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# taz.de -- Neonazi-Attentat von Passau: Die Spur führt nach München
> Die Ermittler im Fall des Messerattentats auf Passaus Polizeichef Alois
> Mannichl suchen noch immer nach dem Haupttäter. Ins Visier ist eine
> Münchner Neonazigruppe geraten.
Bild: Auf der Polizeidirektion von Passau werden die Verhafteten verhört: Arbe…
PASSAU taz Vom Täter fehlt weiter jede Spur - auch am fünften Tag nach dem
Messerattentat auf Passaus Polizeichef Alois Mannichl. Die Suche gehe
weiter, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag in Passau mit.
Die Ermittler haben mittlerweile ihre Fahndung auf ganz Deutschland
ausgeweitet. Gesucht wird jetzt nach zwei Verdächtigen.
Mannichl hatte den Angreifer als 1,90 Meter groß, Anfang 30 und glatzköpfig
beschrieben. Er habe ein auffälliges Muttermal oder eine Tätowierung am
Hals gehabt. Nun hat sich ein weiterer Zeuge gemeldet, der am selben Abend
in der Nähe des Tatorts einen verdächtigen Mann beobachtet hat, zwischen 30
und 40 Jahre alt, glatzköpfig, kräftig, hinter dem Ohr ein Tattoo in Form
einer Schlange. "Wir können nicht ausschließen, dass es sich um zwei
verschiedene Personen handelt", sagte Polizeidirektor Anton Scherl. Es sei
aber auch möglich, dass beide Zeugen dieselbe Person gesehen haben.
Während man in Passau erfolglos sucht, führt die heißeste Spur nach
München. Am Mittwoch wurde gegen ein Münchner Neonazi-Ehepaar Haftbefehl
erlassen. Beide sollen am Abend des Anschlags mit dem Auto in der Nähe des
Tatorts gesehen worden sein. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, an der
Planung der Tat beteiligt gewesen zu sein. Beide hätten keine direkte
Verbindung zur rechten Szene in Passau, sagte der leitende Oberstaatsanwalt
Helmut Walch. Dafür gehören sie zum harten Kern der Münchner Szene.
Die beiden, Manuel H., 33, und seine Frau Sabrina H., 22, sind bei der
rechtsautonomen Kameradschaft "Freie Nationalisten München" aktiv. Der
Anführer der als besonders aggressiv bekannten Gruppe, Philipp Hasselbach,
wurde am Mittwoch ebenfalls festgenommen, kam nach einem Verhör aber wieder
frei. Nach seiner Version sei das Ehepaar H. zum Zeitpunkt des Anschlags
mit ihm im Auto zu einem Neonazitreffen in Erding gefahren. Doch die
Ermittler glauben der Aussage offenbar nicht.
Die "Freien Nationalisten", denen die Verdächtigen angehören - der
Landesverfassungsschutz schätzt ihre Stärke auf nicht mehr als 15 Personen
-, unterhalten gute Verbindungen zur NPD. Sie machten Wahlkampf für Karl
Richter, der seit dem Frühjahr für die NPD-Tarnliste "Bürgerinitiative
Ausländerstopp" im Münchner Stadtrat sitzt. Und es gibt Verbindungen zur
rechtsterroristischen Gruppe um den Neonazi Martin Wiese, der einen
Sprengstoffanschlag auf das jüdische Gemeindezentrum in München geplant
hat. Aus dessen Organisation, der "Kameradschaft Süd", sind die "Freien
Nationalisten" hervorgegangen. Der Gründer der alten Kameradschaft, der
gefängniserfahrene Norman Bordin, gehörte lange auch der Gruppe um
Hasselbach und H. an. Vor einiger Zeit trennten sich die Kameradschaft und
Bordin offiziell. Doch erst im November war er einer der Hauptredner auf
einer von Hasselbach organisierten Demonstration.
Auf der Internetseite seiner Gruppierung empörte sich Hasselbach über die
Festnahmen und kündigte Protest an. Er werde "bis zum Wochenende
aktionistische Möglichkeiten konkretisiert haben", so Hasselbach.
18 Dec 2008
## AUTOREN
Bernhard Hübner
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Passauer Attentat auf Polizeichef: Aus Zeugen werden Tatverdächtige
In München wird ein Ehepaar festgenommen, das in das Attentat auf den
Polizeichef Passaus verwickelt sein könnte. Beide sollen in der
rechtsextremen Szene tief verwurzelt sein.
Nach dem Passauer Attentat: Was tun gegen rechts?
Machen Neonazis auf sich aufmerksam, wird reflexartig ein NPD-Verbot
gefordert. Aber was bringt das? Und was kann man außerdem tun? Die taz hat
nachgefragt, bei Künstlern, Forschern und der Polizei.
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