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# taz.de -- Zeitungsübernahme: Hamburger Mopo heuschreckenfrei
> Nach dem Verkauf der Hamburger Boulevardzeitung an den Kölner
> DuMont-Verlag hoffen die Mitarbeiter auf bessere Zeiten, befürchten aber
> eine Fortsetzung des Sparkurses
Bild: Dahinter steckte nicht immer ein kluger Investor: Hamburger Morgenpost
Die Hamburger Morgenpost (Mopo) wechselt den Besitzer - zum sechsten Mal in
den vergangenen zehn Jahren. Am Dienstag teilte der Kölner Zeitungsverlag
M. DuMont Schauberg (MDS) mit, er habe von der Mecom-Gruppe des britischen
Medieninvestors David Montgomery das Hamburger Boulevardblatt samt der
Berliner Zeitung und dem Berliner Kurier für 152 Millionen Euro gekauft.
Arbeitsverträge, Betriebsvereinbarungen und Tarifverträge behalten laut dem
Gesamtbetriebsrat der ehemaligen Mecom-Zeitungen ihre Gültigkeit.
In der Mopo-Zentrale in der Hamburger Griegstraße löste die Nachricht
allgemeine Erleichterung aus. "Kein Zeitungsverleger hat sich bisher bei
seinen Mitarbeitern so unbeliebt gemacht wie David Montgomery", weiß
Mopo-Betriebsrat Holger Artus. Er empfand Montgomery als "Heuschrecke", die
ohne zu investieren Gewinne abschöpfte.
Mit dem Ziel, eine Rendite von mindestens 20 Prozent aus dem fast 60 Jahre
alten Traditionsblatt herauszuholen, hatte der Medienmogul in den
vergangenen zwei Jahren Mitarbeiter entlassen, die Mopo-Vollredaktion durch
Kooperationen mit seinen Berliner Zeitungen amputiert und den verbliebenen
Redakteuren immer neue Zusatzaufgaben, wie die Produktion der
Sonntags-Mopo, aufgedrückt. "Journalistische Qualitätskriterien", so ein
Mopo-Mitarbeiter, "spielten dabei keine Rolle".
Weil der Kurs der Mecom-Aktien infolge der Finanzkrise in den Keller
gerauscht war und ihn kurzfristige Verbindlichkeiten in Höhe von über 600
Millionen Euro drücken, musste Montgomery sein Deutschland-Geschäft jetzt
abstoßen - trotz der üppigen Gewinne, die die Mopo im vergangenen Jahr
abwarf. DuMontSchauberg, der Titel wie den Kölner Stadtanzeiger, den
dortigen Express, die Mitteldeutsche Zeitung und die Frankfurter Rundschau
herausbringt, steigt nach dem Deal zum viertgrößten deutschen
Zeitungsverlag auf.
Bei der Belegschaft der Morgenpost mischt sich die "hoffnungsfrohe
Stimmung" mit der Befürchtung, auch das Kölner Verlagshaus könnte
Montgomerys Kurs, die Redaktionen der einzelnen Zeitungen zusammenlegen,
weiter vorantreiben. So warnt der Mopo-Betriebsrat den Neu-Eigentümer
davor, das Konzept "der Zusammenlegung der einzelnen überregionalen Teile"
weiter zu verfolgen.
Auch die Gewerkschaft Ver.di fordert den "Erhalt der Eigenständigkeit" der
Morgenpost. Alle Versuche, die Mopo "zu einer Außenstelle" zu machen,
würden "auf denselben Widerstand bei den Beschäftigten treffen wie zu
Montgomerys Zeiten", sagt der Ver.di-Landesfachbereichsleiter Medien,
Martin Dieckmann.
Die Hamburger SPD, der das kleinformatige Boulevardblatt von 1949 bis 1979
gehörte, bewertet den Verkauf als "gute Nachricht für die Mopo" und "Chance
für den Zeitungsstandort Hamburg". Nun gehe es darum, dass anstelle "der
reinen Kapitalverwertungslogik wieder journalistische Interessen in den
Vordergrund rücken", sagt Uwe Grund, medienpolitischer Sprecher der
Hamburger SPD.
13 Jan 2009
## AUTOREN
Marco Carini
## TAGS
Presse
Verlagswesen
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