# taz.de -- Multikulti vor Abschaltung: Die Luft ist noch lange nicht raus | |
> Radio Multikulti ist tot - es lebe Radio Multikulti. An Silvester will | |
> der RBB seinen Integrationsfunk endgültig abschalten. Der war im | |
> Mutterhaus immer ein ungeliebtes Kind. Aber nicht bei den Fans: Die | |
> planen, ihn auferstehen zu lassen - als Webradio. | |
Bild: Professor Dr. Fritz Schröter erklärt am 22.3.1960 während der Jubiläu… | |
Totgesagte leben länger - wie viel Wahrheit in diesem Sprichwort steckt, | |
hat Radio Multikulti von Beginn seiner Existenz an bewiesen. Zwei Tage nach | |
der ersten Sendung im September 1994 berichtete die taz bereits, der neue | |
Sender sei "zu schwach". Denn das Programm war wegen seiner schlechten | |
Frequenz nicht einmal im ganzen Stadtgebiet zu empfangen. Der Spiegel | |
kündigte in seinem ersten Text über "Europas ersten multikulturellen | |
Radiosender" damals gleich dessen geplantes Ende nach dreijähriger | |
Sendezeit an. | |
Diese Projektphase überstand Multikulti dann zwar lebend. Doch der | |
politisch gewollte Sender blieb zeit seines Lebens ein Stiefkind des | |
Mutterhauses SFB. Nach dessen Zusammenschluss mit dem | |
öffentlich-rechtlichen Sender Brandenburgs (ORB) zum RBB und der | |
gleichzeitigen Ernennung der neuen Intendatin Dagmar Reim 2003 stand die | |
Existenz der Integrationswelle erneut auf wackligen Beinen. Nach den klaren | |
Sparzwängen durch schrumpfende Gebühreneinnahmen in den armen Ländern | |
Brandenburg und Berlin wurde im Mai 2008 das Schicksal von Radio Multikulti | |
besiegelt. Obzwar durch dessen Schließung nur ein geringer Teil der | |
einzusparenden Summe erreicht werden konnte, stimmte der Rundfunkrat den | |
Plänen der Intendatin zu. | |
Von den 20 Sprachen, in denen die Welle sendet - von Albanisch über Romanes | |
zu Vietnamesisch - werden 17 komplett aus dem berlin-brandenburgischen, | |
teils auch ganz aus dem deutschen Medienangebot verschwinden (siehe | |
Kästen). Nur die Sendungen in arabischer, polnischer und russischer Sprache | |
werden von der WDR-Welle "Funkhaus Europa", deren Programm künftig auf der | |
Multikulti-Frequenz ausgestrahlt werden soll, fortgesetzt. Die | |
festangestellten MitarbeiterInnen der Welle haben neue Aufgaben. Auch für | |
gut die Hälfte der 90 freien MitarbeiterInnen sei gesorgt, teilt der RBB | |
mit. | |
Manche davon kann man vielleicht bald schon wieder hören. Denn wenn alles | |
klappt, dann soll das Aus der Welle nur wenige Minuten dauern: Am 31. 12. | |
um 22 Uhr will der RBB Radio Multikulti abschalten. Genau zehn Minuten | |
später will ihr Freundeskreis die Welle wieder auferstehen lassen - als | |
privat betriebenes Radio im Internet. | |
Zwar hat dieses neue Baby noch keinen Namen, aber schon viele Mütter und | |
Väter, die es richtig gern haben. Neben vielen bisherigen MitarbeiterInnen | |
von Radio Multikulti gehören dazu auch Firmen der lokalen Musik- und | |
Kreativindustrie sowie der Freundeskreis Radiomultikulti, der sich aus | |
treuen HörerInnen gegründet hat. Gesendet werden soll zunächst von einem | |
Schiff aus, der Einsatz der MitarbeiterInnen ist ehrenamtlich. | |
Infos: www.multikulti.eu. | |
Spendenkonto: südost Europa Kultur e. V. Konto: 472 227 104, BLZ: 100 100 | |
10 Postbank Berlin | |
26 Dec 2008 | |
## AUTOREN | |
Alke Wierth | |
Alke Wierth | |
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Fernsehen | |
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