# taz.de -- Kommentar Europa und der Kaukasuskrieg: Die EU vertagt das Problem | |
> Die Erklärung der Europäischen Union zum Krieg zwischen Georgien und | |
> Russland ist windelweich. Die internen Fraktionen sind diesmal noch | |
> heftiger als sonst in der Außenpolitik. | |
Bild: Rauch dringt aus einer georgischen Kaserne nahe Gori. Russische Truppen s… | |
Die Erklärung, die die europäischen Außenminister bei ihrem Sondertreffen | |
zur Lage im Kaukasus gestern in Brüssel beschlossen, ist kurz und | |
inhaltsleer. Sie achtet peinlich genau darauf, zu beiden Konfliktparteien | |
gleich großen Abstand zu halten und weder für Russland noch für Georgien | |
Sympathien erkennen zu lassen. | |
So unbefriedigend dieses windelweiche Erklärung seitens der EU ist - man | |
darf nicht vergessen, dass die Europäer in außenpolitischen Fragen | |
chronisch zerstritten sind. Und in diesem Fall sind die Friktionen sogar | |
heftiger als gewöhnlich. Ein Graben verläuft nicht nur zwischen | |
Osteuropäern und Westeuropäern, also zwischen den neuen und alten | |
Europäern. Auch Deutschland und Großbritannien sind sich keineswegs einig. | |
Der britische Außenminister David Miliband hatte gleich zu Beginn des | |
Treffens gefordert, die Verhandlungen über ein Partnerschaftsabkommen mit | |
Moskau zu stoppen, die nach einer achtmonatiger Eiszeit gerade erst wieder | |
begonnen haben. Dagegen setzen Paris und Berlin alles daran, mit der | |
russischen Regierung im Gespräch zu bleiben. | |
Die vorläufige Lösung ist: Das heikle Thema Partnerschaftspakt ebenso wie | |
die Frage, ob die EU Friedenstruppen in den Kaukasus entsenden soll, wird | |
auf das nächste reguläre Außenministertreffen Anfang September vertagt. Die | |
Minister fahren erst einmal in ihre jeweiligen Ferienorte zurück und | |
reichen den Schwarzen Peter an die UNO in New York weiter. Nur wenn der | |
Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eine Friedensmission ausdrücklich | |
befürworten würde, könnten die Europäer neben humanitärer Hilfe und | |
Beobachtern auch Soldaten in die Krisenregion senden. Daran wenigstens | |
lässt die gestrige Erklärung der Außenminister keinen Zweifel. | |
Eine entsprechende Resolution des Sicherheitsrates aber wird kaum zustande | |
kommen. Denn alles spricht dafür, dass die Russen sie mit ihrem Veto | |
blockieren werden. Ihr martialisches Auftreten in den vergangenen Tagen | |
diente ja genau dem Zweck, den eigenen Machtanspruch auf die Kaukasusregion | |
deutlich zu machen. Europäische Friedenstruppen sind so ziemlich das | |
Letzte, was Moskau dort gebrauchen kann. | |
13 Aug 2008 | |
## AUTOREN | |
Daniela Weingärtner | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Waffenruhe im Südkaukasus gebrochen: Krieg trotz Frieden | |
Trotz offizieller Waffenruhe dringt russisches Militär in Georgien vor. | |
Georgien berichtet, russische Truppen versuchten, Tiflis zu umzingeln. | |
US-Präsident Bush fordert die Russen zum Rückzug auf. | |
Bevölkerung in Tiflis verunsichert: Angespannte Ruhe | |
Die Bewohner in Tiflis sind verunsichert und resigniert. Aus Angst vor | |
Plünderern räumen einige ihre Läden leer. Nach Schätzungen der UNO sind | |
inzwischen 100.000 Menschen auf der Flucht. | |
Krieg im Südkaukasus: Was wusste das Pentagon? | |
Die amerikanischen Medien kritisieren die amerikanische Regierung, sie | |
hätte Georgien in ihren Plänen bestärkt. | |
Russische Panzer verlassen Gori: USA warnt Moskau vor Machtgelüsten | |
Vor ihrer Reise nach Georgien schlägt US-Außenministerin Rice schärfere | |
Töne gegenüber Russland an. Moskau fordert von Georgien vertraglich | |
fixierten Gewaltverzicht und zieht seine Truppen aus Gori ab. | |
Interview mit Herfried Münkler: "Keine Angst vor Russland" | |
Humanitäre Intervention statt Nichteinmischung lautet das neue Prinzip in | |
Russland, sagt der Politologe Herfried Münkler und wünscht sich für den | |
Kaukasus einen wohlwollenden Hegemon, der für Sicherheit sorgt. | |
Frankreich vermittelt im Südkaukasus: Fragiler Friedensplan | |
Die Einigung zwischen Russland und Georgien ist wacklig. Die Zukunft der | |
Provinzen Südossetien und Abchasien bleibt unklar. |