# taz.de -- SPD-Außenpolitiker über Kaukasuskrieg: "Was wir brauchen, sind kl… | |
> Der SPD-Außenpolitiker Markus Meckel fordert eine internationale | |
> Untersuchung der Vorfälle in Südossetien. | |
Bild: "Den russischen Einmarsch in Georgien und die Anerkennung Südossetiens a… | |
taz: Herr Meckel, Ihr Parteifreund Erhard Eppler findet, die Russen hätten | |
die Georgier zu Recht aus Südossetien vertrieben. Ist das die neue Position | |
der SPD? | |
Markus Meckel: Das ist nicht unsere Position, das hat der Außenminister | |
auch deutlich gemacht. | |
Es gibt aber in der Koalition einen Unterschied in der Tonlage. Der | |
Außenminister beschwört den Dialog, die Kanzlerin eine georgische | |
Nato-Mitgliedschaft. | |
Es gibt keinen Dissens zwischen Union und SPD. In beiden | |
Regierungsfraktionen können Sie unterschiedliche Akzente hören. Klar ist: | |
Den russischen Einmarsch in Georgien und die Anerkennung Südossetiens | |
akzeptieren wir nicht. Die Frage ist, wie die Europäische Union darauf | |
reagieren soll. Hier hat die Kanzlerin eine Linie beschrieben, die von der | |
SPD geteilt wird: dass man die Verurteilung sehr deutlich macht, die | |
Gesprächsfäden aber nicht abreißen lässt. | |
Beim EU-Gipfel sollen Sanktionen diskutiert werden, die Nato hat die | |
Sitzungen mit Russland suspendiert. | |
Ich halte Sanktionen nicht für die vordringliche Frage. Die internationalen | |
Organisationen, auch die UNO, müssten die Krise auf die Tagesordnung | |
setzen. Ich bedaure, dass die Nato den Nato-Russland-Rat nicht einberufen | |
hat. Gerade in Krisenzeiten wäre es wichtig gewesen, Russland die eigene | |
Position deutlich zu machen - und nicht auf eine vorhandene Struktur gerade | |
dann zu verzichten, wenn man sie braucht. | |
Genügt es, einfach nur die Kritik zu wiederholen? | |
Hinzukommen muss eine internationale Untersuchung der Vorwürfe, die von | |
beiden Seiten erhoben werden. Wir haben große Informationsdefizite, was in | |
den von Russland besetzten Gebieten passiert ist - aber auch, was | |
georgische Truppen in der Nacht vom 6. auf den 7. August in Ossetien getan | |
haben. Das müssen wir wissen, um die Situation auf klaren Grundlagen | |
beurteilen zu können. | |
Hat Ihr Streben nach Aufarbeitung auch mit ostdeutschen Erfahrungen zu tun? | |
Wir reden hier nicht über Jahrzehnte wie etwa in der Stasi-Debatte, sondern | |
über konkrete Tage. Russland versucht, den Vergleich mit dem Kosovo | |
anzustellen. Es sagt: Die Georgier können nicht in Ossetien bleiben, weil | |
furchtbare Verbrechen passiert sind. Ich glaube, dass dieser Vergleich | |
nicht zulässig ist. Aber wo er erhoben wird, muss er untersucht werden - | |
und zwar auf der klaren Grundlage von Beweisen. | |
Vom Ergebnis hängt dann der Status Südossetiens ab? | |
Für die künftige Entwicklung spielen viele Fragen und Akteure eine Rolle, | |
aber das Ergebnis einer solchen Untersuchung könnte durchaus von Bedeutung | |
sein. | |
INTERVIEW: RAB | |
28 Aug 2008 | |
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