# taz.de -- rauchverbot: Fröhlich qualmt's am Eck | |
> Die Bürgerschaft novelliert diese Woche das Nichtraucherschutz-Gesetz. Ab | |
> 2009 ist dann legal, was derzeit geduldet wird: die kleine rauchende | |
> Eckkneipe VON KLAUS WOLSCHNER | |
Bild: Rauchen kann lebensverkürzend wirken. In Einkaufspassagen bleibt es desh… | |
"Das Herum-Geeiere", sagt Litfaß-Pächter Norbert Schütz, "ist eine | |
Katastrophe." Seine Kneipe am Ostertorsteinweg ist eine von jenen, die | |
weniger als 75 Quadratmeter Gastraum-Fläche haben. Also darf dort geraucht | |
werden. "Aber zählen da Toiletten bei der Berechnung mit?", fragt Schulz. | |
Das Bundesverfassungsgericht hat für "inhabergeführte" kleine Gaststätten | |
das Rauchverbot für verfassungswidrig erklärt, weil das einen "unzulässigen | |
Wettbewerbsnachteil" mit sich bringe. Aber wenn ein Inhaber mehrere | |
Gaststätten hat und von Angestellten führen lässt, gilt dann das | |
Flächen-Kriterium auch? | |
Fragen über Fragen. In dieser Woche wird die Bürgerschaft das bremische | |
Nichtraucherschutz an die Rechsprechung des Bundesverfassungsgerichtes | |
anpassen - und dabei einige andere Probleme lösen. Zum Beispiel das des | |
Nordausgangs am Hauptbahnhof. Da wird im geschlossenen Raum gequalmt, | |
obwohl Bahnreisende dem Rauch kaum ausweichen können, weil der Durchgang | |
zwischen den Imbiss-Buden sehr eng ist. Wer denkt, da gelte doch | |
Rauchverbot - wie sonst auf allen Bahnhöfen -, der irrt: Es handelt sich um | |
eine private Einkaufspassage, auf den Imbiss-Tischen stehen Aschenbecher. | |
Der Inhaber hatte zeitweise das Rauchen untersagt, auf Druck der Gastwirte | |
aber wieder erlaubt. Das gilt noch bis zum Ende des Jahres. Dann soll sich | |
das ändern: "Einkaufszentren und Einkaufspassagen" werden im Bremer | |
Nichtraucherschutzgesetz rauchfrei gestellt. | |
Nur für Speisegaststätten gilt nach wie vor das klare Rauchverbot. Rauchen | |
ist dort nur erlaubt, wenn ein Gastwirt, wie etwa der vom "Schweinske", | |
einen großen Raum seiner Gaststätte zum "Raucherraum" erklärt. Es gibt auch | |
andere Kneipen, die in einem verqualmten "Nebenraum" Umsatz wie immer | |
machen und bei denen in der eigentlichen Gaststätte oft gute Luft und | |
gähnende Leere herrscht. | |
"Das Nichtraucherschutzgesetz hat eben auch eine große Bautätigkeit | |
ausgelöst", sagt Robert Bücking, Ortsamtsleiter in der Östlichen Vorstadt. | |
Einige Wirte haben Räume abgetrennt, andere Wintergärten oder schlichte | |
Zelte aufgebaut und zum "Zweitraum" erklärt. Beim Litfaß ist der Tag in | |
Nichtraucher- und Raucherzone eingeteilt. Obwohl beim Frühstück als | |
"bierbegleitende Speise" das Rauchen erlauben werden könnte, ist das Litfaß | |
bis 15 Uhr rauchfrei, danach darf gequalmt werden. Große Einbußen beim | |
Umsatz beklagt der Wirt nicht, der rauchfreie Juli hatte allerdings auch | |
raucherfreundliches Wetter - da setzt oder stellt sich der Raucher gern | |
raus. Im Winter wäre es schon zu Einbußen gekommen, schätzt Schütz. | |
Wirkliche Verstöße gegen das Nichtraucherschutzgesetz sind im Juli so auch | |
nur wenige angezeigt worden. Seitdem das Bundesverfassungsgericht Ende Juli | |
das Gesetz zurückgewiesen hat, kontrolliert das Stadtamt nicht mehr von | |
sich aus. | |
Bei der Neufassung sollen nicht nur die Einkaufspassagen einbezogen werden. | |
Auch soll die Ausnahmeregelung für "Festzelte" ersetzt werden durch | |
"fliegende Bauten" - Festzelte aus Holz sind damit erfasst. | |
Und was hat der Aufwand gebracht? "Der Nichtraucherschutz hat sich erledigt | |
mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes", sagt Robert Bücking - | |
überall werde geraucht wie eh und je. Allerdings mit sinkenden Tendenz aus | |
anderem Grund: Seitdem die Zigaretten teurer geworden sind vor ein paar | |
Jahren, treffe er immer mehr auf Selbstdreher oder eben konvertierte | |
Raucher, berichtet Wirt Schütz. | |
8 Dec 2008 | |
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Bremische Bürgerschaft | |
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