# taz.de -- Internet für Afrika: Netz für den Rest der Welt | |
> Ein ambitioniertes neues Satelliten-Internet-Projekt soll die noch | |
> schlecht versorgten Bereiche des Planeten mit schnellem Netzzugang | |
> versehen. Als erstes ist Zentralafrika dran. | |
Bild: Die unterversorgten Regionen des Planeten sollen per Satellit mit Netzzug… | |
Laut einer Statistik des Welt-Telekommunikationsverbandes ITU erreicht die | |
Internet-Durchdringung in den Industrienationen inzwischen durchschnittlich | |
etwas mehr als 60 Prozent. In den Entwicklungsländern sieht es deutlich | |
schlechter aus: Der Schnitt liegt unter 20 Prozent - und das auch nur, weil | |
in der Wertung einige teure Projekte angehender Tigerstaaten enthalten | |
sind. Um die schwarzen Internet-Flecken auf der Erde zu beheben und die | |
Menschheit endlich mehrheitlich mit dem für das Informationszeitalter so | |
wichtigen Netzanschluss zu versorgen, existieren diverse Vorhaben, die | |
privatwirtschaftlich wie staatlich finanziert werden. Wirklich | |
vorangekommen sind sie bislang allerdings kaum, in einigen Ländern nimmt | |
der "digital divide", die Trennung zwischen reicheren Personen mit Zugang | |
und ärmeren ohne Internet, sogar noch zu. Dabei ist Fortschritt ohne Netz | |
kaum mehr vorstellbar. Das US-Unternehmen O3B Networks, gegründet von dem | |
Telekommunikationsunternehmer Greg Wyler, hat nun einen ambitionierten Plan | |
gestartet, die mit unterversorgten Regionen des Planeten per Satellit mit | |
Netzzugang auszustatten. Schon der Name ist Programm "O3B" steht für "the | |
other 3 billion" - die anderen drei Milliarden Menschen auf der Erde, die | |
vom digitalen Fortschritt ausgeschlossen sind. 650 Millionen Dollar will | |
die Firma insgesamt investieren, um mit bis zu 16 Satelliten große Teile | |
Afrikas, des Nahen Osten und Lateinamerikas abzudecken. Ende 2010 soll der | |
Rollout beginnen. Dazu hat die Firma einige prominente Investoren mit im | |
Boot: Die rund 60 Millionen Dollar, die bereits an Risikokapital | |
eingesammelt wurden, stammen unter anderem vom Kabelkonzern Liberty sowie | |
vom Internet-Giganten Google. Wyler sieht sich bei seinem Vorhaben | |
keineswegs als Samariter - er hat knallharte Geschäftschancen im Blick. | |
Derzeit sitzen die meisten der anderthalb Milliarden Online-Nutzer in den | |
entwickelten Ländern. Doch die Märkte sind übersättigt. Das Wachstum findet | |
woanders statt: In den Entwicklungsländern nehmen die Nutzerzahlen | |
regelmäßig im hohen zweistelligen Prozentbereich zu. Dass eine gut geplante | |
Infrastruktur dies auch technisch möglich machen kann, zeigen die Erfolge, | |
die Mobilfunkanbieter in Afrika hatten: Dort hat die Versorgung in den | |
letzten zehn Jahren selbst auf dem Land rasant zugenommen und entsprechende | |
Konzerne sind Unternehmen aus dem Westen inzwischen viele Milliarden Euro | |
wert. Was bei der schmalbandigen Telefonie dank kompakter, per Funk und | |
Solartechnik weitgehend unabhängiger Basisstationen funktionierte, soll | |
dank moderner Satellitanbindung nun bald auch für das breitbandige Internet | |
möglich werden. Bislang hatten viele nur die Investitionskosten gescheut. | |
Damit O3B nicht zum Verlustgeschäft wird, will Wyler eine Kombination aus | |
Mobilfunk und schnellem Internet anbieten. Einzelne Basisstationen und | |
Mobilfunktürme werden per Satellit an das Netz angeboten, die ihr Signal | |
dann wiederum entweder per UMTS oder mittels der Internet-Funktechnik Wimax | |
an die Endkunden weitergeben. Die Erdtrabanten bieten bei Vollausbau eine | |
Geschwindigkeit von bis zu 10 Gigabit pro Sekunde, was auch über große | |
regionale Ausdehnungen mehr als ausreichen dürfte. Über 2000 erdgebundene | |
Funkstationen sieht der komplette Rollout vor; das Konzept ist allerdings | |
so angelegt, dass es auch schrittweise umgesetzt werden kann. Firmengründer | |
Wyler hat sich aus guten Gründen ausgerechnet Zentralafrika als Startregion | |
ausgedacht. Die Region ist derzeit besonders schlecht mit | |
Telekommunikationsdienstleistungen versorgt und der Aufbau breiter lokaler | |
Netze erwies sich aufgrund schwieriger politischer Rahmenbedingungen stets | |
als großes Problem. Da die auf der Erde notwendige Technik leicht zu | |
installieren ist und verhältnismäßig wenig kostet, erhofft sich O3B eine | |
schnelle Umsetzbarkeit auch unter schwierigen Rahmenbedingungen. Erste | |
entsprechende Verträge sollen bald abgeschlossen werden. Auch Regionen, die | |
bereits über eine bestehende Internet-Infrastruktur verfügen, könnten von | |
dem O3B-Plan profitieren: In vielen Entwicklungsländern läuft der gesamte | |
Datenverkehr über nur wenige Außenanbindungen, was das Netz für viele | |
Nutzer enorm langsam macht. Die O3B-Satelliten könnten deshalb eine neue | |
Redundanz herstellen, die bislang nicht besteht. Preise und weitere | |
technische Details will O3B in den nächsten Monaten ankündigen. | |
11 Sep 2008 | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
## TAGS | |
Raumfahrt | |
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