# taz.de -- Waffenstillstand und UNO-Drohungen: Neuer Friedensplan für Ostkongo | |
> Der neue Waffenstillstand und die Drohung der UNO mit Gewalt sollen die | |
> Kämpfe im Osten des Landes beenden. Die Regierung akzeptiert eine | |
> Beschränkung ihrer Aktionsfreiheit. | |
Bild: Flüchtlinge in der Nähe von Goma. | |
GOMA taz Kongos Präsident Joseph Kabila hat einen UN-Friedensplan zur | |
Beendigung der Kämpfe im Osten der Demokratischen Republik Kongo | |
akzeptiert. Bei einem Treffen mit der Spitze der UN-Mission im Kongo | |
(Monuc) in der ostkongolesischen Provinzhauptstadt Goma am | |
Mittwochnachmittag willigte er in einen von UNO und EU vorgelegten | |
Vorschlag ein, der nicht nur einen Waffenstillstand zwischen | |
Regierungsarmee und den Rebellen des Tutsi-Generals Laurent Nkunda | |
vorsieht, sondern auch die zukünftige Handlungsfreiheit der Regierungsarmee | |
empfindlich beschneidet. Die UN-Mission Monuc gibt sich mit diesem Plan die | |
Oberaufsicht über den Frieden in der heftig umkämpften Provinz Nord-Kivu. | |
Der Plan, dessen Einzelheiten die taz in Goma einsehen konnte, legt in | |
Nord-Kivu drei "blaue Linien" als Waffenstillstandslinien zwischen der | |
Regierungsarmee und Nkundas Rebellenbewegung CNDP (Nationalkongress zur | |
Verteidigung des Volkes) fest. Die kämpfenden Truppen sollen sich jeweils | |
fünf Kilometer auf jeder Seite dieser Linien zurückziehen. Andernfalls | |
werden UN-Blauhelme den Rückzug mit Gewalt erzwingen und in Zukunft jeden | |
Vorstoß in diese Zonen, ob durch Regierungstruppen oder Rebellen, gewaltsam | |
verhindern. Die Waffenstillstandslinien erkennen die Geländegewinne von | |
Nkundas CNDP-Rebellen seit dem Wiederaufflammen der Kämpfe im Ostkongo Ende | |
August teilweise an. | |
Weiterhin werden in den Provinzen Nord- und Süd-Kivu 14 | |
"Gruppierungszentren" eingerichtet, in die sich die verschiedenen | |
Kampfeinheiten unter UN-Aufsicht zurückziehen sollen. Dies entspricht den | |
bisher nicht umgesetzten Vorgaben des Friedensabkommens, das im Januar in | |
Goma für Ostkongo geschlossen worden war. Die "Gruppierungszentren" sowie | |
die zur Respektierung der "blauen Linien" nötigen Stationierungen von | |
UN-Kampftruppen sollen bis zum 1. Oktober fertig sein. | |
Mit dieser Vereinbarung beendet die UN-Mission im Kongo ihre bisherige | |
Strategie, Kongos Regierung gegen Rebellen militärisch zu unterstützen. Sie | |
sieht bei Kampfhandlungen beide Seiten gleichermaßen als Störenfriede an. | |
Dieser grundsätzliche Strategiewechsel trägt der internationalen | |
Enttäuschung über Kongos ausbleibende Reformen Rechnung. Auf die Probe | |
gestellt wird das aber erst dann, wenn UN-Einheiten Regierungstruppen | |
bekämpfen. Bisher haben sie das nur gegenüber den Rebellen gemacht. Letzte | |
Woche töteten UN-Truppen in Nord-Kivu 20 vorrückende CNDP-Kämpfer. Seitdem | |
verweigert die CNDP jeden weiteren Kontakt zur UNO; sie hat auch dem neuen | |
Friedensplan nicht zugestimmt und war auch gestern weiter in der Offensive | |
gegen Regierungstruppen. | |
Zweifel bestehen daran, ob die UN-Mission militärisch stark genug ist, um | |
den Anspruch auf ein Gewaltmonopol im Ostkongo durchzusetzen. EU-Diplomaten | |
wünschen sich die Entsendung europäischer Truppen. Es beteiligen sich | |
bereits auffallend viele französische Diplomaten und Offiziere an den | |
Gesprächen in Goma. | |
18 Sep 2008 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
Dominic Johnson | |
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Ostkongo | |
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