# taz.de -- US-Marine will maritime Sicherheitszone: Piraten im Visier | |
> Die somalische Küste ist zurzeit die gefährlichste der Welt. Es gibt | |
> Hinweise auf eine Zusammenarbeit der Hintermänner der Piraten mit | |
> islamistischen Rebellen. | |
Bild: Die Jacht Le Ponant wurde Anfang April im Golf von Aden überfallen. | |
Angesichts zunehmender Piratenangriffe vor Somalia zeichnet sich ein | |
verstärktes militärisches Eingreifen ab. Die US-Marine beschloss gestern | |
die Einrichtung einer maritimen Sicherheitszone (Marine Security Patrol | |
Area) im Golf von Aden, der Somalia von Jemen trennt. Die ohnehin im Rahmen | |
der Anti-Terror-Operation "Enduring Freedom" dort präsenten Marineeinheiten | |
werden jetzt unter kanadischem Kommando auch zivile Handelsschiffe | |
schützen, erklärte das Central Command des US-Militärs. Dies "wird die | |
Sicherheit erhöhen, während langfristige Initiativen heranreifen", hieß es. | |
Der Golf von Aden ist Teil der Seeverbindung von Asien nach Europa über den | |
Suezkanal. | |
Erst am vergangenen Mittwoch hatte Kanada angekündigt, ein Kriegsschiff zu | |
entsenden, um vor Somalia Hilfstransporte des UN-Welternährungsprogramms | |
(WFP) zu schützen. Am Sonntag landete nach langer Zeit das erste WFP-Schiff | |
mit Lebensmittelhilfe in Somalias Hauptstadt Mogadischu. Laut | |
UN-Schätzungen sind in Somalia 3,2 Millionen Menschen - ein Drittel der | |
Bevölkerung - auf ausländische Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Am 2. Juni | |
hatte der UN-Sicherheitsrat militärisches Vorgehen gegen Piraten vor | |
Somalia gebilligt. | |
Nach Angaben der Internationalen Schifffahrtsbehörde IMB sind Somalias | |
Küstengewässer die gefährlichsten der Welt. Allein zwischen April und Juni | |
gab es 24 Piratenangriffe in dieser Region, 19 davon im Golf von Aden. | |
Letzte Woche wurden innerhalb von 48 Stunden vier Schiffe gekapert. | |
Insgesamt sieben ausländische Schiffe befinden sich damit derzeit in | |
somalischer Piratenhand. | |
Die vier gekaperten Schiffe werden nach somalischen Berichten nahe dem | |
Küstenort Eyl im äußersten Nordosten Somalias festgehalten, der als | |
"Puntland" eine eigene Autonomieregierung hat. Der Bürgermeister von Eyl, | |
Abdullahi Said OYusuf, sagte dem Sender Radio Garowe, die Piraten seien | |
"stärker als wir". Es seien die gleichen Kidnapper, die schon vorher | |
Lösegelder für Entführungen von Ausländern erhalten hätten. Damit würden | |
sie Villen kaufen und arbeitslose Jugendliche anheuern. Aus somalischer | |
Sicht ist die Piraterie ein Hauptgrund für explodierende | |
Lebensmittelpreise. | |
Puntlands früherer Autonomiepräsident Abdullahi Yusuf ist heute Präsident | |
Somalias. Seine Regierung übernahm Ende 2006 mit Hilfe äthiopischer Truppen | |
die Macht in der Hauptstadt Mogadischu und vertrieb die vorher herrschenden | |
Islamisten. Islamistische Rebellen, genannt al-Shabaab, bekämpfen seitdem | |
die Regierung. Am vergangenen Freitag eroberten sie Südsomalias wichtigste | |
Hafenstadt Kismayo. | |
Während die Islamisten in der Zeit ihrer Herrschaft die Piraterie | |
bekämpften, verdichten sich heute Mutmaßungen, es gebe eine zumindest | |
finanzielle Zusammenarbeit zwischen einzelnen in der Piraterie aktiven | |
Geschäftsleuten und einzelnen islamistischen Rebellenchefs. "Die gesamte | |
somalische Küstenlinie steht jetzt unter Kontrolle der Islamisten", sagte | |
Andrew Mwangura, Leiter der ostafrikanischen Seefahrervereinigung East | |
African Seafarers Assistance Programme am Wochenende. "Nach unseren | |
Informationen fließt das Geld aus Piraterie und Lösegeldzahlungen in | |
Shabaab-Aktivitäten auf dem Land." | |
27 Aug 2008 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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