# taz.de -- Kulturförderung für Musikclubs: Clubs werden doch nicht begraben | |
> Die Grünen versprechen Hamburgs darbenden Livemusik-Clubs institutionelle | |
> Förderung. Damit sollen unter anderem besonders gelungene Konzerte | |
> prämiert werden | |
Bild: Könnten in Hamburg künftig Staatsknete einbringen: Maximo Park im Molot… | |
Jetzt also doch: "Die Signale sind angekommen", sagt Farid Müller, | |
medienpolitischer Sprecher der Hamburger GAL-Fraktion. "Und verstanden | |
worden sind sie auch." Die schwarz-grüne Bürgerschaftskoalition will der | |
darbenden Livemusik-Szene unter die Arme greifen - fast drei Monate nachdem | |
der Kiezclub Molotow schlagzeilenträchtig sein eigenes Ende prophezeite. | |
Ein "massives Förderprogramm" soll Hamburg jetzt als Livemusikstandort | |
stärken und das Engagement der Clubbetreiber würdigen, wie Müller am | |
Donnerstag im Rathaus betonte. Bislang ist das Programm zwar weder | |
beschlossen noch im Detail ausgearbeitet. Das Volumen aber ist schon fix: | |
800.000 Euro, verteilt über zwei Jahre, sollen es werden. "Jetzt", sagt | |
Müller, "geht es darum, zu reagieren." | |
Die von der Clubszene seit Monaten ausgesandten Signale waren sehr deutlich | |
gewesen: "Die Stadt hilft uns nicht", hieß es da. Und spätestens seit es | |
hieß, das Molotow werde schließen, wurde dieser Satz in der Szene zum | |
Dauerlamento. Ohne Förderung von außen könnten die meisten Clubs nicht | |
überleben, die Einnahmen aus Eintritt und Getränkeverkauf reichten bei | |
weitem nicht mehr, war allenthalben zu hören. | |
Im Februar hatte das Clubkombinat, in dem sich die Clubbetreiber seit Juli | |
2004 organisieren, die Clubkultur auf dem Rathausmarkt symbolisch zu Grabe | |
getragen; auf Müllers Internetseite steht noch heute eine markige | |
Pressemitteilung aus jenen Zeiten. | |
Molotow-Betreiber Andi Schmidt bringt die Stimmung in der Szene auf den | |
Punkt: "Wenn das weltberühmte Viertel St. Pauli, um das uns viele beneiden, | |
in der bisherigen Form weiter bestehen soll, dann muss sich ein Förderer | |
finden. Wenn die Stadt den Einzug von Systemgastronomie und | |
Discountsupermärkten toll findet - dann hoffe ich, dass es Leute gibt, die | |
diese Meinung nicht teilen." | |
Die Schließung des Molotows jedenfalls ist inzwischen abgewendet: Fürs | |
Erste übernimmt ein anonymer Mäzen das jährlich auflaufende Defizit von | |
60.000 Euro. Bis Dezember 2009 ist der Betrieb also gesichert. Wer der | |
Spender sei, wisse er nicht einmal selbst, sagt Schmidt. | |
Die jetzt auf den Weg gebrachte Förderung solle da ein wenig nachhaltiger | |
wirken, hofft Müller. Ein Teil der Summe soll in einen Musikfonds fließen - | |
um etwa die bei Konzerten fälligen Gema-Gebühren zu subventionieren und | |
beispielhafte Konzepte zu prämieren. Außerdem werde sich die Stadt an | |
notwendigen Investitionen in Lärmschutz sowie am Kauf neuer, | |
energieeffizienterer Licht- und Musikanlagen beteiligen. Außerdem solle der | |
Verein "RockCity" stärker als bisher unterstützt und - auf Vorschlag des | |
Clubkombinats - eine Clubstiftung eingerichtet werden. Soweit die Pläne der | |
GAL; über Details werde noch zu reden sein, sagt Müller. Etwa über die | |
Kriterien, anhand derer die Fördersumme in der Szene verteilt werde. | |
Nicht reden will Müller über die Äußerungen von Kultursenatorin Karin von | |
Welck (parteilos): Noch Ende Juli hatte von Welck gesagt, das Leben und | |
Sterben von Clubs sei fester Bestandteil einer lebendigen Musikszene. "So | |
ehrlich muss man sein. Die Zeit von Starclub und Onkel Pö war auch | |
irgendwann einmal vorbei", hatte sie damals gesagt. Abgesehen davon halte | |
sie die Diagnose eines drohenden Niedergangs der Clubkultur für | |
unverantwortlich: "Sicher haben in der Vergangenheit einige Clubs zumachen | |
müssen. Das will ich gar nicht beschönigen. Aber für all die Clubs, die | |
gute Arbeit machen, die ein attraktives und gut besuchtes Programm anbieten | |
- und davon gibt es ja genug - ist es ein Schlag ins Gesicht." Ein | |
gemeinsames Interview mit Clubbetreibern lehnte die Behörde jedoch ab: Die | |
Diskussion könnte zu konfrontativ verlaufen. | |
Er wisse nicht, wie die Senatorin diese Aussagen gemeint habe, sagt Farid | |
Müller. "Natürlich: Was wir hier vorhaben, mag einen Club, der schlecht | |
wirtschaftet, nicht retten können. Alle anderen können sich jedoch freuen", | |
sagte Müller. Darüber hinaus verzichte er aber auf jeden Kommentar. | |
19 Sep 2008 | |
## AUTOREN | |
Florian Zinnecker | |
## TAGS | |
Jazz | |
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