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# taz.de -- Der Castor-Ticker vom Montag: 20 Stunden verspätet im Ziel
> Mit großer Verspätung und teurem Polizeieinsatz ist der Castor ins Ziel
> gelangt. In drei Stunden hatte die Polizei am Montag 1.200 Blockierer
> geräumt. Doch für weitere acht Bauern brauchte sie dann viel länger.
Bild: Großes Hindernis: In Grippel, wenige Kilometer vor dem Zwischenlager, bl…
[1][Aktuelle Bilderstrecke von den Ereignissen>]
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Dienstag, 8:00 Uhr, Hannover
Niedersachsen beklagt hohe Kosten der Castor-Transporte
Nach dem Atommüll-Transport ins Zwischenlager Gorleben hat Niedersachsen
vom Bund ein Endlagerkonzept gefordert. Es reiche nicht, eine alternative
Standortsuche zu fordern, ohne selbst einen Vorschlag zu machen, sagte
Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) der Hannoverschen Allgemeinen
Zeitung.
"Wir als Land Niedersachsen können es uns nicht leisten, jedes Jahr an die
20 Millionen Euro für einen solchen Transport auszugeben", sagte Sander.
Die Bundesregierung müsse noch vor der Bundestagswahl einen neuen Anlauf
nehmen, um die Entsorgungsproblematik irgendwie zur Entscheidung zu
bringen.
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Dienstag, 0:30 Uhr, Zwischenlager Gorleben
Castor kommt im Zwischenlager an
Mit rund 20 Stunden Verspätung ist der Lkw-Konvoi mit den elf
Atommüllbehältern aus Frankreich um halb ein Uhr nachts im Zwischenlager
Gorleben angekommen.
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Montag, 23:55 Uhr, Laase
Rund 100 Demonstranten versuchen, Transport zu blockieren
Nach Informationen des Koordinationsbüros der Atomkraftgegner
X-tausendmalquer versuchen in Laase noch einmal etwa 100 Blockierer, die
Straße zu verriegeln. Die Polizei rückt den Informationen nach mit
Wasserwerfern an.
Nach Angaben der Polizei hatten Einsatzkräfte bereits vor dem Start des
Castor-Konvois um kurz nach 23 Uhr auf die 20 Kilometer lange Strecke zum
Zwischenlager mehrere Hundert Demonstranten weggetragen, die mit
Sitzblockaden und anderen Protestaktionen den Transport behindert haben.
Dabei sei es auch zu gewaltsamen Zusammenstößen gekommen.
(taz/reuters)
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Montag, 23:17 Uhr, Dannenberg
Castor-Transport wieder unterwegs
Die Castoren verlassen die Verladeanlage in Dannenberg und nehmen die
sogenannte Südstrecke.
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Montag, 23:00 Uhr, Grippel
Bäuerliches Betonhindernis 2.0
Die "Bäuerliche Notgemeinschaft", die die zwei gelben Pyramiden am
Montagvormittag in Grippel auf die Straße stellte, hat schon den letzten
Gorleben-Transport des Jahres 2006 mit Beton-Pyramiden zu blockieren
versucht. Doch damals habe die Polizei diese trotz der darin angeketteten
Bauern einfach von der Straße geschoben, erinnerte sich Hermann Bammel von
der Notgemeinschaft. "Das erste Modell aus dem Jahr 2006 haben sie zur
Schulung mitgenommen."
Die Bauern ließen sich daraufhin eine neue Konstruktion einfallen. "In
Wahrheit sind es vier Pyramiden", sagte der 68-jährige Landwirt. Innen
stecke eine zweite Pyramide, in der sich die jeweils vier Blockierer
angekettet hätten. "Wenn die äußere Pyramide hochgehoben wird, reist es den
Angeketteten die Arme ab", erläuterte Bammel.
Die noch fünf Blockierer lagen auf Stroh zwischen den beiden gelben
Betonklötzen, die Bauern säuberlich mit Totenköpfen und den Firmenlogos der
vier deutschen AKW-Betreiber beschriftet hatten.
Die Polizei ging behutsam gegen die Blockierer vor. Den Kampf mit
Bohrhammer, Trennscheibe und Bohrer gegen den Beton nahm die Polizei erst
gegen 14:45 Ihr auf, nachdem sie das Innere der Pyramiden mit kleinen
Kameras untersucht hatte. Gut dreieinhalb Stunden dauerte es dann, bis sie
gegen 18:15 Uhr den ersten Blockierer herausgemeißelt hatte.
Der Konvoi mit den elf Atommüllbehältern stand derweil weiter im 15
Kilometer entfernten Dannenberg und wartete auf die Abfahrt nach Gorleben.
Einfach mit Körperkraft habe man die beiden jeweils rund eine Tonnen
schweren Klötze auf die Castor-Strecke geschoben, sagte der 68-jährige
Landwirt Bammel, der vor drei Jahrzehnten schon zu den ersten Mitgliedern
der Notgemeinschaft zählte.
(ap)
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Montag, 22:30, Gorleben
Bürgerinitiative hat Sorge vor Frustreaktionen der Polizei
Die Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg und andere
Protestgruppen haben Sorge, dass einzelne Gruppen der Polizei nun härter
gegen Castorgegner vorgehen könnten, nachdem die Ankettaktion in Grippel
vorbei ist.
An der Transportstrecke und in den angrenzenden Wäldern seien noch
zahlreiche AKW-Gegner unterwegs, sagten BI-Verteter am Abend. Viele Beamte
seien ohnehin gereizt, weil ihr Einsatz schon so lange dauere. In der
Dunkelheit und ohne Medienöffentlichkeit müsse man mit einer deutlich
härteren Gangart rechnen.
Die BI hat nach eigenen Angaben zahlreiche Augenzeugenberichte von der
Räumung der Sitzblockade vor dem Zwischenlager gesammelt. "Das verlief
nicht immer so harmlos, wie es im Fersehen rüber kam", sagte ein Sprecher.
Abseits der Kameras habe es "viele Gemeinheiten" gegeben.
Insgesamt kann man aber bisher sagen, dass die Polizei im Großen und Ganzen
eine zurückhaltende und damit deeskalierende Strategie gefahren hat. Das
liegt vor allem an dem Gesamteinsatzleiter Friedrich Niehörster, Chef der
Lünebürger Polizei.
Andere hohe Polizeieinsatzleiter vor Ort, wie der Einsatzleiter des Bundes,
Thomas Osterroth, gelten dagegen als konfrontativer. Die Gewerkschaft der
Polizei hat die Einsatzleitung bereits wegen einer ihrer Meinung nach zu
laschen Vorgehensweise kritisiert.
(rp)
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Montag, 22:11 Uhr, Grippel
Blockade aufgebrochen
Der Polizei ist es gelungen, die letzten der acht Blockierer aus ihren
gelben Betonpyramiden in Grippel herauszulösen. Die Beamten hatten dazu die
rund jeweils eine Tonne schweren Blöcke mit Presslufthämmern,
Schweißgeräten und Betonsägen Stück für Stück zerlegen müssen.
Nach knapp elf Stunden ist es damit der Polizei geglückt, die Blockade der
Straße rund fünf Kilometer vor dem Zwischenlager Gorleben zu beenden.
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Montag, 19:40 Uhr, Grippel
"Drei Punkte haben wir schon"
In Grippel demonstrierten die Blockierer ihren Sportsgeist und feierten mit
Sekt und einer kleinen Batterie Feierwerksraketen einen "neuen Rekord": So
lange habe man noch nie einen Castortransport aufhalten können. "Drei
Punkte haben wir schon", sagte ein Teilnehmer. "Jetzt spielen wir nur noch
auf Tore."
Derweil müht sich die Polizei weiterhin, die Betonpyramiden abzutragen, an
die sich insgeamt acht Mitglieder der "Bäuerlichen Notgemeinschaft"
gekettet hatten. Sechs der Blockierer sind noch immer mit den Pyramiden
verbunden.
(mkr)
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Montag, 19:25 Uhr, Grippel
Blockierer wollen Verhandlungen mit Landesregierung
Die angeketteten Blockierer in Grippel fordern politische Verhandlungen.
Sie wollten mit einem Vertreter der Landesregierung, etwa einem
Staatsekretär, sprechen, erklärten die Bauern.
(rp)
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Montag, 19:21 Uhr, Grippel
Polizei löst die Sitzblockade auf
Die Polizei hat die Sitzblockade in Grippel neben den Betonpyramiden
friedlich aufgelöst. Die Blockierer leisteten keinen weiteren Widerstand.
(mkr)
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Montag, 18:55 Uhr, Grippel
Polizei hat zweiten Bauern aus Pyramide befreit
Die Polizei hat in Grippel den zweiten Blockierer von der der "Bäuerlichen
Notgemeinschaft" aus den Betonpyramiden gelöst. Insgesamt haben sich acht
Blockierer an die zwei gelben Betonpyramiden gekettet. Damit wollen sie den
Transport der Castoren vom Verladebahnhof in Dannenberg zum Zwischenlager
blockieren.
Direkt daneben haben sich inzwischen rund 150 Demonstranten zur
Sitzblockade auf die Dorfstraße gesetzt.
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Montag, 18:40 Uhr, Osnabrück
Polizeigewerkschaft unzufrieden mit Einsatzstrategie
Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) erklärte die
Deeskalationsstrategie der Polizei für gescheitert. Der Staat habe sich von
den Atomkraftgegnern "peinlich vorführen lassen", sagte DPolG-Chef Rainer
Wendt der Neuen Osnabrücker Zeitung.
Es habe massenhaft ungeahndete Gesetzesverstöße gegeben. Wendt forderte für
die Zukunft eine Null-Toleranz-Strategie: "Wer sich auf Bahngleise setzt,
muss danach für die Dauer des Atomtransports in Gewahrsam sitzen."
(afp)
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Montag, 18:35 Uhr, Berlin
Fröhliche Ex- und aktuelle Bundesumweltminister
Ex-Umweltminister Jürgen Trittin begrüßte die hohe Zahl von Demonstranten.
"Wir freuen uns, dass unsere grüne Mobilisierung zum Castor so viel mehr
Menschen als letztes Jahr erreicht hat", sagte er dem Tagesspiegel. "Die
Atomlobby hat fälschlicherweise geglaubt, sie könnte ungestraft wortbrüchig
werden. Die Union ist dieser Fehleinschätzung gefolgt."
Umweltminister Gabriel äußerte Verständnis für die Blockaden und rief
zugleich zur Gewaltfreiheit auf: "Das Besetzen von Gleisen können wir nicht
akzeptieren", sagte der SPD-Politiker in Berlin. Deutschland sei gesetzlich
dazu verpflichtet, seinen Atommüll zurückzunehmen und müsse den
ungehinderten Transport in das Lager sicherstellen.
Viele, die gehofft hatten, dass die Laufzeiten der Atomkraftwerke und damit
auch die Menge des anfallenden Atommülls zuverlässig begrenzt worden seien,
seien besorgt und beunruhigt, sagte Gabriel dem Tagesspiegel. "Das treibt
sie erneut zum Protest auf die Straße."
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Montag, 18:17 Uhr, Grippel
Der erste Bauer ist aus den Pyramiden befreit
Die Polizei hat den ersten von acht Blockierern aus einer der beiden
Betonpyramiden, an die sich der Castorgegner gekettet hatte, gelöst. Der
Blockierer ist wohlbehalten. Noch immer versperren die zwei Pyramiden die
Durchfahrt durch den Ort Grippel zum Zwischenlager Gorleben.
Neben der Pyramide versuchen Demonstranten erneut eine Sitzblockade
anzufangen. Rund 150 Leute stehen oder sitzen bereits. Die Polizei
versucht, die Blockierer abzudrängen. (mkr)
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Montag, 18:00 Uhr, Gorleben
Grüne bestehen auf Messungen durch Greenpeace
Der Fraktionsvorsitzende der niedersächsischen Landtagsgrünen, Stefan
Wenzel, hat scharf kritisiert, dass das Umweltministerium in Hannover keine
Kontrollmessungen von Greenpeace an den Atommüllbehältern in zwei Metern
Entfernung zulassen will. Greenpeace hatte bei einer Messung in 14 Meter
Entfernung eine gegenüber 2005 stark erhöhte Neutronenstrahlung gemessen.
Die offiziellen Grenzwerte wurden aber für die Behälteroberfläche und für
zwei Meter Entfernung festgelegt. Wenn es Zweifel an den offiziellen
Angaben gebe, müssten zwingend Messungen durch unabhängige Stellen gemacht
werden, sagte Wenzel.
(rp)
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Montag, 17:50 Uhr, Grippel
Polizei kriegt Betonblock nicht weg
In Grippel haben sich je vier Männer und Frauen von der "Bäuerlichen
Notgemeinschaft Lüchow-Dannenberg" an zwei Betonpyramiden gekettet, mitten
auf der Dorfstraße zum Zwischenlager. Die Polizei hat es nicht geschafft,
die Blöcke abzutransportieren.
Das Problem für die Beamten ist: Durch die Pyramiden sind Löcher gebohrt,
darin haben je vier Blockierer ihre Arme gesteckt und in der Mitte
zusammengekettet. Nach Angaben der "Bäuerlichen Notgemeinschaft" sind die
Pyramiden jeweils etwa eine Tonne schwer.
Die Polizei hat die Blockierer mit Helmen versehen, damit ihnen nichts
passiert, während die Einsatzkräfte versuchen, die Betonkörper mit Meisseln
Stück für Stück abzutragen.
Seine Arme in einer der Pyramiden hat auch Georg Janßen, der
Bundesgeschäftsführer der Arbeitgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft
(ABL).
Der Weg der Castoren zum Zwischenlager Gorleben ist durch die Akion immer
noch versperrt. Die Räumung kann durchaus noch Stunden dauern.
(mkr)
+++
Montag 17:10 Uhr,
Polizeisprecher entgegnet "Welt-Online"-Bericht
Seit dem Nachmittag geistern Zahlen von Welt-Online durch die Medien, nach
denen Sicherheitskräfte Erkenntnisse hätten, dass 800 bis 1.000 Autonome,
die als besonders gewaltbereit gelten, unter den Demonstranten seien. Doch
die Pressestelle "Castor" der Gesamteinsatzleitung der Polizei sieht das
nicht so. "Das bestatigen wir auf keinen Fall", erklärte ein Sprecher
gegenüber taz.de.
Tatsächlich sei die Polizei im Großraum Görde am Sonntag an den Gleisen zum
Teil auf Gruppen besonders gewaltbereiter Demonstranten getroffen, "die mit
Pyrotechnik und Steinen gegen die Polizei vorgingen". Dies sei aber die
Ausnahme. "Man muss das ganz klar trennen von dem friedlichem Protest",
erklärte der Polizeisprecher.
(urb)
+++
Montag, 16:10 Uhr
Räumung vor Gorleben abgeschlossen
Die Räumung vor dem Zwischenlager Gorleben ist abgeschlossen. Die Polizei
ist aber noch damit beschäftigt, die Blockade von Grippel abzubauen. (mkr)
+++
Montag, 15:45 Uhr
Niedersachsens Umweltministerium: Behälter strahlen nicht zu stark
Die Atommüllbehälter TN85, die zur Zeit noch in Dannenberg auf den
Weitertransport warten, überschreiten in ihrer Strahlung keine Grenzwerte.
Das meldete das niedersächsische Umweltministerium am Montag nach
Strahlenmessungen in Anwesenheit von Sachverständigen des TÜV.
"Bei allen drei in Dannenberg gemessenen Behältern wurden die Messwerte von
Valognes bestätigt, nach denen die zulässigen Grenzwerte für die
Oberflächendosisleistung (Gamma- und Neutronenstrahlung) unterschritten
sind", so eine Sprecherin des Ministeriums für Umwelt und Klimaschutz.
Die Dosisleistung an jedem Behälter ist bereits bei der Zusammenstellung
des Transportes in Valognes (Frankreich) im Beisein deutscher
Sachverständiger gemessen worden. Dabei wurde festgestellt, dass die
Dosisleistung die zulässigen Grenzwerte einhalte.
Die Umweltorganisation Greenpeace hatte zuvor nach eigenen Messungen von
"hohen Strahlungswerten" gesprochen. (mla)
+++
Montag, 15:00 Uhr, Gorleben
Räumung der Großblockade wird ruppiger
Die Blockade vor dem Zwischenlager ist derweil zu einem Drittel geräumt.
Die Polizisten tragen die Demonstranten noch immer aus dem Weg - allerdings
wird der Umgang der Sicherheitskräfte zunehmend ruppiger.
Auch im einige Kilometer entfernten Grippel hat die Polizei begonnen, die
Strecke zu räumen - ebenso wie in Quickborn, wo zwischenzeitlich 37
ineinander verkeilte Traktoren die Straße blockierten.(mkr/dpa)
+++
Montag, 14:25 Uhr, Gorleben
Grünen-Politikerin Harms: Messergebnisse an Castoren veröffentlichen
Die Grünen-Politikerin Rebecca Harms hat das niedersächsische
Umweltministerium aufgefordert, Messergebnisse des Eisenbahnbundesamtes an
den Atommüllbehältern des laufenden Transportes umgehend zu
veröffentlichen.
Das Ministerium müsse die Sorgen der Bevölkerung ernst nehmen und seiner
Informationspflicht nachkommen, sagte Harms. Sie verwies auf Messungen der
Umweltschutzorganisation Greenpeace an den Behältern französischer Bauart.
Diese hätten "hohe Strahlungswerte" ergeben.
Greenpeace müsse die Möglichkeit erhalten, die Messungen unter optimalen
Bedingungen zu wiederholen, forderte Harms. Dies müsse geschehen, bevor der
Transport den Dannenberger Verladebahnhof verlasse.
(rp/dpa)
+++
Montag, 14.00 Uhr, Gorleben
Transport noch nicht gestartet
Nach Angaben der Polizei stand der Konvoi mit den elf für Gorleben
bestimmten Atommüllbehältern unterdessen abfahrbereit in der
Castor-Umladestation in Dannenberg. Die Abfahrt des Konvois wurde aber erst
nach der Räumung der Blockade in Gorleben erwartet. (ap/dpa)
+++
Montag, 13:50 Uhr, Zwischenlager Gorleben
Ganze Orte komplett umstellt
Mehrere Ortschaften wie Laase und Quickborn sind von der Polizei komplett
umstellt, auch Journalisten werden nicht durchgelassen. In Quickborn
besteht die Treckerblockade weiter. Auch in Gippel harren die acht an
Pyramiden angeketteten Bäuerinnen und Bauern weiter aus. Die Polizei hat
dort inzwischen schweres Räumgerät aufgefahren. In Laase gibt es eine
Mahnwache. Die Räumung der Sitzblockade vor dem Zwischenlager läuft weiter.
Der Castortransport ist noch nicht losgefahren.
Derweil gehen die Räumungen direkt vor dem Zwischenlager Gorleben weiter.
Die Polizei rückt mit Hunde- und Reiterstaffeln an, verzichtet aber bislang
weiterhin auf Festnahmen der circa 1.200 Blockierer. (rp/mkr)
+++
Montag, 13:15 Uhr, Zwischenlager Gorleben
Die Räumung hat begonnen
Polizisten tragen jeweils zu zweit einen Blockierer aus den Reihen fort.
Einige Demonstranten werden auch wegschleift. Viele Blockierer versuchen,
sich unterzuhaken - und so das Wegtragen zu verhindern.
Bislang werden die Demonstranten nicht festgenommen, sondern an den Rand
getragen, wo sie hinter eine Polizeikette gebracht, die sie davon abhält,
die Zufahrt erneut zu blockieren. (mkr)
+++
Montag, 13:08 Uhr, Zwischenlager Gorleben
Räumung steht nun unmittelbar bevor
Während die etwa 1.200 Blockierer auf Stroh vor dem Zwischenlager sitzen
und Lieder singen, hat die Polizei ihre Kräfte um die Blockierer
zusammengezogen. An der Spitze der Blockierer bilden die Polizisten einen
Halbkreis, tragen Plastik-Handschellen. Am Rand stehen Räumfahrzeuge, um
die Unterstände wegzuräumen.
Die Räumung der Blockade dürfte jetzt jede Minute anfangen.
(mkr)
+++
Montag, 12:45 Uhr, Dannenberg
Polizei beklagt Gewalt einzelner Demonstranten
Die für den Atommüll-Transport ins Zwischenlager Gorleben verantwortliche
Polizeiführung hat eine hohe Gewaltbereitschaft einiger Atomkraftgegner
beklagt. Der Gesamteinsatzleiter der Bundespolizei Thomas Oberroth sagte im
Dannenberg, Demonstranten seien teils mit "krimineller Energie" vorgegangen
- etwa beim Unterhöhlen von Gleisen. "Das sind Vorgänge, die nicht
akzeptabel sind."
Noch bevor der Zug in Dannenberg eingetroffen sei, sei mit Signalmunition
auf Polizeihubschrauber geschossen worden. "Das zeigt die hohe
Gewaltbereitschaft einzelner", sagte Oberroth. Andere brächten sich in
große Gefahr: Der Transport musste vor Dannenberg unter anderem stoppen,
weil es drei Atomkraftgegnern gelungen war, auf den fahrenden Zug
aufzuspringen. "Dieses Verhalten ist absolut lebensgefährlich", sagte
Oberroth. Die Zahl der Aktionen sei höher als beim Transport vor zwei
Jahren.
Der Lüneburger Polizeipräsident Friedrich Niehörster sagte, es seien
dennoch nicht mehr Polizisten eingesetzt als 2006. Damals waren mehr als
10.000 Polizisten in Niedersachsen im Einsatz.
(dpa)
+++
Montag, 12.31 Uhr
Letzter Castor umgeladen
Das Koordinationsbüro der Akw-Gegner X-tausendmalquer berichtet, dass
inzwischen der elfte und letzte Castor auf einen Lkw verladen worden sei.
Die Zahl der Demonstranten vor dem Zwischenlager hat weiter zugenommen.
Inzwischen sind nach übereinstimmenden Schätzungen rund 1.200 Blockierer
vor der Zufahrt.
+++
Montag, 12 Uhr, Zwischenlager Gorleben
Polizei verweist Blockierer des Platzes
Dreimal hat die Polizei die Blockierer inzwischen zur Räumung der Zufahrt
zum Zwischenlager aufgefordert. Damit ist die Blockade nunmehr eine
illegale Versammlung. In Folge hat die Polizei nun Platzverweise
ausgesprochen.
Die Blockierer aber bleiben bislang sitzen. Die Stimmung ist weiter
entspannt. Auch die Polizisten lassen sich von den Clowns gelassen
verulken. Derweil errichtet die Polizei Absperrungen auf der Straße, durch
die später der Transport durchgeleitet werden dürfte. (mkr)
+++
Montag, 11.30 Uhr, Grippel
Straßenblockade mit Betonpyramide
Acht Landwirte der "Bauerlichen Notgemeinschaft" haben ihre Arme jeweils zu
Viert in zwei gelb angestrichene Betonpyramide gesteckt und sich offenbar
darin festgekettet.
Sie blockieren damit die Dorfstraße von Grippel, etwa sechs Kilometer vor
dem Zwischenlager. Damit ist die Route der Castor-Behälter fürs Erste
blockiert. Die Polizei ist vor Ort, hat aber noch kein Gerät, um die
neuerliche Blockade zu beseitigen.
(rp)
+++
Montag, 11:15 Uhr
Greenpeace: TN 85 strahlt 40 Prozent stärker
Greenpeace hat am Vormittag Messungen der radioaktiven Dosis in der Nähe
der Atommüllbehälter gemacht - und nun vorgestellt. Demnach stahlen die
aktuellen französischen Atommüll-Behälter (TN85) mit ihrer Ladung 40
Prozent stärker als der Castortransport 2005 - der bereits durch höhere
Strahlung aufgefallen war. Dennoch sind die Werte, so Greenpeace,
vermutlich im Rahmen der Grenzwerte.
Noch in 14 Metern Entfernung ist die Behälter-Neutronenstrahlung mit 4,8
Mikrosievert pro Stunde mehr als 500 mal höher als die zuvor gemessene
Hintergrundstrahlung durch Neutronen. In direkter Nähe der Behälter, so
schätzt Greenpeace, würde man innerhalb von wenigen Stunden die zulässige
Jahresdosis erreichen.
"Die Belastung des Begleitpersonals, der Anwohner und der Demonstranten ist
unverantwortlich", sagt Heinz Smital, Atomexperte von Greenpeace. "Die
Erkenntnisse über negative Wirkung auch von Niedrigstrahlung wird immer
eindeutiger. Gleichzeitig wird nicht dafür gesorgt, dass Atommüllbehälter
weniger Strahlung abgeben."
Der Gesamteinsatzleiter der Bundespolizei Thomas Oberroth sprach dagegen
von einer "sehr geringe Strahlung, die nach außen wirkt". Außerhalb eines
Bereiches von 6,5 Metern Entfernung zum Behälter gebe es keine messbare
Strahlung. Gefahren könne es geben, wenn sich jemand mehr als dreieinhalb
Stunden in einem engeren Bereich aufhalte.
+++
Montag, 10:45 Uhr, Zwischenlager Gorleben
Polizei fordert zur Räumung auf
Inzwischen wächst die Zahl der Blockierer vor dem Zwischenlager Gorleben
weiter an - es sind schon deutlich über 1.000 Menschen. Die Polizei hat
gerade die erste Aufforderung ausgesprochen, den Platz zu räumen.
Üblicherweise ergehen vor einer polizeilichen Räumung drei solcher
Aufforderungen.
Derweil hängt in Dannenberg der neunte von elf Castoren am Ladekran.
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Montag, 9:50 Uhr
BI: Behälter strahle stärker als erlaubt
Am Montagvormittag erklärte die BI Lüchow-Dannenberg, sie wisse aus
"sicherer Quelle", dass die TN 85 Behälter "stärker strahlen als zulässig".
Der Konvoi dürfe deshalb nicht auf die Straße, forderte ein BI-Sprecher.
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Montag, 9:15 Uhr, Dannenberg
Sieben Castoren inzwischen verladen
Im Dannenberger Verladebahnhof hing um neun Uhr der siebte von elf
Atommüllbehältern am Kran. Die Umladeaktion dauert voraussichtlich noch bis
zum Mittag oder frühen Nachmittag.
Die Sitzblockade vor dem Gorlebener Zwischenlager mit rund 1.000
Demonstranten besteht weiter. Es könnte allerdings sein, dass die
Teilnehmerzahl im Lauf des Tages etwas abnimmt, weil man davon ausgegangen
war, dass der Transport deutlich früher am Zwischenlager ankommt.
Auch die Treckerblockade auf der Nordroute in Quickborn hält an: Mehr als
40 Schlepper stehen auf der Straße, so dass der Castortransport hier nicht
durchkäme.
In Laase kurz vor Gorleben hat eine Mahnwache begonnen, nach Angaben einer
Intiative gibt es dort größeren Zulauf von Atomgegnern. in Laase steht auch
das Kulturzelt "Musenpalast" mit einem Programm rund um die Uhr. (rp/urb)
+++
Montag, 8:00 Uhr, Dannenberg
Umladen der Castoren auf Lastwagen hat begonnen
Auf dem Verladebahnhof in Dannenberg hat am Montagmorgen das Umladen der
elf Castor-Spezialbehälter von der Bahn auf Spezial-Lastwagen begonnen. Ein
Polizeisprecher sagte, gegen Mittag sollten alle Atommüll-Behälter
umgeladen sein. Dann gehe der Transport auf die letzten 20 Kilometer zum
Zwischenlager nach Gorleben. Noch seien allerdings nicht alle Zufahrtswege
frei.
An der Zufahrt zum Zwischenlager dauert die Blockade an. Dort harren noch
immer 1.000 Menschen aus. Die Stimmung ist gut, man wundert sich
allerdings, warum es so lange dauert, den Castor umzuladen. Auch einige
Abgeordnete der Grünen sind noch immer vor Ort, etwa Bärbel Höhn.
Die Polizei wird auch hier räumen müssen, um die Behälter abzuliefern.
Wann, ist noch unklar. "Wir müssen da durch", sagte ein Polizeisprecher
lediglich. Derzeit sei die Lage ruhig.
Auch die Trecker-Blockade der Nordroute zum Zwischenlager in Quickborn hält
noch an. Deshalb rechnen die Atomkraftgegner damit, dass der Castor die
andere Route über Süden nimmt - auf der sich auch noch einzelne Gruppen von
Demonstranten aufhalten.
(reuters/mkr)
+++
Die Nacht zum Montag, Dannenberg/Gorleben
Das klassische Katz- und Maus-Spiel
Begleitet von heftigen Protesten hatte der Atom-Müll-Transport am Montag um
01.00 Uhr mit rund 14-stündiger Verspätung die Verladestation erreicht.
Atomkraft-Gegner und Polizei hatten sich ein Katz- und Maus-Spiel an der
eingleisigen Bahnstrecken zwischen Lüneburg und Dannenberg geliefert.
Demonstranten drangen immer wieder auf die Bahnstrecke vor und mussten von
der Polizei auch unter Einsatz vom Schlagstöcken, Wasserwerfern und
Tränengas abgedrängt werden. Dabei wurden mehrere Menschen verletzt.
Strohballen wurden auf den Gleisen angezündet. An einer Stelle wurden die
Schienen unterhöhlt und mussten repariert werden. In Metzingen setzten
Demonstranten auf einer Bundesstraße Barrikaden in Brand. Die Polizei war
dort mit Wasserwerfern im Einsatz.
Mehrere hundert Blockierer wurden in Gewahrsam genommen. Alle seien aber
wieder frei, sagte ein Polizeisprecher.
(reuters)
+++
[2][Aktuelle Bilderstrecke von den Ereignissen>]
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Mitarbeiter/innen an den Castor-Tickern: Reimar Paul (rp), Malte
Kreutzfeldt (mkr), Matthias Urbach (urb) und Meike Laaff (mla)
10 Nov 2008
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