# taz.de -- Fahrgastrechte bei der Bahn: Ab einer Stunde gibt es Bargeld | |
> Bahnreisende sollen laut Kabinettsbeschluss bei Verspätungen einen | |
> Rechtsanspruch auf Entschädigung bekommen. | |
Bild: Wenn ein Zug über 60 Minuten Verspätung hat, müssen künftig 25 Prozen… | |
BERLIN taz Fahrgäste von Zügen sollen künftig einen Rechtsanspruch auf | |
Entschädigung bei Verspätungen bekommen. Bundesjustizministerin Brigitte | |
Zypries (SPD) stellte am Mittwoch in Berlin einen entsprechenden | |
Gesetzentwurf vor, den das Bundeskabinett beschlossen hatte. | |
Demnach müssen die Bahnunternehmen bei Fernreisen Kunden 25 Prozent des | |
Fahrpreises erstatten, wenn der Zug 60 Minuten verspätet am Zielort | |
ankommt, bei zwei Stunden Verspätung gibt es die Hälfte zurück. Im | |
Nahverkehr, also bei Entfernungen von bis zu 50 Kilometern oder einer | |
Stunde Fahrtzeit, kann der Kunde bei Verspätungen ab 20 Minuten einen | |
anderen Zug nehmen - etwa einen ICE statt eines verspäteten | |
Regionalexpresses. Die Entschädigung muss auf Wunsch bar ausgezahlt werden | |
und bezieht sich - werden mehrere Züge benutzt - auf den Gesamtfahrpreis. | |
Zwischen 23 Uhr abends und 5 Uhr morgens muss die Bahn ein Taxi bezahlen, | |
wenn ein Zug mindestens eine Stunde zu spät kommt und keine Busse oder | |
Straßenbahnen mehr fahren. Zudem muss die Bahn die Fahrgäste künftig besser | |
über Verspätungen und die daraus entstehenden Rechte informieren. Bei | |
Streitfällen sollen sich Kunden an eine neu einzurichtende | |
Schlichtungsstelle wenden können. Bei höherer Gewalt müssen die Unternehmen | |
auch künftig keine Entschädigung zahlen. | |
Der Gesetzentwurf muss nun noch von Bundestag und Bundesrat beschlossen | |
werden und soll nach Willen des Kabinetts im Mai oder Juni nächsten Jahres | |
in Kraft treten. Damit nehme die Bundesregierung die europäische Regelung | |
vorweg, die ab Dezember 2009 für den grenzüberschreitenden Verkehr gelten | |
solle, sagte Zypries. Ihr Entwurf orientiert sich an der EU-Richtlinie und | |
wurde nach langem Streit mit dem Verbraucherschutzminister Horst Seehofer | |
(CSU) beschlossen, der die Bahn schon nach 30 Minuten Verspätung im | |
Fernverkehr zu Zahlungen verpflichten wollte. | |
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) kritisiert den Gesetzentwurf. Zwar sei | |
es gut, dass es künftig eine gesetzliche Regelung gebe, die für alle | |
Bahnunternehmen gelte, sagte Heidi Tischmann, Referentin für | |
Verkehrspolitik des VCD. Doch hindere Brüssel die Bundesregierung nicht, in | |
Deutschland ein kundenfreundlicheres Gesetz zu erlassen. Ein Sprecher der | |
Bahn begrüßte den Gesetzentwurf als "sinnvolle, europaweit einheitliche | |
Regelung". | |
2 Oct 2008 | |
## AUTOREN | |
Heike Holdinghausen | |
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