Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Konjunkturpaket II: Fluch der kurzfristigen Investition
> Das Konjunkturpaket gefährdet die Förderpläne für Bildung. Dringender als
> energetisch sanierte Schulgebäude brauchen Schüler mehr Lehrpersonal und
> mehr Klassenräume.
Bild: Ein Schritt in die richtige Richtung: Klobürste
Die Gewinner des gestrigen Tages sind nicht zuletzt Schüler, Studierende
und Kindergartenkinder. Der größte Teil der von der Regierung beschlossenen
Investitionen, rund 6,5 Milliarden Euro, wird in den nächsten Monaten in
Bildungseinrichtungen fließen. Gleichzeitig dürften sie die Verlierer von
morgen sein. Denn die mit dem Konjunkturprogramm einhergehende gigantische
Staatsverschuldung gefährdet nachhaltige Investitionen in Bildung.
Natürlich ist es toll, wenn der Bund den örtlichen Klempner finanziert,
damit die Spülung der Schulklos repariert wird. Fraglos müssen auch die
Spritzbetonwände zahlreicher 70er-Jahre-Hörsäle dringend wärmeisoliert
werden. Doch gleichzeitig wird nicht ein einziger der rund 80.000
jährlichen Schulabbrecher dadurch besser gefördert. Keiner der rund 170.000
Risikoschüler, die in der neunten Klasse gerade mal auf Grundschulniveau
lesen können, verbessert in energetisch sanierten Schulgebäuden seine
Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Deshalb wäre es wichtig, da vorausschauend gewesen, wenn die Regierung
kurzfristige Maßnahmen zur Belebung der Wirtschaft mit langfristigen
Investitionen verknüpft hätte. Das hätte etwa bedeutet, Geld für neue Räume
und mehr Personal in Ganztagsschulen bereitzustellen. Das
Ganztagsschulprogramm endet dieses Jahr, Fortsetzung derzeit nicht geplant.
Nachhaltig wäre es auch, mehr staatlich bezahlte Sozialarbeiter in
Brennpunktschulen zu schicken und rasch die benötigten zusätzlichen Plätze
an Hochschulen bereitzustellen.
Zur Erinnerung: All diese Themen haben Bund und Länder auf dem
Bildungsgipfel selbst als wichtig und drängend herausgestellt. Bei der
Finanzierung sahen sie jedoch jeweils die andere Seite in der
Verantwortung. So zankten sich Bund und Länder ergebnislos, wer 2
Milliarden Euro für sogenannte Schulbegleiter zahlen sollte.
Das Konjunkturprogramm verschlechtert die Chancen, sich bei solchen
Finanzierungsfragen zu einigen. Denn die Länder können sich nun auf die
Mitfinanzierung von Schulklos zurückziehen, während der Bund bei künftigen
Haushaltsplanungen strikte Ausgabensperren verhängen wird.
14 Jan 2009
## AUTOREN
Anna Lehmann
Anna Lehmann
## TAGS
Sanierungsstau
## ARTIKEL ZUM THEMA
Prioritäten an Bremer Schulen: Computer statt Klos
Eltern und Schüler*innen beklagen sich über den schlechten Zustand von
Bremens Schultoiletten. Doch die Digitalisierung geht vor.
Weihnachten noch nicht vorbei: Zweites Konjunkturpaket beschlossen
CDU, CDU und SPD haben in Berlin weitere milliardenschwere Maßnahmen zur
Stützung der Konjunktur verabredet. Experten erwarten eine
Rekord-Neuverschuldung.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.