# taz.de -- Kommentar Googles Browser: Der freundlich-bunte Monopolist | |
> Eigentlich eine gute Nachricht, dass Microsoft endlich auch im | |
> Browsermarkt einem ernstzunehmenden Gegner gegenübersteht. Langfristig | |
> könnte der aber zu mächtig werden. | |
Bild: Lass es erst mal sein! | |
Auf diesen Paukenschlag haben viele Beobachter lange gewartet: Google | |
kündigt seinen eigenen Internet-Browser an und wirft damit dem Erzrivalen | |
Microsoft endgültig den Fehdehandschuh ins Gesicht. Mit seinem | |
Internet-Explorer beherrscht Microsoft noch immer den Markt der Programme, | |
mit denen sich das Internet durchstöbern lässt. | |
Es geht dabei um nichts Geringeres als um die Vorherrschaft im Internet. | |
"Chrome" - so heißt der neue Browser - soll Google seine Omnipräsenz im | |
Internet dauerhaft sichern. Denn Internet-Browser sind nicht irgendwelche | |
Programme, sondern sie werden immer mehr zur Schaltzentrale aller | |
PC-Anwendungen. Als "Betriebssystem für Internet-Anwendungen" bilden sie | |
die Basis dafür, wie wir in Zukunft das Internet nutzen. | |
Google nutzt nun eine offene Flanke von Microsoft, um sich mit "Chrome" | |
eine strategisch kaum anfechtbare Position in der Internet-Ökonomie zu | |
erobern. Denn allzu groß sind die Versäumnisse, die sich Microsoft bei der | |
Entwicklung seines Internet-Explorers geleistet hat: Zu langsam, zu wenig | |
innovativ und zu absturzträchtig ist der Microsoft-Browser. In diese Lücke | |
wird Googles Chrome zielgenau mit einem schlanken, schnellen und stabilen | |
Browser stoßen, der viel stärker auf komplexe Webanwendungen zugeschneidert | |
ist als alle anderen Browser. | |
Für die User ist es zunächst eine sehr gute Nachricht, dass Microsoft nun | |
endlich auch im Browsermarkt einem Gegner gegenübersteht, den es wirklich | |
fürchten muss. Denn zurzeit gibt es wohl kein anderes Unternehmen, das von | |
Internet und anwenderfreundlichen Webanwendungen so viel versteht wie | |
Google. Mittelfristig werden wir Anwender also durch den Google-Browser | |
profitieren. Langfristig könnte sich aus der Überlegenheit von Google aber | |
eine Gefahr entwickeln. Damit ist nicht nur der viel kritisierte Hunger | |
nach persönlichen Kundendaten gemeint, sondern schlicht die Tatsache, dass | |
Google zu mächtig wird. Schon jetzt beherrscht das Unternehmen 90 Prozent | |
der Internetsuche und 70 Prozent des Onlinewerbemarktes. Letztlich bleibt | |
am Ende ein Monopolist - auch wenn er sich als freundlicher, verspielter | |
und bunter Monopolist präsentiert. TARIK AHMIA | |
3 Sep 2008 | |
## AUTOREN | |
Tarik Ahmia | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Überwachung | |
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