg geworden, so Memorial. | |
| Nicht alle Menschenrechtler und Liberale im politischen Spektrum Russlands | |
| können sich mit der ausgewogenen Verurteilung beider Seiten anfreunden. Der | |
| russische Menschenrechtsbeauftragte des ehemaligen Präsidenten Boris | |
| Jelzin, Sergej Kowaljow, und Elena Bonner, Witwe des Nobelpreisträgers | |
| Andrej Sacharow, haben die russische "Aggression gegen Georgien" | |
| verurteilt. Sie rufen die internationale Gemeinschaft auf, Russland aus der | |
| G 8 auszuschließen und es mit Sanktionen zu belegen. | |
| Wladimir Lukin ist der Menschenrechtsbeauftragte der Russischen Föderation. | |
| Zusammen mit Grigori Jawlinski ist er einer der Gründer der Partei Jabloko. | |
| In einer ersten Reaktion auf die Ereignisse in Südossetien forderte Lukin, | |
| die für die Zerstörung von Zchinwali Verantwortlichen vor ein | |
| internationales Tribunal zu stellen - eine Aufforderung, den georgischen | |
| Präsidenten Saakaschwili in einem Prozess als Kriegsverbrecher zu | |
| verurteilen. | |
| Der derzeitige Vorsitzende der Partei Jabloko, Sergej Mitrochin, hat unter | |
| Menschenrechtlern einen guten Namen. Er hatte sich für den Moskauer | |
| Umweltschützer Nikolai Koslow eingesetzt, als dieser in einer | |
| psychiatrischen Klinik zwangsbehandelt worden war. Der Einmarsch der | |
| russischen Truppen in Südossetien sei zum Schutz der Zivilbevölkerung nötig | |
| gewesen, so Mitrochin. Der russische Präsident habe sich für das geringere | |
| von zwei Übeln entschieden. Gleichzeitig sprach sich Mitrochin gegen die | |
| Ausweitung des Krieges auf außerhalb Südossetiens gelegene Gebiete | |
| Georgiens aus. BERNHARD CLASEN | |
| 12 Aug 2008 | |
| ## AUTOREN | |
| Bernhard Clasen | |
| Bernhard Clasen | |
| ## TAGS | |
| Menschenrechte | |
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