# taz.de -- Kommentar Sorgerecht für unverheiratete Väter: Ein Rechtsweg zum … | |
> Bisher haben unverheiratete Väter keine Möglichkeit, das Sorgerecht für | |
> ihr Kind einzuklagen. Der Gesetzgeber geht hier von einem falschen | |
> Mutterbild aus. Das muss geändert werden. | |
Ein unverheirateter Vater, dessen Partnerin kein gemeinsames Sorgerecht | |
will, kann daran bisher nichts ändern. Das geht so nicht. Dass | |
unverheiratete Mütter zunächst das Sorgerecht haben, ist zwar in Ordnung. | |
Schließlich muss der Vater die Vaterschaft erst mal anerkennen - und dann | |
auch seine Elternrolle. Aber wenn er das tut, muss er auch die Möglichkeit | |
des Sorgerechts haben. | |
Das deutsche Kindschaftsrecht vertritt bisher, das Sorgerecht sei sozusagen | |
qua Geburt besser bei der Mutter aufgehoben. In hoffnungslosem | |
Juristendeutsch hat das Verfassungsgericht formuliert: "Die Mutter ist die | |
einzige sichere Bezugsperson, die das Kind bei seiner Geburt vorfindet." | |
Dies rechtfertige das alleinige Sorgerecht. Das ist süß, aber von einem | |
Muttermythos getragen, von dem die Realität dann doch weit entfernt ist. Ob | |
die Mutter eine "sichere Bezugsperson" ist, wird das Kind nämlich erst noch | |
herausfinden. Vielleicht ist ja der Vater die viel sicherere Bezugsperson - | |
oder beide machen das prima. Warum sollen sie dann nicht gemeinsam | |
Entscheidungen für das Kind treffen, auch im Fall einer Trennung? | |
Politik und Karlsruhe gehen davon aus, dass ein Sorgerecht, das vom Vater | |
erst erstritten werden muss, dem Kind nichts nützt. Dann müsse es nämlich | |
weitere endlose Konflikte um alle wichtigen Entscheidungen aushalten. Aber | |
vielleicht ist der Konflikt ja gar nicht so groß? Vielleicht ist der Mutter | |
nur, etwa vom Jugendamt, geraten worden, den für sie einfacheren Weg zu | |
gehen. Denn der Vater hat ja keinerlei Handhabe dagegen. Das aber ist | |
wirklich ungerecht. Väter müssen Gerichte davon überzeugen können, dass | |
auch sie gut für ihr Kind Sorge tragen können. | |
Warum manche Frauenverbände dabei schlecht über ihren Schatten springen | |
können, liegt wohl auch an Begründungen, wie sie ein Vater in Karlsruhe für | |
seine Klage angab: "Was bekommt mein Kind für ein merkwürdiges Vaterbild, | |
wenn ich bei allen wichtigen Fragen nichts zu sagen habe?" Da spricht mehr | |
verletzte männliche Eitelkeit als Sorge um ein Kind. Väter brauchen einen | |
Rechtsweg zu ihrem Kind. Dann können manche vielleicht auch ihr Selbstbild | |
wieder auf Normalmaß schrauben. | |
6 Dec 2008 | |
## AUTOREN | |
Heide Oestreich | |
## TAGS | |
Väter | |
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